Bislang kein Beleg für Zusatznutzen |
22.05.2006 17:30 Uhr |
<typohead type="3">Bislang kein Beleg für Zusatznutzen
PZ Derzeit gibt es keine Beweise dafür, dass das inhalative Insulin Exubera® für Diabetiker Vorteile gegenüber kurz wirksamen Humaninsulinen oder Insulinanaloga hat, die mittels Injektion verabreicht werden.
Laut der vorliegenden Studien verbessert Exubera weder die Lebensqualität noch die Behandlungs- und Therapiezufriedenheit der Patienten in Deutschland. Sie geben aber Hinweise auf Nachteile wie häufigere schwere Unterzuckerungen. So das Ergebnis eines ersten Rapid Reports des Institutes für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Für Typ-2-Diabetes fanden die IQWiG-Mitarbeiter keine einzige Studie, die das Inhalat unter identischen Therapievoraussetzungen mit subcutan verabreichtem Insulin verglich. In der einzigen Studie, die den direkten Vergleich anstellte, waren die Behandlungsregime unterschiedlich (intensivierte versus konventionelle Insulintherapie). Dabei traten bei vergleichbarer Blutzuckersenkung unter Exubera tendenziell mehr schwerwiegende Unterzuckerungen auf.
Beim Typ-1-Diabetes wurde Exubera lediglich in zwei Studien im Rahmen einer intensivierten Therapie mit subkutan gegebenem Insulin verglichen. Auch hier zeigen die derzeit publizierten Studien, dass bei vergleichbarer Blutzuckersenkung unter dem Inhalat häufiger schwerwiegende Hypoglykämien auftraten.
Auf Basis der derzeit verfügbaren Daten sei nicht auszuschließen, dass bei einer Langzeitanwendung die Lungen geschädigt werden können. Bei den unerwünschten Wirkungen kamen bei dem inhalativen Insulin vermehrt Husten und die Bildung von Insulinantikörpern vor. Hinzu kommt, dass widersprüchliche Untersuchungsergebnisse und Fachinformationen der europäischen Zulassungsbehörde auf ein Gefährdungspotenzial von Exubera hindeuten. Raucher und Menschen mit Lungenerkrankungen wurden aus den bisherigen Studien ausgeschlossen.
Die IQWiG-Wissenschaftler sehen ihren Rapid Report nicht als abschließende Bewertung. Sie empfehlen vielmehr, das Präparat weiter zu evaluieren und in einem nächsten Schritt bislang noch unpublizierte Daten aus Studien einzubeziehen, sofern sie der Hersteller bereitstellt. Zudem müssten die noch offenen Fragen mit Hilfe einer adäquaten, randomisierten Interventionsstudie geklärt werden, bevor Exubera in Deutschland in die Regelversorgung aufgenommen wird.