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Nebenwirkungen

Niere unter Arzneistoff-Beschuss

Datum 07.06.2011  17:46 Uhr

Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), ACE-Hemmer und Sartane gehören zu den bekanntesten Arzneistoffen, die die Niere schädigen können. Besonders gefährdet sind Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder vorgeschädigtem Organ. Daher erleiden ältere und multimorbide Patienten häufiger renale Nebenwirkungen.

»Die Niere ist primär ein Resorptions­organ«, erklärte Professor Dr. Thomas Herdegen, Kiel. Rund 180 Liter Flüssigkeit laufen jeden Tag durch die Niere, aber nur ein bis zwei Liter werden renal ausgeschieden. Das bedeutet, dass selbst kleine Veränderungen in der Regulation der Nierenleistung große Effekte haben können.

Beispielsweise können Arzneistoffe, die Prostaglandine beeinflussen, dramatische Schäden auslösen. Prostaglandine, vor allem PG-E2, -F2 und -I2, sind »Garanten für eine ausreichende Nierenperfusion«, da sie den renalen Blutfluss durch Vasodilatation im afferenten Schenkel und damit die glomeruläre Filtration aufrecht­erhalten, erklärte der Pharmakologe. Auch für die Steigerung der Reninsekretion und die Kaliumausschei­dung sind Prostaglandine verantwortlich. Die Stimulation der PG-Bildung durch Cyclooxigenasen (COX) ist besonders wichtig bei Volumenmangel, zum Beispiel infolge von Diarrhö oder Erbrechen, und bei sinkendem renalen Blutfluss, zum Beispiel bei Herzinsuffizienz oder Leberzirrhose.

 

Bekommt ein Patient nun COX-Hemmer wie NSAR, hemmen diese auch die renale PG-Synthese. Das schränkt die Nierenfunktion ein. Folgen sind eine erhöhte Vorlast, steigender Blutdruck, Ödeme und eine Hyperkaliämie, die im Verbund mit ACE-Hemmern oder Sartanen stark ausgeprägt sein kann. Alte Menschen, bei denen die Nierenleistung ohnehin eingeschränkt ist, und Patienten mit bestehenden Nierenleiden oder nephrotoxischer Comedikation sind besonders gefährdet. Herdegen empfahl, die Dosis der COX-Hemmer zu reduzieren oder auf Paracetamol oder Meta-mizol zur Analgesie auszuweichen. Das Dosierungsintervall wird von 6 auf 8 Stunden verlängert. Ein Wechsel auf COX-2-selektive Substanzen biete für die Niere keinen Vorteil.

 

Eine Arzneimittelnebenwirkung in der Niere ist die mineralocorticoide Wirkung von Hydrocortison und Prednisolon, die damit die Vorlast und den Blutdruck erhöhen. Daher ist eine Hypertonie Teil des Cushing-Syndroms, erklärte der Pharmakologe. Auch Glycyrrhizinsäure aus Lakritze und Sorbitol-haltige Kaugummis erhöhen die Vorlast.

Wenn die Niere nicht mehr ausreichend auf das Adiuretische Hormon – ADH ist ein Hormon des Hypophysenhinterlappens – anspricht, resultiert ein Diabetes insipidus, bei dem der Patient Unmengen von Harn ausscheidet. Auch Lithium könne die ADH-Wirkung vorübergehend abschwächen; der Patient scheide drei bis vier Liter pro Tag aus, berichtete Herdegen. Mit der Gabe von NSAR könne man diese Zeit überbrücken. ACE-Hemmer und Sartane können die zentrale ADH-Freisetzung ebenso hemmen wie Alkohol in größeren Mengen.

 

Analgetika können nicht nur die Funktion, sondern auch das Parenchym der Niere schädigen und damit eine latente oder bestehende Niereninsuffizienz weiter verschlechtern. Das ist fatal, denn 70 bis 80 Prozent der chronisch nierenkranken Menschen leiden an Schmerzen. Diesen könne man die Analgetika nicht vorenthalten; man solle aber die Dosis möglichst reduzieren, sagte Herdegen. In einer schwedischen Studie verzögerte der regelmäßige Gebrauch von Paracetamol und ASS sogar die Progression einer schweren Nierenerkrankung.

 

Kann man die Niere schützen und Schäden vorbeugen? »Alles, was gut ist für Herz und Hirn, ist auch für die Niere gut.« Wer sich ausgewogen ernährt und viel bewegt, pflege sein Gefäßendothel. Zugleich verhindert dies Übergewicht, Atherosklerose, Bluthochdruck und Hyperlipidämie, die auf Dauer die Niere schädigen. Die physiologische Abnahme der Nierenfunktion im Alter verursacht laut Herdegen normalerweise keine Probleme.

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