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Prostatakrebs

US-Experten gegen PSA-Screening

22.05.2012  14:19 Uhr

Von Annette Mende / In den USA wird die Bestimmung des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) ab sofort nicht mehr zur Früherkennung von Prostatakrebs empfohlen. Die negative Bewertung durch ein unabhängiges Expertengremium unterstreicht die Notwendigkeit, Nutzen und Risiken der Früherkennungsuntersuchung kritisch zu hinterfragen.

Die Mitglieder der unabhängigen United States Preventive Services Task Force (USPSTF) begründen ihre Empfehlung in den »Annals of Internal Medicine« damit, dass »ein Screening eventuell einigen Männern nützt, dass aber viele andere dadurch Schaden nehmen« (Online first, 21. Mai 2012).

 

Die Diskussion um Sinn oder Unsinn der PSA-Wert-Bestimmung ist nicht neu (lesen Sie dazu auch Krebsfrüherkennung: Viel hilft nicht immer viel, PZ 10/2012). Sie entzündet sich daran, dass durch die Reihenuntersuchung bei vielen Männern asymptomatische Krebserkrankungen entdeckt werden, die teilweise überhaupt nicht oder nur so langsam fortschreiten, dass sie dem meist schon betagten Patienten während seiner noch verbleibenden Lebenszeit keine Probleme bereitet hätten.

 

Risiken überwiegen Nutzen

 

Dennoch werden sehr viele Männer, bei denen aufgrund eines erhöhten PSA-Werts ein Prostatakarzinom entdeckt wurde, therapiert – in den USA sind es laut USPSTF 90 Prozent. Die Behandlung mittels Operation, Bestrahlung oder antiandrogener Pharmakotherapie hat jedoch häufig Nebenwirkungen wie erektile Dysfunktion, Harninkontinenz, Gynäkomastie oder Hitzewallungen, die die Lebensqualität des Patienten empfindlich beeinträchtigen.

Da ein Großteil der Patienten erst im höheren Lebensalter an Prostatakrebs erkrankt, hatte die USPSTF bisher nur bei Über-75-Jährigen von der PSA-Wert-Bestimmung abgeraten. Dass diese Altersbeschränkung jetzt wegfällt, wird von einigen Experten kritisiert. In einem Editorial werfen der Chirurg William J. Catalona und andere den Mitgliedern der Task Force vor, den Nutzen des PSA-Screenings unter- und den Schaden überbewertet zu haben. Die Studien, auf die die Experten sich stützten, hätten eine zu kurze Nachbeobachtungszeit und andere Mängel gehabt. Zudem habe das Gremium – dem weder ein Urologe noch ein Krebsspezialist angehöre – sich ausschließlich auf die Auswirkungen des PSA-Screenings auf die Mortalität fokussiert und dabei das Leid außer Acht gelassen, das eine fortgeschrittene Krebserkrankung für den Patienten bedeutet.

 

In einem zweiten Editorial hält Otis W. Brawley, Ärztlicher Direktor der US-amerikanischen Krebsgesellschaft, dagegen. Anders als viele ihrer lautstärksten Kritiker verstünden die Mitglieder der Task Force die komplizierte Wissenschaft von Screenings. Viele Amerikaner hätten blindes Vertrauen in den Ansatz, Krebs möglichst früh zu erkennen und dann aggressiv zu behandeln. Dass auch Früherkennungsuntersuchungen und die daraus resultierenden Therapien Schaden anrichten können, werde nur wenig wahrgenommen. Überdiagnosen hätten jedoch zur Folge, dass Screenings nur scheinbar Leben retteten, während das in Wirklichkeit gar nicht der Fall sei.

 

Situation in Deutschland

 

Hierzulande empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Urologie in einer interdisziplinären S3-Leitlinie, das PSA-Screening Männern mit dem Wunsch nach einer Früherkennungsuntersuchung anzubieten, allerdings nur in Kombination mit einer digital-rektalen Untersuchung und nur bei Männern ab 40 Jahren und mit einer mutmaßlichen Lebenserwartung von mehr als zehn Jahren. »Es ist derzeit nicht eindeutig belegbar«, heißt es in der Leitlinie, »dass die Durchführung eines PSA-gestützten Screenings und damit verbundene Risiken diagnostischer und therapeutischer Konsequenzen durch eine Lebensverlängerung aufgewogen werden.« / 

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