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Gifte und Vergiftungen

Die Waffen der Frauen

Datum 04.06.2014  09:42 Uhr

Giftverbrechen haben die Menschheit seit jeher zugleich erschreckt und fasziniert. Sie haben aber auch die wissenschaftliche Toxikologie und Analytik vorangetrieben, denn Giftstoffe mussten nachgewiesen werden, um den Täter zu überführen.

»Es sind uns viele Namen berühmter Giftmischer übermittelt, vor allem aber Namen und Taten von Giftmischerinnen. Denn die Giftmischerei war eine Domäne der Frau.« Diese Ansicht des Berliner Apothekers Curt Hunnius habe sich bis heute vielfach gehalten, sagte Apothekerin Dr. Erika Eikermann, Köln. Im Abschlussvortrag nahm sie die Zuhörer mit auf eine Zeitreise voll Gift, Mord und Hinterlist.

 

Die »Kunst des Vergiftens« habe immer darin bestanden, sie so auszuüben, dass die Vergiftung nicht erkannt wurde oder nicht nachweisbar war, sagte die Pharmaziehistorikerin. Dazu sei toxikologisches Wissen nach der sogenannten 5-R-Regel nötig. Denn es galt, »dem richtigen Opfer zum richtigen Zeitpunkt im richtigen Medium galenisch geschickt das richtige Gift in der richtigen Dosis« unauffällig beizubringen.

 

Marshsche Probe legt Giftmischern das Handwerk

In manchen Epochen gab es regelrechte Modegifte. In der Antike wählten die Mörder meist Giftpflanzen wie Eisenhut, Schlafmohn, Tollkirsche, Mandragora, Stechapfel und den berüchtigten Schierling, berichtete Eikermann. Da der Effekt einer Giftpflanzengabe schwer kalkulierbar war, traten später metallische Toxine, allen voran Arsenik, in den Fokus der Giftmischerei. Das weiße, geschmack- und geruchlose Pulver war leicht zu beschaffen. Die Marquise de Brinvilliers (1630 bis 1676) soll mithilfe ihres Liebhabers ihren Vater und zwei Brüder vergiftet haben. Die Opfer wurden obduziert, aber die Mordwaffe – vermutlich Arsenik – war nicht nachweisbar. Selbst unter der Folter gab die Marquise das Geheimnis nicht preis. Sie wurde zum Tod verurteilt, ihr Liebhaber kam davon. In der Folge wurden die Apotheker in Frankreich zum Führen eines Giftbuchs verpflichtet.

 

Eikermann berichtete von spektakulären Vergiftungsserien mit Arsenik, ausgeführt von Frauen. Apotheker als Gift- und Analytikexperten wurden mit dem Arsen-Nachweis beauftragt, der aber zunächst nicht gelang. Auch Samuel Hahnemann (1755 bis 1843), ein hochgeachteter forensischer Analytiker, fand keine zuverlässige Methode. Der Durchbruch gelang 1836 James Marsh. Die später nach ihm benannte Marshsche Probe wurde 1840 erstmals in Frankreich vor Gericht angewendet.

 

Da Arsen nun eindeutig nachweisbar war, griffen Giftmischer erneut zu Giftpflanzen und den inzwischen isolierten Giftstoffen wie Nicotin. Dies rief wiederum die Analytiker auf den Plan. Mit der Etablierung eines Alkaloid-Nachweises durch den belgischen Chemiker Jean Servais Stas (1813 bis 1891) und dessen Verfeinerung durch den Braunschweiger Apotheker Friedrich Julius Otto (1809 bis 1870) war auch der Einsatz von Alkaloiden riskant geworden.

 

Pralinen mit E605

 

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts kamen vermehrt Thallium, Quecksilber, Blei und Zyankali zum Einsatz. Das Pflanzenschutzmittel E 605 erlangte ab den 1950er-Jahren traurigen Ruhm. Der erste Giftmordprozess 1954 wurde als Pralinenmord bekannt. Wenig später nutzte eine Krankenhausapothekerin Mokka-Eclairs als Vehikel für E605. Ein analytisches Meisterstück gelang Anfang dieses Jahrtausends. Eine in den Medien als »schwarze Witwe« titulierte Altenbetreuerin vergiftete alte Menschen mit einer Überdosis Glibenclamid. Erst als Wissenschaftler eine Analytik für Abbauprodukte des Anti­diabetikums entwickelten, konnten die Morde nachgewiesen werden. /

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