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Galenik dem Hautzustand anpassen

12.05.2006  17:43 Uhr

Atopisches Ekzem

<typohead type="3">Galenik dem Hautzustand anpassen

von Christiane Berg, Münster

 

In der interdisziplinären Therapie der Neurodermitis kommt neben der Patienten-Schulung der qualifizierten Beratung durch den Apotheker eine entscheidende Rolle zu. Dieser kann helfen, adäquate Produkte für die Basispflege auszuwählen und somit maßgeblich die Compliance zu verbessern.

 

Ein atopisches Ekzem entwickelt sich in unterschiedlicher Ausprägung bei 5 bis 20 Prozent aller Kinder und bei 1 bis 3 Prozent aller Erwachsenen. Die Inzidenz ist vor allem in Industrieländern steigend.

 

»Einteilung bedeutet Vereinfachung«, sagte Dr. Petra Staubach, Mainz, auf der 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie. Die Dermatologin beschrieb drei Schweregrade, die Einfluss auf die Wahl der Therapiestrategie haben. So könne die Haut des an Neurodermitis erkrankten Patienten trocken, schuppig und rau wie eine »Elefantenhaut« (Stufe 1) erscheinen. Sie könne rot, entzündet und überwärmt sowie von Kratzspuren und Papeln gekennzeichnet (Stufe 2) beziehungsweise hochrot, heiß, nässend, blutend und übersät von Papeln und Pusteln (Stufe 3) sein.

 

Feucht auf feucht

 

Staubach machte deutlich, dass die Galenik der Lokal- und Basistherapeutika dem Hautzustand angepasst werden muss.  Gemäß des Grundsatzes »Feucht auf feucht« müssten diese mit zunehmendem Schweregrad des Krankheitsbildes einen geringeren Anteil an Lipiden sowie höhere Konzentrationen an Wasser aufweisen. Als Merkmale eines optimalen Basisexternums nannte die Referentin neben einer effizienten Fettung und Hydratisierung ohne irritierendes und allergenes Potenzial, guten Verstreichbarkeit und subjektiven Verträglichkeit einen angenehmen Geruch. 

 

Zur Basis-Pflege und Rückfettung stehen als stadiengerechte Therapieoptionen unter anderem Urea und Lipide (Stufe 1), cortisonfreie, antientzündlich wirkende Externa, Umschläge, Gerbstoffe oder Polidocanol beziehungsweise Antihistaminika (Stufe 2) sowie cortisonhaltige beziehungsweise antiseptische und antivirale Externa bei Superinfektionen (Stufe 3) zur Verfügung. In besonders schweren Fällen kann die orale Gabe von Corticosteroiden, Antibiotika oder Antihistaminika unumgänglich sein.

 

Dem Wunsch nach einer anderen Externa-Grundlage oder -Konzentration sowie einer besseren lokalen Verträglichkeit durch den Verzicht oder Austausch von Hilfsstoffen könne in Ermangelung eines analogen Fertigarzneimittels mittels einer dermatologischen Rezeptur entsprochen werden. Diese sei auch indiziert, wenn die Notwendigkeit einer Kombination mehrerer Arzneistoffe besteht oder die Compliance verbessert werden soll .

 

Nach dem Motto »Nicht kleckern, sondern klotzen« sollten Corticosteroide bei akuten Schüben als Intervall-Therapie, als Stufentherapie mit sinkender Corticoid-Dosis oder Tandem-Therapie im regelmäßigen Wechsel mit einer Basis-Creme zum Einsatz kommen. Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern ab zwei Jahren empfehle sich bei leichten und mittelschweren Formen der Einsatz von Tacrolimus und Pimecrolimus zur Kurzzeit- oder intermittierenden Dauertherapie. Die Anwendung der Calcineurinhemmer sei auch im Gesicht erlaubt. 

 

Das atopische Ekzem als genetisch und immunpathogenetisch determinierte Bereitschaft der Haut, auf bestimmte Einflüsse und exogene Faktoren sensibilisiert zu reagieren, tritt in 60 Prozent der Fälle bereits im ersten Lebensjahr, zu weiteren 30 Prozent in den ersten vier Lebensjahren auf. Bei Diagnosestellung müssen je drei Hauptkriterien (Juckreiz, typische Morphologie und Verteilung, chronisch rückfällige Dermatitis, Atopie auch in der Familienanamnese) und Nebenkriterien wie Sebostase, Lichen pilaris, cutane Infektionen, Cheilitis, also Lippenentzündungen, oder Pityriasis alba, sprich: rundliche bis ovale, zuweilen etwas gerötete Herde mit kleinlamellöser Schuppung besonders im Wangenbereich erfüllt sein.

 

Komplikationen und Spätfolgen

 

Typisch für das Krankheitsbild bei Kindern sind Milchschorf im Kopf-, Hals- und Windelbereich beziehungsweise am Stamm oder an den Extremitäten. Prädilektionsstellen bei Erwachsenen sind Gesicht, Hals, Hand- und Fußrücken. Im fortgeschrittenen Lebensalter sei das »Beugenekzem« charakteristisch. Minimalvarianten des atopischen Ekzems sind »dirty neck«, der atopische Winterfuß, Hertoghe-Zeichen (Ausfall der seitlichen Partien der Augenbrauen), Dennie-Morgan-Lidfalten, weißer Dermographismus sowie Lippenleck- oder Lid-Ekzeme.

 

Staubach hob als Komplikationen Erythrodermie, Ekzema herpeticatum als Form des Herpes simplex besonders bei Kindern durch Primärinfektion auf vorgeschädigter Haut, Molluscum contagiosum als virale Infektion der Haut mit charakteristischen derben, zum Teil erbsengroßen Papeln  besonders im Gesicht, aber auch an Achseln und Hals, Stachelwarzen vor allem an Händen und Fußsohlen durch Infektionen mit Papillomviren, sowie Superinfektionen mit Staphylococcus aureus hervor. Als Spätfolgen nannte sie Hautatrophie und Lichenifikation (Verdickung der Haut mit vergröberter Hautstruktur).

 

Auslöser und Reize meiden

 

Provokationsfaktoren wie Stress, mikrobielle Faktoren, Kontaktallergene und Irritantien, physikalische Reize (UV-Bestrahlung, Reibung und Kratzen), Nahrungsmittel und hier vor allem Fruchtsäuren oder Trockenheit und Schwitzen durch extreme klimatische Bedingungen können bei atopischer Veranlagung zur Hyperreaktivität der Haut führen. Diese gelte es unbedingt zu meiden, so die Dermatologin. 

 

Besondere Bedeutung komme nicht nur der Schulung des Patienten in Ernährungsfragen, sondern auch den verhaltenstherapeutischen Techniken zur Unterbrechung des Juckreiz-Kratz-Verhaltens und den Entspannungsmethoden zu. »Zwar lässt sich die Veranlagung zur Neurodermitis nicht beeinflussen, sehr wohl jedoch die Fähigkeit, mit ihr zu leben«, so Staubach.

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