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Neue Arzneimittel

Sprünge und Schritte

31.05.2017  09:31 Uhr

Insgesamt 32 neue Wirkstoffe sind im Jahr 2016 in Deutschland auf den Markt gekommen – der Großteil davon Sprung- oder Schrittinnovationen. »Der Jahrgang war ziemlich gut«, sagte Sven Siebenand, stellvertretender Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung. Der Apotheker stellte Wirkmechanismen und Besonderheiten ausgewählter neuer Substanzen vor.

Ein Novum ist Talimogen laherparepvec (Imlygic®). Es ist das erste onkolytische Immuntherapeutikum und zur Behandlung von Patienten mit speziellen, nicht resezierbaren Hauttumoren zugelassen. »Das Präparat enthält Herpes-simlex-Viren-1, die genetisch so verändert wurden, dass sie Melanomzellen erkennen und lysieren, gesunde Zellen aber verschonen«, sagte Siebenand. Der Arzt spritzt Imlygic direkt in die Läsion. Bei Immunschwäche ist die Therapie kontra­indiziert. Für das Beratungs­gespräch ist wichtig, dass das Berühren und Kratzen an der Injektionsstelle vermieden werden sollte, da sonst die Viren auf andere Körperstellen übertragen werden könnten. Wegen möglicher Übertragung auf den Partner sollten mit Imlygic behandelte Patienten mit Kondomen verhüten.

 

Koagulation aufheben

 

Ebenfalls 2016 neu auf den Markt kam das erste NOAK-spezifische Antidot: Idarucizumab (Praxbind®). Das humanisierte Antikörperfragment bindet an das Antikoagulans Dabigatran und neutralisiert dessen biologische Wirkung. Es wird eingesetzt, wenn die schnelle Aufhebung der antikoagulatorischen Wirkung benötigt wird, etwa bei Notoperationen oder schweren, nicht zu stoppenden Blutungen. Dies gelingt bei 90 Prozent der Patienten innerhalb von wenigen Minuten, wie eine Studie von 500 Patienten zeigte. Die finalen Daten sind noch nicht publiziert, wurden aber auf einem Fachkongress vorgestellt, berichtete Siebenand. »Es ist wichtig zu wissen, dass Idarucizumab nur die Wirkung von Dabigatran aufhebt und nicht die von anderen Antikoagulanzien. »Andere NOAK-spezifische Antidota sind in Vorbereitung.«

 

Auch ein Neuling aus dem Jahr 2016 ist Pitolisant (Wakix®), das zur Behandlung der Narkolepsie bei Erwachsenen zugelassen ist. Die Erkrankung wurde bislang multimodal mit Verhaltens­therapie und Medikamenten, hauptsächlich Stimulanzien, behandelt. »Pito­lisant ist nun ein neuer Player«, so Siebenand. Der Wirkstoff hemmt den präsynaptischen Histamin-H3-Rezeptor, der bei Aktivierung die Bildung und Freisetzung von Histamin in den synaptischen Spalt unterdrückt. Pitolisant hemmt diesen negativen Feedback-Mechanismus und wirkt darüber stimulierend. »Man ist wacher und aufmerksamer«, erklärte der Pharmazeut. Bei der Anwendung ist zu beachten, dass das Arzneimittel morgens zum Frühstück genommen werden muss. Außerdem sind Patientinnen darauf hinzuweisen, dass der Wirkstoff die Wirksamkeit von hormonellen Kontrazeptiva herabsetzt und sie für die Dauer der Therapie auf nicht hormonelle Alternativen ausweichen müssen.

 

Eine weitere Sprunginnovation ist Mepolizumab (Nucala®), der erste gegen Interleukin-5 (IL-5) gerichtete Antikörper. Er ist zur Therapie einer Sonderform des Asthmas zugelassen, des eosinophilen Asthmas, bei dem eosinophile Granulozyten – durch IL-5 gefördert – in die Lunge einströmen und eine Entzündung auslösen. Mepolizumab unterbindet diesen Vorgang. Nach dem Therapiestart dürfen andere Asthmamedikamente aber nicht abrupt abgesetzt werden, warnte Siebenand. Da IL-5 an der Abwehr von Parasiten beteiligt ist, sollten Infektionen vor Therapiebeginn ausgeschlossen oder ausgeheilt sein.

 

Neue Option bei Brustkrebs

 

Auch Palbociclib (Ibrance®), das zur Behandlung des Hormonrezeptor- positiven/HER2-negativen Mammkarzinoms zugelassen ist, stellt eine Sprung­innovation dar. Der Wirkstoff hemmt die zwei Cyclin-abhängigen Kinasen 4 und 6, die an der Steuerung des Zellzyklus beteiligt und für das Wachstum von Brustkrebszellen essenziell sind. Um eine stabile Resorption zu gewährleisten, sollte das Medikament mit einer Mahlzeit eingenommen werden, riet Siebenand. Wegen CYP3A4-Wechselwirkungen sind Johanniskraut-Präparate kontraindiziert.

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