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Insulin degludec

Lang anhaltend und flexibel

14.05.2014  09:59 Uhr

Von Sven Siebenand, Frankfurt am Main / Zehn Jahre nach Markteinführung des bisher letzten Basalinsulins in Deutschland steht mit Insulin degludec (Tresiba®) ab sofort eine neue Therapieoption für Diabetiker zur Verfügung. Die Zulassung erhielt das Präparat bereits im Januar 2013. Das sehr lang wirksame Insulin bietet Experten zufolge bestimmte Vorteile.

»Die Insulinsubstitution beim Diabetiker sollte so physiologisch wie möglich gestaltet werden«, nannte Dr. Tim Heise auf einer Pressekonferenz von Tresiba-Hersteller Novo Nordisk in Frankfurt am Main eine wichtige Anforderung, die ein neues Insulin erfüllen muss. Wie der Mediziner vom Profil Institut für Stoffwechselforschung in Neuss erläuterte, bedeutet das für ein Basalinsulin, dass es ein sehr flaches Wirkprofil, eine geringe intraindividuelle Variabilität und eine lange Wirkung haben muss. Zudem dürfe es keine Wirkgipfel geben.

Die seit Langem auf dem Markt eingeführten NPH-Basalinsuline erfüllen Heise zufolge diese Anforderungen nicht in Gänze. Man könne sich nicht darauf verlassen, dass man mit gleicher Dosis immer den gleichen Effekt erziele. Deutlich besser als die NPH-Insuline seien die basalen Insulin-Analoga wie Insulin glargin und Insulin detemir. Ihre Vorteile sind eine an 24 Stunden heranreichende Wirkung, ein flaches Wirkprofil, wenig Peak-Effekte und eine geringere Variabilität. Doch es gibt noch Luft nach oben, wie Heise deutlich machte. Der Mediziner stellte die Ergebnisse einer Studie bei Typ-1-Diabetikern vor. Diese zeigte, dass das neue Insulin degludec im Steady State eine drei- bis viermal geringere intraindividuelle Varia­bilität in der blutzuckersenkenden Wirkung besitzt als Insulin glargin.

 

Nachts weniger Unterzuckerungen

 

Während die Halbwertszeiten bei Insulin glargin und Insulin detemir bei sieben bis 13 Stunden liegen, beträgt sie bei Insulin degludec circa 25 Stunden. »Eine längere Halbwertszeit bedeutet weniger Schwankungen des Insulinspiegels über den Tag hinweg«, erklärte Heise. Auch Schwankungen im Injektionsintervall würden bei diesem Insulin besser toleriert und eine komplett vergessene Dosis habe geringere Auswirkungen.

 

Wie kommt die lange Halbwertszeit zustande? Das Insulin liegt in der Injek­tionslösung in Form von Di-Hexameren vor. Nach der subkutanen Injektion verteilt sich das in geringer Menge enthaltene Phenol sehr schnell. Dadurch können sich die Di-Hexamere im Unterhautfettgewebe über einzelne Seitenketten-Kontakte verbinden und sich zu stabilen Multihexamer-Ketten zusammenlagern und ein Depot bilden. Das darin enthaltene Zink verteilt sich langsam und bewirkt, dass gleichmäßig einzelne Insulin-Monomere freigesetzt und in den Blutkreislauf abgegeben werden. So begründet sich auch das flache Wirkprofil von Insulin degludec.

 

Professor Dr. Thomas Danne vom Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover stellte das Studienprogramm mit Insulin degludec vor. Eine Metaanalyse bestätigte laut dem Mediziner die Ergebnisse einzelner Zulassungsstudien. Demnach konnten mit Insulin degludec im Vergleich zu Insulin glargin bei einem breiten Spektrum an Typ-1- und Typ-2-Diabetikern sowie verschiedener Insulinregimen vergleichbare Verbesserungen des HbA1c-Wertes bei gleichzeitig weniger Hypoglykämien erreicht werden. Am sichtbarsten sei der Unterschied bei den nächtlichen Hypoglyk­ämien zu sehen, die im Insulin-degludec-Studienarm übereinstimmend seltener registriert wurden.

 

Zulassung in den USA vorerst abgelehnt

 

Die US-amerikanische Arzneimittel­behörde FDA hat die Zulassung von Insulin degludec bislang abgelehnt. Das kam insofern überraschend, als dass der zuständige Zulassungsausschuss ein positives Votums abgegeben hatte. Er hatte jedoch dem Hersteller zur Auflage gemacht, Post-Marketing-Studien zur kardiovaskulären Sicherheit durchzuführen. Dies schien der FDA nicht gereicht zu haben: Das neue Insulin degludec werde aufgrund unzureichender Daten zum kardiovaskulären Risiko vorerst nicht zugelassen, hieß es in einem sogenannten »complete response letter«. Zudem bemängelte die Behörde das Design der Zulassungsstudien. Es würde zu Verzerrungen hinsichtlich des Auftretens nächtlicher Hypoglykämien führen. Eine potenzielle US-Zulassung wird daher frühestens für das Jahr 2015 erwartet. /

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