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Virale Hepatitiden

Nach C kommen B und D

06.06.2018  09:38 Uhr

Nachdem sich die früher lebensbedrohliche Hepatitis C heute gut behandeln lässt, stehen mittlerweile bei der Arzneistoffforschung andere Hepatitiden im Fokus, vor allem die Hepatitis B und D. ­Professor Dr. Eckart Schott vom Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin gab einen Überblick über aktuelle und zukünftige Therapiemöglichkeiten.

»Bei Hepatitis B wird eine Heilung auf absehbare Zeit nicht möglich sein«, sagte der Mediziner. Denn beim Hepa­titis-B-Virus (HBV) handelt es sich im Gegensatz zu den anderen Hepatitis-Viren um ein DNA-Virus. Das bedeutet, die Virus-DNA kann in das Genom des Wirts integriert werden.

 

Dauerhaft unter Kontrolle bringen

 

Ziel der Therapie einer chronischen HBV-Infektion sei es, das Virus dauerhaft unter die Kontrolle des Immunsystems zu bekommen. »Das kann mit der Gabe von Interferon-α gelingen, ist aber längst nicht bei allen Patienten ­erreichbar«, sagte der Mediziner. Eine weitere Therapiemöglichkeit ist die Virus­suppression durch Hemmung der reversen Transkription mithilfe von Poly­merase-Inhibitoren. Mittel der Wahl seien hier Entecavir und Tenofovir-Disoproxilfumarat beziehungsweise das neue Tenofovir-Alafenamid, da sich unter der Behandlung kaum Resistenzen entwickeln, so Schott.

 

In den vergangenen Jahren sind einige neue Therapiekonzepte zur Behandlung der Hepatitis B entwickelt worden. Zu den am weitesten entwickelten Ansätzen zählen die sogenannten Kapsidinhibitoren, die die Freisetzung des Virus aus der Wirtszelle verhindern. Die Wirkstoffe blockieren entweder die Verpackung der prägenomischen RNA oder die Formation des Nukleokapsids. »Eine potente Substanzklasse, die bei kleinen Patienten­kohorten gut wirksam war«, lautete Schotts Bewertung. Ob diese Wirkstoffe allerdings dauerhaft Vorteile gegenüber den Polymerase-Hemmstoffen hätten, sei schwer zu sagen. Eventuell sei eine Kombination der beiden Wirkstoffgruppen sinnvoll.

 

Kurz ging Schott auch auf die Hepatitis D ein – »die Virushepatitis mit der schlechtesten Prognose«. Einzige Therapieoption sei bisher Inter­feron-α. Allerdings befänden sich derzeit einige Behandlungskonzepte in der Entwicklung, darunter etwa Lonafarnib, das einen Prenylierungsschritt bei der Replikation des Hepatitis-D-Virus hemmt. Eine weitere Option, sowohl für die Behandlung der Hepatitis B als auch der Hepatitis D, ist der Entry-Inhibitor Myrcludex B. Das synthetische Polypeptid soll die Aufnahme der Viren in die Leberzellen verhindern.

 

Wenig Neues bei Hepatitis C

 

Wenig Neues konnte Schott zur Therapie der Hepatitis C berichten. Mit den vorhandenen Therapieregimen könnten inzwischen alle Genotypen und alle Stadien der Lebererkrankung gut behandelt werden: Die Ansprechraten lägen bei mehr als 95 Prozent. »Eigentlich sind alle Probleme gelöst, die die Therapie der Hepatitis C zu früheren Zeiten zu einer Herausforderung gemacht haben«, sagte der Mediziner. In der Praxis sei vor allem auf mögliche Interaktionen zu achten. Denn bei vielen Hepatitis-C-­Medikamenten gibt es ein hohes Potenzial für Wechselwirkungen. »Meist sind entsprechende Interaktionsprobleme aber gut lösbar«, so Schott.

 

Nun beschäftigt Ärzte die Frage, welches der vorhandenen Therapieregime sie bei welchem Pa­tienten einsetzen sollen. Die Kombinationen Sofosbuvir/Velpatasvir (Epclusa®), Sofosbuvir/Velpatasvir/Voxilaprevir (Vosevi®) und Pibrentasvir/Glecaprevir (Maviret®) seien alle pangenotypisch wirksam, das heißt, sie können bei allen Patienten ohne vorherige Bestimmung des Genotyps eingesetzt werden, berichtete Schott. Zu beachten sei aber unter anderem, dass Sofosbuvir-basierte Regime bei Patienten mit Nieren­insuffizienz nicht erste Wahl sind, da Sofosbuvir renal eliminiert wird. Bei Patienten mit dekompensierter Zirrhose sollten Proteaseinhibtoren nicht zum Einsatz kommen, da sie das größte hepato­toxische Potenzial zeigen. Besser geeignet sei dann die Kombina­tion von Sofosbuvir und einem NS5A-Hemmer.

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