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Schwindel

Ein Symptom – diverse Ursachen

04.06.2014  09:42 Uhr

Schwindel ist das zweithäufigste Symptom, das Patienten zum Arzt führt. Die Beschwerden können dabei viele verschiedene Ursachen haben. Dr. Carolin Muth vom Deutschen Schwindel- und Gleichgewichtszentrum des Klinikums Großhadern in München stellte verschiedene Schwindelformen sowie Möglichkeiten der Pharmakotherapie vor.

Schwindelattacken können ihren Ursprung in peripheren Organen wie dem Innenohr haben. Sie können aber auch zentral im Hirnstamm oder Kleinhirn entstehen oder psychische Ursachen haben, erläuterte Muth. Enorm wichtig seien eine genaue Anamnese und eine präzise Diagnose. Vor allem die Art des Schwindels und seine Dauer seien bedeutend. »Außerdem fragen wir den Patienten, ob sich der Schwindel durch bestimmte Verhaltensweisen auslösen oder verstärken lässt und ob Begleitsymptome auftreten«, so die Ärztin. Heute sei bei den meisten Schwindelformen eine spezifische Therapie möglich.

 

Autofahren ist tabu

 

Bei der Innenohrerkankung Morbus Menière treten immer wieder Drehschwindelattacken auf, die häufig mit einem Hörverlust, Tinnitus und/oder einem Druckgefühl einhergehen. Dass viele Patienten nicht alle Symptome zeigen, erschwert die Diagnose. Die Schwindelattacken beeinträchtigen die Lebensqualität häufig sehr. »Wir müssen den Patienten oft vieles verbieten«, so Muth. Nach einer Attacke dürften Betroffene beispielsweise ein Jahr lang nicht Auto fahren.

 

Wichtig seien eine frühzeitige Diagnose und Behandlung, da die Erkrankung dauerhafte Schäden hinterlassen könne. Zwar ist die Gabe von Genta­micin ins Innenohr laut einer Cochrane-Analyse anderen Behandlungsoptionen beim Morbus Menière überlegen. »Aber Gentamicin beeinträchtigt die Innenohrfunktion, der Patient kann auf dem betroffenen Ohr nicht mehr hören«, erklärte Muth. Therapie der Wahl sei daher die hoch dosierte Gabe von Betahistin (dreimal 48 mg pro Tag).

 

Zu den zentralen Schwindelformen zählt die vestibuläre Migräne. Sie ist die häufigste Ursache episodisch auftretender Schwindelattacken. »Oft geht eine früher bekannte Migräne beispielsweise durch die Hormonumstellung in den Wechseljahren in eine Schwindel-Migräne über«, sagte Muth. Die Patienten leiden unter rezidivierenden Dreh- und Schwankschwindelattacken von unterschiedlicher Dauer sowie häufig unter einer ausgeprägten Bewegungsintoleranz. Meist gehen die Attacken mit Kopfschmerzen und Licht- oder Lärmempfindlichkeit einher. Die prophylaktische Therapie entspricht hier der Behandlung der Migräne mit Aura; es kommen Betablocker, Valproinsäure und Topiramat zum Einsatz.

 

4-Aminopyridin gegen Augenzittern

 

Der Downbeat-Nystagmus ist die häufigste erworbene persistente Form eines Augenzitterns. Die Krankheit ist besonders durch Schwankschwindel mit Gang­unsicherheit gekennzeichnet, teilweise nehmen die Patienten bedingt durch die Bewegungen des Augapfels Scheinbewegungen der Umwelt wahr. Die Symptome sind meist am Morgen schlimmer und bessern sich im Lauf des Tages. Muth zufolge liegen einige randomisierte placebokontrollierte Studien vor, die gezeigt haben, dass die Kaliumkanalblocker 3,4-Diaminopyridin und das besser ZNS-gängige 4-Aminopyridin den Nystagmus signifikant bessern. 4-Aminopyridin hat eine relativ geringe Halbwertszeit von drei bis vier Stunden, daher müssen die Patienten pro Tag mehrere Dosen einnehmen. Eine Alternative ist das Präparat Fam­pyra®, das 4-Aminopyridin in retardierter Form enthält und zur Besserung der Gang­unsicherheit bei Multipler Sklerose zugelassen ist. Muth wies auf einen weiteren Vorteil des Retardpräparats hin: Im Gegensatz zur unretardierten Form könne Fampyra keine QTc-Zeit-Verlängerung im EKG auslösen.

 

Zum Abschluss stellte die Referentin zerebelläre Schwindelsyndrome vor. Dabei leiden die Patienten unter einer verwaschenen Sprache sowie Störungen der Extremitätenmotorik, des Gehens und Stehens. Mit dem Einsatz von Amino­pyridinen konnten in den vergangenen Jahren große Fortschritte bei der symptomatischen Behandlung erzielt werden. In einer Anwendungsbeobachtung führte außerdem der Einsatz der modifizierten Aminosäure DL-Leucin in hoher Dosis (5 g pro Tag) nach einer Woche bereits zu einer signifikanten Verbesserung der Symptomatik. DL-Leucin ist allerdings zurzeit nur in Frankreich im Handel. /

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