Pharmazeutische Zeitung online
Burnout

Ernste Erkrankung oder Modewort?

21.05.2013  17:43 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler / Burnout scheint immer mehr Menschen zu treffen. In Deutschland sollen es rund 9 Millionen sein. Über Modeworte, Risiken und Vorbeugung sprach die PZ mit Professor Dr. Kristina Leuner, Expertin für Molekulare und Klinische Pharmazie an der Universität Erlangen.

PZ: Sie referieren beim Kongress der Förderinitiative Prävention Mitte Juni über das Burnout-Syndrom. Ist das Thema für die Apotheke denn relevant?

Leuner: Auf jeden Fall, denn Kunden berichten auch in der Apotheke von Stress-bedingten Symptomen. Hier sollte vor allem auf die Abgrenzung zwischen Burnout und Depression geachtet werden. Der Apotheker kann helfen, die Beschwerden einzuordnen, und wird gegebenenfalls zum Arzt­besuch raten.

 

PZ: Oft heißt es, Burnout sei nur ein gesellschaftlich besser akzeptiertes Wort für Depression. Stimmt das oder sind es tatsächlich zwei Krankheitsbilder?

 

Leuner: Burnout ist keine in offiziellen Krankheitsklassifikationen definierte Erkrankung. In Deutschland hat man häufig das Gefühl, dass der Begriff undifferenziert für jede psychische Erkrankung benutzt wird, bei der Stress eine Rolle spielt. Während Depression ein negativ besetzter Begriff, nahezu ein Stigma ist, hat Burnout einen positiveren Klang, weil man impliziert, dass es nur die trifft, die viel leisten. Der Begriff selbst kommt aus der Arbeitspsychologie. Hier wurden spezielle Fragebögen entwickelt, die sich auf die arbeitsassoziierte Erschöpfung beziehen. Im Gegensatz zu einer Depression bezieht sich Burnout tatsächlich nur auf die Arbeitswelt. Nach einer Definition der Deutschen Gesellschaft für Psych­iatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) kann es eine Vorstufe einer Depression sein.

 

PZ: Früher wurde es als Syndrom der helfenden Berufe bezeichnet. Was bedeutet das – gerade für Apotheker und ihre Mitarbeiter?

 

Leuner: Burnout wurde als erstes bei helfenden Berufen, vor allem Psychologen beschrieben. Angehörige helfender Berufe wie Ärzte, Krankenschwestern und Psychologen sind durch ihre zeitliche und psychische Belastung besonders gefährdet. Es gibt kaum Daten dazu, wie häufig Apotheker betroffen sind. Burnout kann auch Menschen betreffen, die zu Hause unter Mehrfachbelastung leiden.

 

PZ: Erkranken Frauen häufiger?

 

Leuner: Generell erkranken Frauen häufiger an Depressionen und Angst­erkrankungen. Für Burnout gibt es keine validen Daten, da es sich nicht um eine dokumentierte Diagnose handelt.

 

PZ: Ist die Belastung heute wirklich größer geworden?

 

Leuner: Man muss sich kritisch fragen, ob wir heute so viel mehr Stress haben als die Menschen vor etwa 60 oder 70 Jahren. Das ist sicher nicht so. Burnout und Depression sind nicht häufiger geworden, sondern werden häufiger bemerkt und stärker beachtet. Das ist auch gut, denn so bekommen die Patienten eher die Hilfe, die sie brauchen. Was sich in den letzten 20 Jahren jedoch deutlich verändert hat, ist die Arbeitswelt – durch die neuen Medien.

 

PZ: Stichwort Prävention: Wie kann man den enormen Anforderungen unserer Arbeitswelt standhalten?

 

Leuner: Hohe Arbeitsbelastung und die permanente Erreichbarkeit sind große Stressfaktoren. Menschen, die dies belastet, müssen selbst einen Riegel vorschieben und dürfen zum Beispiel nicht ständig erreichbar sein. Unsichere Arbeitsverhältnisse spielen ebenfalls eine Rolle.

 

PZ: Wie können Apotheker Kunden ansprechen, wenn sie spüren, dass diese überlastet sind?

 

Leuner: Man kann sie fragen, wie es ihnen gerade geht, ob sie sich in letzter Zeit etwas gedrückt gefühlt haben und durch ihren Beruf sehr gestresst und erschöpft sind. Es gibt einen Fragebogen der WHO mit einfachen Fragen, mit denen man herausfinden kann, ob eine Depression vorliegen könnte und der Patient unbedingt an den Arzt verwiesen werden sollte. Wichtig ist zum Beispiel, ob sich die Freude an Hobbys in der letzten Zeit verändert hat. Eine Diagnose kann aber nur der Arzt stellen. Danach richtet sich die Problemlösung. Arbeits­assoziierte Probleme sollten in der Arbeitswelt gelöst werden, nicht durch Arzneimittel. Eine Depression sollte mit Antidepressiva und/oder kogni­tiver Verhaltenstherapie behandelt werden.

 

PZ: Bitte vervollständigen Sie den Satz: Ich unterstütze die Förderinitiative Prävention, weil …

 

Leuner: … sie wichtige Impulse für die Arbeit im Rahmen der Prävention in öffentlichen Apotheken setzt. /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa