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Neue Arzneistoffe

Blick in die Zukunft

04.06.2014  09:42 Uhr

Eine große Zahl an Wirkstoffen befindet sich derzeit in klinischen Studien. Nicht alle werden es auf den Markt schaffen. Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Universität Frankfurt am Main stellte einige Kandidaten vor, die gute Chancen haben, alle Hürden bis zur Zulassung zu meistern.

Der selektive Phosphodiesterase (PDE)-4-Inhibitor Apremilast (Otezla®) hat dieses Ziel in den USA bereits erreicht und ist dort seit März 2014 für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit aktiver Psoriasis-Arthritis zugelassen. Dabei handelt es sich um eine chronisch-entzündliche, in Schüben verlaufende Gelenkerkrankung, die zusammen mit Schuppenflechte auftritt. Wie Schubert-Zsilavecz erklärte, wirken PDE-4-Hemmer antientzündlich. 

 

Mit dem bei COPD und chronischer Bronchitis zugelassenen Wirkstoff Roflumilast (Daxas®) gibt es bereits einen Vertreter dieser Substanzklasse auf dem deutschen Markt. Der Apotheker geht davon aus, dass Apremilast auch in der EU eine Zulassung zur Behandlung der Psoriasis-Arthritis erhalten wird. Auch eine Indika­tionserweiterung auf die Plaque-Psoriasis hält er für wahrscheinlich.

 

Neuer Angriffspunkt auf Thrombozyten

 

Der neuartige Thrombozytenaggregationshemmer Vorapaxar (Zontivity®) ist laut Schubert-Zsilavecz eine Zufallsentdeckung. Bei der Subs­tanz handelt es sich um ein Derivat des Pflanzen­inhaltsstoffs Himbacin, der eigentlich als Alzheimer-Medikament weiterentwickelt werden sollte. Vor Kurzem erhielt Vorapaxar in den USA die Zulassung für die Sekundärprävention nach Herzinfarkt. Schubert-Zsilavecz glaubt, dass auch es auch in Europa bald soweit sein wird. Vorapaxar unterbindet die Aktivierung des PAR-1- Rezeptors in der Membran von Thrombozyten, der normalerweise von Thrombin aktiviert wird. Der Referent bewertete dieses neue Wirkprinzip als Fortschritt, erinnerte aber auch an ein erhöhtes Blutungsrisiko, das es zu beachten gelte.

 

Als dritten aussichtsreichen Kandidaten stellte der Professor für Pharmazeutische Chemie Idelalisib vor. Dieser Wirkstoff befindet sich in der späten Phase der klinischen Entwicklung und könnte künftig bei der häufigsten Leukämieform, der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL), zum Einsatz kommen. Schubert-Zsilavecz erklärte, dass die CLL sich meistens aus B-Zellen entwickelt und dass der über den B-Zell-Rezeptor aktivierte Signalweg eine Schlüsselrolle in der Pathogenese der Erkrankung spielt. Teilweise werden die Signale durch die δ-Isoform der Phosphatidylinositol-3-Kinase (PI3K) vermittelt. Idelalisib ist ein potenter, oraler und selektiver Hemmstoff von PI3Kδ.

 

»Derzeit bleibt die Chemotherapie in Kombination mit Rituximab Standard für die meisten CLL-Patienten«, so Schubert-Zsilavecz. Eine Chemotherapie-freie CLL-Behandlung mit neuen Wirkstoffen, zum Beispiel dem Kinasehemmer Idelalisib, hält er aber zukünftig für möglich.

 

Kurz vor der Zulassung gestoppt

 

Bei der akuten Herzinsuffizienz besteht Schubert-Zsilavecz zufolge großer Bedarf an innovativen Arzneistoffen. Studienergebnisse mit dem Wirkstoff Serelaxin seien ermutigend gewesen. Dennoch sprach man sich in der EU und in den USA vor wenigen Monaten gegen die Marktzulassung aus. Aufgrund der Hauptwirkung von Serelaxin, der NO-abhängigen Vasodilatation, war man dem Referenten zufolge überrascht, dass langfristige Effekte auf die Sterblichkeit gezeigt werden konnten, aber gleichzeitig keine Senkung der Rehospitalisierungsrate. Schubert-Zsilavecz schreibt den Wirkstoff aber noch nicht endgültig ab. »Eine Zulassung erscheint weiterhin aussichtsreich«, sagte er mit Blick auf eine weitere große Studie, deren Ergebnisse 2015/2016 zu erwarten sind. Pharmakologisch betrachtet handelt es sich bei Serelaxin um ein rekombinantes humanes Relaxin-2. Das Schwangerschaftshormon Relaxin führt zu verschiedenen Veränderungen des kardiovasku­lären Systems. Es wirkt NO-vermittelt vasodilatierend, antifibrotisch und antiinflammatorisch. Diese Wirkungen des Peptidhormons will man sich nun auch in der Kardiologie zu Nutze machen.

 

Abschließend informierte Schubert-Zsilavecz über eine neue Wirkstoffklasse zur lokalen Behandlung von Nagelpilz: Benzoxaborole. In der PZ 21/2014 ab Seite 22 wurde diese Klasse mit ihrem ersten Vertreter, Tavaborol, sowie das neue Azol-Antimykotikum Efinacon­azol ausführlich vorgestellt. /

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