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Impfungen

Sich und andere schützen

07.06.2011  17:56 Uhr

In regelmäßigen Abständen aktualisiert die Ständige Impfkommission (STIKO) ihre Empfehlungen. Was hat sich den vergangenen Jahren geändert? Die Antwort darauf gab Professor Dr. Wolfgang Jilg von der Universität Regensburg.

»Es wäre schön, wenn hierzulande genauso stark für Impfungen geworben würde wie in anderen Ländern«, äußerte der Mediziner zu Beginn seines Vortrages einen Wunsch. Als Beispiel zeigte er ein Plakat im Schaufenster einer US-amerikanischen Apotheke, das zur Grippeschutzimpfung aufruft. Apropos Grippe: Im Mittel starben in den vergangenen Jahren jeweils rund 6300 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Influenza-Infektion. Impfen schützt. Die Wirksamkeit der Influenza-Impfung liegt bei gesunden Menschen bei 88 Prozent, wie eine Untersuchung bei medizinischem Personal ergab. Bei Über-65-Jährigen liegt die Wirksamkeit, die acht bis zehn Tage nach der Impfung zu erwarten ist, immerhin noch bei 50 bis 60 Prozent. Jilg kritisierte, dass gerade das medizinische Personal besonders impfmüde ist. Und das, obwohl es zu den Gruppen zählt, denen die STIKO eine Impfung empfiehlt.

Empfohlen wird die Impfung auch für andere Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko, etwa in Einrichtungen mit hohem Publikumsverkehr. Zudem sollten sich Menschen mit besonderer Gefährdung impfen lassen. Dazu gehören Über-60-Jährige, Menschen mit chronischen Grunderkrankungen und seit 2010 auch Schwangere. Die Empfehlung zur Impfung gilt generell ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens bereits ab dem ersten Trimenon. »In den USA ist dieses Vorgehen schon seit zwölf Jahren üblich«, informierte Jilg. Einige Daten sprächen für diese Empfehlung. So sei das Risiko kardiopulmonaler Komplikationen im Verlauf der Infektion bei Schwangeren deutlich erhöht. Zudem kann die Impfung einer Schwangeren das Neugeborene vor einer Infektion durch die Mutter schützen. Wieso nimmt die STIKO gesunde Frauen im ersten Schwangerschaftsdrittel von der Empfehlung aus? »Damit will man verhindern, dass die im ersten Trimenon häufig auftretenden Spontanaborte fälschlicherweise auf die Impfung zurückgeführt werden«, erklärte Jilg.

 

Masern gelten oftmals als harmlose Erkrankung. Dass dem nicht unbedingt so ist, machte der Referent klar. In 10 Prozent der Fälle kommt es zur Mittelohrentzündung und auch Gehirnhautentzündungen und tödliche Ausgänge sind möglich. Seit 2010 rät die STIKO auch allen Menschen, die nach 1970 geboren wurden und gar nicht oder nur einmal geimpft sind, sich gegen Masern impfen zu lassen. »Der Grund sind Impflücken, die immer wieder zu Masernausbrüchen führen«, erklärte der Mediziner. Jilg zufolge wurden im Jahr 2006 mehr als 2300 Fälle in Deutschland registriert. Auffällig sei, dass ein Drittel der Erkrankten über 20 Jahre alt ist. Impflücken bestehen zudem bei Jugendlichen. Jilg zufolge sind 10 bis 15 Prozent der heute 14- bis 19-Jährigen ohne ausreichenden Impfschutz. Das gilt trotz einer bereits länger bestehenden Empfehlung, alle im Kleinkindalter verpassten Impfungen bis zum 18. Geburtstag nachzuholen.

 

Auch für Meningokokken-Infektionen hat die STIKO ihre Impfempfehlungen aktualisiert. Allerdings sind die Indikationen nicht verändert worden. Die STIKO hat lediglich die Verfügbarkeit eines neuen tetravalenten Konjugatimpfstoffs berücksichtigt. Dem Referenten zufolge ist mit einem konjugierten Impfstoff eine bessere Immunantwort zu erwarten als mit einem Polysaccharid-Impfstoff. »Demnächst ist mit einem weiteren, neuen Konjugatimpfstoff zu rechnen«, gab Jilg einen Ausblick.

 

Bei der Rötelnimpfung empfiehlt die Kommission, dass alle Frauen im gebär­fähigen Alter zweimal geimpft sein sollten. Bislang galt, dass seronegative Frauen mit Kinderwunsch eine einmalige Rötelnimpfung erhalten sollten. Während diese Empfehlung aus dem Jahr 2010 stammt, gab es bereits im Jahr zuvor eine Änderung bei der Keuchhusten-Impfung.

 

»Pertussis hat einen besonders schweren Verlauf bei Säuglingen, der mit Erstickungsanfällen einhergehen kann«, erklärte Jilg. Zudem gebe es keinen sicheren Nestschutz bei dieser Erkrankung. Bis 2009 hatte die Kommission nur allen Kontaktpersonen von Säuglingen zur Impfung geraten. Nun empfiehlt sie das allen Erwachsenen, damit diese nicht als Überträger an Kinder fungieren können. Das ist leichter möglich, als man denkt. Denn: »Bei Erwachsenen verläuft Keuchhusten oft symptomlos oder atypisch«, so Jilg. Die STIKO empfiehlt, bei der nächsten fälligen Impfung gegen Tetanus und Diphtherie, die alle zehn Jahre zur Auf­frischung oder im Rahmen der Tetanusvorbeugung nach Verletzungen empfohlen wird, einmalig zusätzlich auch gegen Pertussis zu impfen.

Aktuelle Impfempfehlungen

Alle Impfempfehlungen der STIKO sind auf der Homepage des Robert-Koch-Instituts unter www.rki.de zu finden.

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