Kein Ausnahmezustand |
13.06.2006 16:42 Uhr |
<typohead type="3">Kein Ausnahmezustand
von Thomas Bellartz, Berlin
Die optimistischen Erwartungen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft scheinen sich zumindest für den deutschen Einzelhandel nicht zu erfüllen -und damit schon gar nicht für die Apotheken. Trotzdem ist das Schaufenster- und Marketing-Thema Nummer eins der Fußball. Was sonst?
Kurz vor dem Anpfiff der WM in München war die Hoffnung groß. Da erwartete der deutsche Einzelhandel von der Fußball-Weltmeisterschaft einen Umsatzschub in Milliardenhöhe. »Wir rechnen mit einem zusätzlichen WM-Umsatz von rund zwei Milliarden Euro«, sagte beispielsweise Hubertus Pellengahr, Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), in Berlin. Im vergangenen Jahr hatte der Gesamtumsatz im deutschen Einzelhandel nach Angaben von Pellengahr bei rund 390 Milliarden Euro gelegen.
Nach HDE-Einschätzung sollten von der WM-Stimmung vor allem die Händler an den zwölf Austragungsorten profitieren. Die Handelsunternehmen hätten sich auf die Besucher eingestellt. In den meisten Bundesländern seien zur Weltmeisterschaft die Ladenöffnungszeiten gelockert.
Deutschland sei dank niedriger Preise »ein wahres Einkaufsparadies« für Touristen, erklärte HDE-Hauptgeschäftsführer Holger Wenzel. Gerade für die vielen Touristen aus Staaten außerhalb der EU sei das Einkaufen in Deutschland interessant, weil sie ihre Einkäufe umsatzsteuerfrei aus der Europäischen Union ausführen könnten, sagte Wenzel.
Handel profitiert wenig
Nach den ersten Spieltagen und insbesondere nach dem ersten Wochenende, in dem vielerorts mit längferen Öffnungszeiten kauffreudige Klientel gelockt werden sollte, kam die große Ernüchterung. Jenseits von Getränkemärkten, Fan-Shops und Supermärkten, blieb der Einzelhandel vom großen »Run« auf seine Auslagen verschont. Und so haben die ersten Shoppingcenter bereits entschieden, ihre Öffnungszeiten wieder auf ein Normalmaß zurückzuführen.
In der Apothekenlandschaft ist die WM indes allerorten sichtbar. Schaufenster sind dekorativ gestaltet; zahlreiche Kooperationen und Hersteller stellten ihr Marketing auf das Großereignis ab und boten Apotheken die übliche Unterstützung zum Beispiel bei der Gestaltung.
Wichtig ist natürlich auch eine gezielte Produktwerbung, hier ein Auszug aus einer Medienveröffentlichung der Stada für ladival: »Kurz vor der Fußball-WM 2006 - 90 Minuten Hochspannung, 90 Minuten anfeuern, 90 Minuten mitfiebern. Bei gutem Wetter bedeutet ein Fußballspiel vor allem für die Fans in den Public Viewing Areas aber auch: 90 Minuten Sonneneinstrahlung pur. Daher sollten Sie nicht vergessen, die Haut ausreichend vor den gefährlichen UV-Strahlen der Sonne zu schützen, denn: Die Haut vergisst nichts.«
Es folgen nützliche Tipps und - natürlich - der Rat, den entsprechenden Sonnenschutz aufzutragen, verbunden mit dem Hinweis, den gebe es in der Apotheke um die Ecke. Freilich wird mancher Fußballfan nicht unbedingt den Ratschlag be-herzigen, auch während des Fußballspiels »regelmäßig« zu überprüfen, »ob die Haut rot wird«. Manche Körperbemalungen in den Nationalfarben machen derlei Checks ohnehin unmöglich.
NAI spielt Doppelpass
Auch die in der Apotheke erhältlichen Publikumsmedien nehmen das Thema auf und spielen somit Doppelpass mit der Apotheke. So informiert in ihrer aktuellen Ausgabe die Neue Apotheken Illustrierte (NAI), dass sich auch Apotheken gegen Fußballverletzungen wappnen. In ihrem Titelbeitrag vom 1. Juni, »Fußballer rundum gesund«, zeigt die NAI, was Apotheken gegen Sportverletzungen alles zu bieten haben. Natürlich ist dies auch das Hauptthema am diesjährigen Tag der Apotheke am 22. Juni 2006, der unter dem Motto »Sportschmerzschlussaus« steht.
Die NAI informiert über den Nutzen von Crèmes und Gelen, über ätherische Öle sowie pflanzliche Extrakte. Wer auf dem Spielfeld Höchstleistung erbringen wolle, sollte es mit der Ernährung halten wie Ballack und Co.
Sepp Maier wirbt
Einen Monat vor der WM hatte die Kooperation Vivesco den früheren Nationaltorwart Sepp Maier nach Frankfurt eingeladen. »Jeder Ballkontakt zählt« lautet eine bundesweite Spendenaktion in mehr als 1200 vivesco-Apotheken. Für jede Kundenunterschrift auf Fußbällen, die bis zum 8. Juli in vivesco-Apotheken auf das runde Leder geschrieben wird, spenden die Apotheker 10 Cent an die Initiative »Keine Macht den Drogen«. Mit dem Gesamterlös stattet die vivesco Apotheken-Kooperation Kinder- und Jugendeinrichtungen mit 500 »Move-it-Boxen« aus.
Die Boxen mit vielfältigen Spiel- und Sportgeräten sorgen für ein abwechslungsreiches Bewegungsangebot und werden von »Keine Macht den Drogen« erfolgreich zur Sucht- und Gewaltprävention eingesetzt. Kinderheime, Kindergärten, Vereine und Schulen können sich in den teilnehmenden Apotheken in ihrer Nähe für die Boxen bewerben.
Insgesamt stehen Apotheken, Kooperationen und Hersteller in einem enormen WM-Wettbewerb; denn jedes Geschäft - ob Einzelhändler oder Supermarktkette - will von dem sportlichen Top-Ereignis profitieren. Da fällt es schwer, aufzufallen.