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Forensik

Blut ist verräterisch

Datum 17.05.2011  17:20 Uhr

Von Ulrike Abel-Wanek /  Um ungeklärten Sterbefällen oder Unfallursachen auf die Spur zu kommen, reicht kriminalistisches Gespür häufig nicht aus. Erst die rechtsmedizinische Blut-Untersuchung bringt Licht ins Dunkel von Straftaten – und viele Verkehrssünder vor Gericht.

Cora Wunder arbeitet in der Abteilung Forensische Toxikologie am Institut für Rechtsmedizin der Universitätsklinik Frankfurt. Die junge Pharmazeutin erhielt 2005 ihre Approbation als Apothekerin und kam dann als Doktorandin an das Institut am Main. Ihre Promotion ist mittlerweile geschrieben, und nun widmet sie sich gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus der Medizin und Molekularbiologie der täglichen rechtsmedizinischen Routinearbeit. Blut zieht sich wie ein roter Faden durch diese Arbeit.

 

Täglich kommen Blutproben in die Abteilung Forensische Toxikologie, die hauptsächlich auf Arznei- und Rauschmittel sowie Alkohol überprüft werden. Der größte Teil der Proben stammt von Autofahrern: Verdacht: Alkoholkonsum oder Drogeneinfluss. »Wir analysieren die Proben dann, machen einen Vortest, und wenn zum Beispiel Cannabis geraucht wurde, geben wir die Konzentration an dem rauschwirksamen Bestandteil, wie in diesem Fall THC (Tetrahydrocannabinol), an«, sagt Wunder. Die toxikologische Analyse beginnt immer mit immunchemischen Vortests, die auf Antigen-Antikörperreaktionen beruhen. Weiter geht es dann mit chromatografischen Analyseverfahren, oftmals mit Massenspektrometrie gekoppelt. Diese Verfahren gelten als beweissicher und sind vor Gericht verwertbar. Wunder, seit 2009 auch Gutachterin, wird vom Gericht zurate gezogen, wenn es darum geht, die Fahrtüchtigkeit von Verkehrsteilnehmern zu beurteilen. »Kann man das schnelle, das enthemmte Fahrverhalten dem Drogenkonsum zuordnen oder nicht? Um das zu klären, sind wir da.«

 

Nicht immer läuft jedoch alles glatt vor Gericht. »Ich hatte auch schon den Fall, dass die Verteidigung anzweifelte, dass es sich bei der untersuchten Blutprobe um diejenige des Mandanten handelte. Dieser war unter Amphetamin-Einfluss Auto gefahren. In dem Fall musste dann noch eine DNA-Probe gemacht werden«, sagt Wunder.

 

Häufig geht es um Drogen und Alkohol, aber nicht nur. Speziell bei älteren Verkehrsteilnehmern ordne die Polizei regelmäßig auch die Untersuchung auf Arzneimittel an. Hierbei geht es ausschließlich um »zentral wirkende« Medikamente, die den Neurotransmitterhaushalt beeinflussen also Antidepressiva, Opioide und generell die Gruppe der Psychopharmaka.

 

Dem Gift auf der Spur

 

Forensische Toxikologen untersuchen Proben auf ganz verschiedene Gifte. Hierzu zählen neben Arzneistoffen, Rauschmitteln und Alkohol auch Pflanzeninhaltsstoffe oder Tiergifte. Die Konzentrationen der Rauschsubstanzen wird in Blutproben ermittelt, da die aktuellen Blutkonzentrationen weitestgehend die pharmakologischen Wirkkonzentrationen widerspiegeln. Bei Mord- oder Suizidfällen werden bei den Verstorbenen auch Urin, Mageninhalt, Gewebe- und Haarproben zur Untersuchung herangezogen.

 

Nicht immer reiche eine Obduktion aus, um beispielsweise einer ungeklärten Todesursache auf die Spur zu kommen, so die Pharmazeutin. Dann könne die toxikologische Analyse klären: Liegt ein Suizid vor oder ist der Verstorbene doch durch andere zu Tode gekommen?

 

Rund 1000 Obduktionen im Jahr führe die Frankfurter Rechtsmedizin durch, schätzt Wunder. Dazu gehörten auch sogenannte Privat-Sektionen, das heißt, Angehörige eines Verstorbenen, und nicht Polizei oder Staatsanwaltschaft, könnten auf eigene Kosten eine genauere Analyse der Todesursache beauftragen.

 

Apotheke nebenbei

 

Frühere Erfahrungen aus der Apotheke kommen der Pharmazeutin auch am rechtsmedizinischen Institut zugute. »Bei Strafverfahren, wenn es um Medikamente und Handelsnamen geht, hat man einen Vorteil, wenn man die Namen kennt«, so Wunder. Bis heute macht sie nebenbei noch Notdienste in Apotheken.

 

»Das, was man im Studium gelernt hat, kann man hier auch tatsächlich anwenden«, stellt sie zufrieden fest. Der Job in der Abteilung Forensische Toxikologie ist für sie ein Glücksfall. Viel Pharmakologie und Toxikologie – und ab und zu auch ein bisschen »Tatort«. /

 

Quelle: Forschung Frankfurt 1/2010, S. 20 ff.

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