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Pruritus

Von der Socke bis zur Locke

04.06.2014  09:42 Uhr

Erstaunlich viele Menschen leiden unter chronischem Juckreiz. Noch erstaunlicher ist, dass die allermeisten keine Therapie erhalten. Professor Dr. Sonja Ständer vom Universitätsklinikum Münster informierte über die verfügbaren Optionen und gab Empfehlungen für die Beratung.

»Pruritus ist ein Symptom von Erkrankungen, das durch einen oder die Akkumulation vieler Faktoren ausgelöst wird«, sagte Ständer. Sie präsentiert die Ergebnisse einer Befragung von mehr als 11 000 arbeitenden Menschen, wonach rund jeder Sechste in den sechs vorangegangenen Wochen unter Juckreiz litt. Ein Viertel davon hatte häufig oder konstant Beschwerden. 

 

Das Resultat ist eine deutlich eingeschränkte Lebensqualität bis hin zur Depression, so Ständer. Eine weitere Beobachtung aus der Befragung: Nur ein Bruchteil der Betroffenen befand sich wegen des Juckreizes in Behandlung. Die Medizinerin kritisierte, dass trotz der hohen Prävalenz in der Bevölkerung weitgehend Versorgungsstrukturen fehlen. »Jeder Pruritus gehört abgeklärt, weil dahinter auch eine schwere Erkrankung wie beispielsweise Krebs stecken kann«, mahnte Ständer.

 

Ursachen ungeklärt

 

Warum es viele Patienten von der Socke bis zur Locke juckt, ist der Referentin zufolge noch nicht vollständig geklärt. Beteiligt sei in der Haut unter anderem ein Netzwerk aus Mastzellen, Keratino­zyten, sensorischen Neuronen und Entzündungszellen. Ständer sprach von einem »großen Konzert von Rezeptoren«, die Juckreiz weiterleiten können, darunter neben den altbekannten Histamin-Rezeptoren auch Toll-like- und Endo­thelin-Rezeptoren.

 

Die Pathogenese bei verschiedenen Pruritus-Entitäten ist sehr unterschiedlich, wie Ständer an zwei Erkrankungen deutlich machte. So sei eine Urtikaria H1-Rezeptor-vermittelt und Antihist­aminika helfen in der Regel. Ob sie auch bei Neurodermitis helfen, sei dagegen fraglich. Hier sei das Geschehen nämlich viel komplexer. Verschiedene Rezeptoren, zum Beispiel der Interleukin-31- Rezeptor oder der H4-Rezeptor, seien beteiligt. Ständer informierte, dass mit Aprepitant und neuen Antagonisten am Neurokinin-1-Rezeptor klinische Studien, unter anderem zum Einsatz bei atopischer Dermatitis, laufen. Derzeit erfolge aber die Anwendung von Aprepitant, das bisher nur bei Chemotherapie-induziertem Erbrechen zugelassen ist, bei Neurodermitis noch off label.

 

Im Folgenden ging die Referentin auf das stufenweise symptomatisch-therapeutische Vorgehen bei chronischem Pruritus gemäß der aktuellen AWMF-Leitlinie ein. Das beinhaltet in der ersten Stufe neben Diagnose und Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung auch den möglichen Einsatz von Antihistaminika und topischen Corticoiden. »Besonderen Stellenwert hat zudem die rückfettende Basistherapie«, ergänzte Ständer. Es gebe eine Reihe guter Präparate auf dem Markt. Als Beispiele nannte die Medizinerin Physiogel A.I. Lotion, Optiderm Creme/Lotion, Dermasence Polaneth Lotion, Imlan Creme, Roche Posay Lipikar Balsam AP, Eucerin AtopiControl Akut Creme, Eucerin AtopiControl Anti-Juckreiz Spray, Belixos Creme und Avène Xeracalm.

 

Scheinbar grundloses Jucken

 

Die zweite Stufe umfasst die symptomatisch ursächlich angepasste Therapie, zum Beispiel Colestyramin bei chole­statischem Juckreiz. Ist die Ursache unbekannt oder bei Nichtansprechen im zweiten Schritt erfolgt in der dritten Stufe eine symptomatische topische und/oder systemische Therapie, zum Beispiel mit Capsaicin, Naltrexon oder Gabapentin. Ständer betonte, dass die Versorgung immer individuell gestaltet werden muss und zeitlich nicht zu kurz sein darf. Zudem erklärte sie, dass Juckreiz nicht immer synchron zur Ursache auftritt. /

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