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Impfgegner

Von Aids-Leugnern und Verschwörungstheoretikern

Datum 07.06.2011  17:56 Uhr

Impfungen sind eine Möglichkeit, Infektionskrankheiten sicher und hochwirksam zu verhindern. Kein naturwissenschaftlich denkender Mensch wird das bestreiten wollen. Anders ist die vorherrschende Meinung jedoch im Internet. Dr. Wolfgang Maurer von der Universität Wien stellte sie vor.

»Das Problem der Impfungen ist, dass sie zu erfolgreich sind«, sagte Maurer in Meran. In Mitteleuropa kennen junge Eltern viele impfpräventable Erkrankungen nicht mehr aus eigener Anschauung. In ihrer Wahrnehmung werden daher die unerwünschten Ereignisse wichtiger, die nach einer Impfung auftreten können. »Da ist es schon eine Katastrophe, wenn das Kind hinterher schreit«, sagte Maurer. Dabei sei Impfen de facto Risikoreduktion: Nicht nur das individuelle Infektionsrisiko sinke, sondern auch das der Gesamtbevölkerung. Denn wenn in einer Population genügend Personen gegen einen bestimmten Keim immunisiert sind, hört der Erreger auf zu zirkulieren, und auch ungeimpfte Personen sind vor einer Infektion geschützt. Diesen Effekt bezeichnet man als Herdenimmunität.

 

In Nord- und Südamerika konnte eine solche Herdenimmunität gegen das Masernvirus erreicht werden. Immer wieder kommt es aber auch dort zu Masern-Ausbrüchen – wenn Reisende die Viren etwa aus Europa mitbringen. »Die Masern sind ein europäischer Exportschlager«, konstatierte Maurer. Leider haben die Länder des deutschsprachigen Raums ihre gegenüber der WHO eingegangene Verpflichtung verfehlt, die Masern bis zum Jahr 2010 zu eliminieren. Der Grund dafür sind unzureichende Impfquoten.

Anthroposophen und Homöopathen glauben oft, dass Kinderkrankheiten wie die Masern einen Sinn haben und zur natürlichen Entwicklung dazugehören. Hierauf konterte Maurer: »Der Sinn von Maserninfektionen ist der Arterhalt der Masernviren.« Durch die Ablehnung der Impfung werden die Kinder unnötigen Risiken ausgesetzt, die erheblich größer sind als die möglicher Impfkomplikationen. So habe eine Untersuchung ergeben, dass es durch die Masernimpfungen in den USA pro 7,6 verhinderten Todesfällen zu einem impfassoziierten Fieberkrampf gekommen sei.

 

Dem eigenen Kind Impfungen aus religiöser Überzeugung vorzuenthalten, verstößt für Maurer gegen die Kinderrechtskonvention, ist Vernachlässigung und als solche eine Unterform der Kindesmisshandlung. Die Vereinigten Nationen haben 2002 in einer Sondertagung über Kinder festgehalten: »Jedes Kind hat ein Recht auf Impfungen gegen verhütbare Krankheiten. Die Routineimpfung von Kindern ist notwendig, um das Recht der Kinder auf Gesundheit zu gewährleisten.«

 

Die Argumente, die Impfgegner im Internet verbreiten, sind teilweise haarsträubend. Einige Beispiele: »Impfen erhöht die Wahrscheinlichkeit, an der geimpften Krankheit zu erkranken.« »Die Erreger sind immunologische Strukturen, auf die im Bedarfsfall exakt und präzise zugegriffen werden kann.« »Viren, Bakterien und Pilze sind Symbionten, die in unserem Körper zu unserem Wohle leben und sich bei Bedarf inei-nander umwandeln können.« Viele Impfgegner leugnen ganz einfach, dass es Viren überhaupt gibt beziehungsweise deren Pathogenität. Es kursieren Publikationen wie »Aids – das Virus, das es nicht gibt« oder »Aids – alternative Heilmethoden«. Auch Verschwörungstheoretiker, die hinter sämtlichen Impfempfehlungen geschäftstüchtige Pharmafirmen vermuten, sind nicht selten. Sogar Antisemitismus kann sich hinter Impfgegnerschaft verbergen. Maurer berichtete von einem nordrhein-westfälischen Lehrer namens Robert Römer, der in seinem Buch »Holocaust 2.0« Masernviren mit »heimtückischen Juden« verglich. Mittlerweile ist das Buch nicht mehr online.

 

Menschen, die mit einer solchen Überzeugung Impfungen ablehnen, kann man mit sachlichen Argumenten nahezu nicht erreichen. Anders sieht es dagegen bei Impfskeptikern aus. Deren Kritikpunkte lassen sich mit Fakten widerlegen, so Maurer. So könne man Eltern, die in einem Sechsfachimpfstoff eine Überforderung des unreifen Immunsystems ihres Kindes sehen, entgegnen, dass sie selbst eine Konfrontation mit weit mehr Antigenen überstanden haben, wenn sie als Kind eine Ganzkeim-Pertussisimpfung erhalten haben. Die früher obligatorische Pockenimpfung, mithilfe derer der Erreger bis 1985 weltweit ausgerottet werden konnte, enthielt allein praktisch ebenso viele Antigene wie sämtliche aktuell von der STIKO empfohlenen Impfungen für Säuglinge in den ersten beiden Lebensjahren zusammengenommen.

 

Auch die Furcht vor in Impfstoffen enthaltenem Formaldehyd sei unbegründet, da dessen Konzentration sehr niedrig sei. Mit der Nahrung nehme man täglich bis zu 14 mg Formaldehyd auf, die normale Konzentration von Formaldehyd im Blut betrage 2,5 mg pro Liter. In der Vakzine gegen FSME sei der Gehalt geringer, sodass durch die Impfung der natürliche gewebseigene Formaldehydgehalt sogar verdünnt werde.

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