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Vortioxetin

Nicht nur die Stimmung aufhellen

22.04.2015  10:11 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, München / Mit Vortioxetin kommt Anfang Mai ein neues Antidepressivum zur Behandlung von Erwachsenen mit Major Depression auf den Markt (Brintellix®, Lundbeck). Neben der antidepressiven Wirksamkeit soll das Medikament auch kognitive Störungen bei depressiven Menschen bessern.

»Der Neuling ist ein multimodal wirksames Antidepressivum«, erklärte Professor Dr. Hans-Peter Volz vom Krankenhaus für Psychiatrie, Schloss Werneck, bei der Einführungspressekonferenz in München. Vortioxetin blockiere die Serotonin-Wiederaufnahme und greife zusätzlich an fünf Serotonin-Rezeptor-Subtypen an. 

 

Neben der Hemmung des präsynaptischen Serotonin-(5-HT)-Transporters wirkt das Molekül antagonistisch an 5-HT1D-, 5-HT3- und 5-HT7-Rezeptoren, partial­agonistisch an 5-HT1B- sowie agonistisch an 5-HT1A-Rezeptoren. In den klinisch relevanten Dosierungen besetze Vortioxetin alle diese Rezeptoren, betonte der Psychiater. Der prokognitive Effekt werde vor allem über 5-HT3- und 5-HT7-Rezeptoren vermittelt.

 

Infolge des Eingriffs in den Serotonin-Stoffwechsel steigen die Freisetzung und Verfügbarkeit dieses Neurotransmitters an. Indirekt komme es zudem zu günstigen Effekten auf andere Neurotransmitter wie Dopamin, Noradrenalin, Acetylcholin und Histamin. »Dies könnte die Grundlage sein für die robuste antidepressive Wirksamkeit und die signifikante Verbesserung kognitiver Funktionen unter Vortioxetin«, sagte Volz. Wichtig für die Verträglichkeit: Es wirke nicht anticholinerg oder antihistaminerg und beeinflusse nicht die Reizleitung am Herzen.

 

Placebo überlegen

 

Das neue Medikament wurde in zwölf Kurzzeitstudien über sechs oder acht Wochen im Vergleich zu Placebo untersucht. An dem Programm nahmen mehr als 6700 Patienten, darunter auch Menschen über 65 Jahren, mit Major Depression teil. Hauptindikator war die Veränderung eines Standard-Scores für die Symptome der Depres­sion.

 

In Tagesdosen von 5 bis 20 mg konnte Vortioxetin die depressive Stimmung und kognitive Dysfunktion der Patienten deutlich stärker verbessern als Placebo und zudem Ängste lindern, berichtete Professor Dr. Tillmann Krüger von der Medizinischen Hochschule Hannover. In einer sechswöchigen Studie waren Venlafaxin XR 225 mg sowie Vortioxetin 5 oder 10 mg täglich bereits nach zwei Wochen Placebo signifikant überlegen. Die Response- und Remis­sionsraten waren unter den Aktivsub­stanzen vergleichbar. Häufige Nebenwirkungen waren Übelkeit, Hyper­hidrosis und Erbrechen (vor allem in der 10-mg-Gruppe) sowie Durchfall und Obstipation.

 

In einer achtwöchigen Studie mit älteren Patienten wirkte Vortioxetin 5 mg deutlich besser als Placebo, wobei sich auch kognitive Funktionen, gemessen in zwei Testverfahren, deutlich besserten. In einer weiteren Studie, in der der Einfluss auf die Kognition laut Krüger ein primärer Endpunkt war, schnitt das Verum nach acht Wochen deutlich besser ab als Placebo. Dies bestätigte die dreiarmige Connect-Studie mit mehr als 600 Patienten, in der Vortioxetin 10 bis 20 mg sowie Duloxetin 60 mg mit Placebo verglichen wurden.

 

Gut verträglich

 

Nach Daten aus Erweiterungsstudien über 52 Wochen können die Verbesserungen langfristig aufrecht erhalten werden. Ferner wurde Vortioxetin (10 oder 20 mg) über zwölf Wochen mit dem Antidepressivum Agomelatin (25 oder 50 mg/Tag) verglichen. Der Neuling war statistisch signifikant überlegen.

 

Krüger wies auf die gute Verträglichkeit des Medikaments hin. Es sei »eher gewichtsneutral«, beeinträchtige die Sexualität weniger als andere Antidepressiva und störe den Schlaf nicht signifikant.

 

Aus Verträglichkeitsgründen könne man mit 5 mg Vortioxetin starten und nach einer bis zwei Wochen auf die Zieldosis erhöhen, empfahl der Psychiater und Neurologe. Dies könne die Compliance fördern. Die Erhaltungstherapie dauere mindestens sechs bis zwölf Monate, bei Patienten, die bereits mehrere depressive Episoden erlitten haben, länger. /

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