PKV fordert Verhandlungspflicht |
18.05.2010 16:04 Uhr |
Von Nils Franke, Berlin / Die privaten Krankenversicherer fordern von der Politik, Ärzte und Pharmaunternehmen zu Verhandlungen zu verpflichten. Damit will der Verband »ungesunde Anreize zur Mengenausweitung« beenden. Eine neue Emnid-Umfrage soll die positive Einstellung der Deutschen zur Privaten Krankenversicherung belegen.
Nach der Wahl in Nordrhein-Westfalen haben sich die politischen Kräfte verschoben. Wie es mit der Reform des Gesundheitssystem weitergeht, ist offen. Der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband) macht dennoch deutlich, dass er Schritte zu einem System mit mehr Wettbewerb erwartet.
Die schwarz-gelbe Koalition müsse nun die Gesundheitsversorgung endlich auf solide Füße stellen, forderte Direktor Dr. Volker Leienbach in Berlin. Ein erster Schritt könne eine kapitalgedeckte ergänzende Pflegeversicherung sein, wie sie im Koalitionsvertrag genannt sei.
Vor allem müsse die PKV den Kosten begegnen können, die schneller als in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stiegen. Der PKV-Verband fordert deshalb ein Mitspracherecht gegenüber Ärzten und Pharmaindustrie. Ein stabiler gesetzlicher Rahmen müsse her, der alle Beteiligten verpflichte, auch Ergebnisse zu erzielen, erklärte der PKV-Direktor.
Die Ärzte wendeten sich PKV-Versicherten besonders intensiv zu. Dem solle eine Mengenbegrenzung Einhalt gebieten. Als Beispiele nannte Leienbach Labor-Untersuchungen und Röntgenaufnahmen. Gleichzeitig widersetzten sich die Ärzte besonders stark jeder Verhandlung. »Ich verstehe nicht, warum die Ärzte, ein freier Beruf, sich hier auf den Staat verlassen und sich keine Verhandlungen zutrauen«, schimpfte Leienbach. Im vergangenen Jahr erst hätten die Zahnärzte mit massivem Widerstand eine Öffnungsklausel in der Gebührenordnung verhindert, die Verhandlungen möglich machen sollte.
Auch bei den Arzneimitteln sei ein Mandat zwingend notwendig. »Es kann nicht sein, dass die GKV staatlich verordnete Preisreduzierungen erhält und die Pharmaindustrie damit implizit eingeladen sein könnte, die damit einhergehenden Verluste bei den privat Versicherten zu kompensieren.« Eine Preisdifferenzierung nach Versicherten sei nicht nachvollziehbar, sagte der PKV-Direktor. Das Ungleichgewicht gehe sogar weiter: Die privat Versicherten zahlten 2,30 Euro für den Apotheker. »Obwohl sie die Einzigen sind, die bar bezahlen und eigentlich einen Vorteil haben müssten.«
Privatpatienten erhielten außerdem oft Originalpräparate verschrieben. Dort, wo dies nicht notwendig sei, müsse man über den großen Preisunterschied zu den Generika reden. »Heute sieht es so aus, dass wir verhandeln können, die Unternehmen haben aber keinen Anlass, weil sie mit dem gegenwärtigen Rahmen ziemlich gut leben können. Es ist nicht tolerabel und einsehbar, warum unsere Marktbranche als einzige auf der Welt kein Verhandlungsmandat hat.«
Gute Werte für die PKV
Änderungen seien im Arzneimittelgesetz und im Versicherungsvertragsgesetz erforderlich. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) habe zugesagt, die Vorschläge zu prüfen. Einzelne Koalitionsabgeordnete hätten bereits ihre Zustimmung signalisiert.
Der PKV-Verband hat eine Umfrage beim Emnid-Institut in Auftrag gegeben, um die Einstellung der Deutschen gegenüber ihrem Gesundheitssystem zu untersuchen. Danach seien 94 Prozent der Privatversicherten mit ihrer Versicherung zufrieden, aber nur 88 Prozent der gesetzlich Versicherten, sagte Leienbach.
Die Befragten hielten die Leistungen bei der PKV zu 54 Prozent für hervorragend, 21 Prozent sagten das über die GKV. 61 Prozent halten die gesetzlichen Kassen für bürokratisch, damit mehr als bei den Privaten mit 43 Prozent. 45 Prozent empfinden die gesetzlichen Kassen als bevormundend, nur 24 Prozent die Privaten.
Insbesondere das Finanzierungsmodell der Kapitaldeckung finde Unterstützung, betonte Leienbach. 60 Prozent aller Befragten hätten kapitalgedeckte Altersrückstellungen für einleuchtend befunden. In der PKV zahlt jedes Mitglied zu seiner Prämie zusätzlich auch einen verzinsten Rückstellungsbetrag fürs Alter ein.
Die Kapitaldeckung der PKV habe sich sogar in der Krise bewährt. »Wir haben das Geld sehr konservativ angelegt. Hätten das alle gemacht, wäre es gar nicht zu einer Wirtschaftskrise gekommen.« Dagegen sei die umlagefinanzierte GKV viel stärker betroffen. Ohne all die staatlichen Zuschüsse liege der Beitragssatz eigentlich schon bei 16,4 Prozent statt bei 14,9 Prozent, so Leienbach. /