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Safinamid

Mehr On als Off

Datum 22.04.2015  10:11 Uhr

Von Annette Mende, Berlin / Ein neuer Wirkstoff zur Behandlung von Patienten mit Parkinson-Krankheit kombiniert zwei Wirkmechanismen: die Hemmung der Monoaminoxidase (MAO)-B und die Glutamat-Modulation. Dadurch lassen sich motorische Symptome und Komplikationen wie etwa On-Off-Fluktuationen mit Safinamid besser kontrollieren als mit bisher verfügbaren Substanzen.

Das Parkinson-Syndrom entsteht durch die Degeneration dopaminerger Neurone in der Substantia nigra. So lernt es jeder Pharmazie-Student in der Pharmakologie-Vorlesung. Auf der Launch-Pressekonferenz von Safinamid (Xadago®) rückte Professor Dr. Dirk Woitalla vom St. Josef-Krankenhaus Kupferdreh in Essen diese Dopa-zentrische Sicht der Dinge allerdings zurecht: »Wir dürfen nicht nur an das Dopamin denken. Insbesondere wenn es zu den gefürchteten Dyskinesien kommt, spielen auch andere Neurotransmitter wie Glutamat eine Rolle.«

 

Dualer Wirkmechanismus

 

Safinamid, das laut Hersteller Zambon ab dem 15. Mai verfügbar sein wird, ist indiziert für Patienten in mittleren bis späten Krankheitsstadien, die trotz Stabilisierung unter der Standardtherapie mit Levodopa motorische Fluktua­tionen entwickelt haben. Die Patienten nehmen zusätzlich zur ihrer bestehenden Medikation einmal täglich eine Tablette à 50 oder 100 mg Safinamid ein.

Als selektiver Hemmer der MAO-B verstärkt Safinamid die dopaminerge Wirkung. Da es nicht kovalent an die MAO-B bindet, ist die Hemmung reversibel. Die Patienten müssen daher keine Tyramin-arme Diät befolgen wie unter irreversiblen MAO-B-Hemmern. Bei depressiven Symptomen kann Safinamid aufgrund seiner Selektivität für die MAO-B mit einem MAO-A-Hemmer kombiniert werden.

 

Außer mit der MAO-B interagiert Safinamid auch mit spannungs­abhängigen Natrium- und Calciumkanälen und hemmt so die Glutamat-Ausschüttung – und zwar sehr effektiv. »Safinamid war als Antiepileptikum wirksamer als Levetir­acetam«, sagte Woitalla. Da die exzessive Freisetzung von Glutamat eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung motorischer Komplikationen spielt, beruht darauf wohl die Wirkung von Safinamid gegen diese Symptome. Woitalla zufolge profitieren insbesondere Patienten mit Fluktuationen der Beweglichkeit, Off-Zeiten (in denen die Patienten erstarren) und Dyskinesien von der Hinzunahme von Safinamid zur Standardmedikation.

 

Das sind die typischen Komplikationen einer Therapie mit L-Dopa, die bei den allermeisten Patienten irgendwann auftreten. Professor Dr. Heinz Reichmann vom Universitätsklinikum Dresden verglich diese Situation mit dem Ende eines Honeymoons. »Einem neu diagnostizierten Patienten können Sie eigentlich jedes Parkinson-Medikament geben und es wird ihm besser gehen. Aber irgendwann wird er kommen und sagen, dass er mehr braucht, und dann ist der Honeymoon vorbei.« Wie in einer zwischenmenschlichen Beziehung ließe sich auch der Behandlungs-Honeymoon bei Parkinson nicht unendlich verlängern.

 

Eine L-Dopa-Dosissteigerung stellt in diesem Fall zwar die Beweglichkeit wieder her, erhöht aber auch die Gefahr für Dyskinesien. »Die magische Grenze liegt bei 400 mg L-Dopa pro Tag«, sagte Reichmann. Ab dieser Dosis steige das Dyskinesie-Risiko massiv an.

 

On-Zeit langfristig verlängert

 

Safinamid habe sich in einem umfassenden klinischen Studienprogramm mit Patienten bewährt, »bei denen der Honeymoon gerade zu Ende gegangen war«. Reichmann stellte die Phase-III-Studie 016 und die Verlängerungsstudie 018 vor, an denen Patienten mit einer durchschnittlichen Erkrankungsdauer von 8,3 Jahren teilgenommen hatten. Die Hinzunahme von Safinamid bewirkte einen signifikanten Anstieg der täglichen On-Zeit von 9,5 auf rund 11 Stunden. Eine signifikante Überlegenheit gegenüber Placebo zeigte sich auch hinsichtlich des klinischen Gesamteindrucks und der Lebensqualität.

 

Diese Effekte blieben in der Expan­sionsphase über insgesamt zwei Jahre erhalten. »Das ist wirklich beeindruckend«, sagte Reichmann. Eine Dosis­steigerung der L-Dopa-Medikation sei nur bei 5 Prozent der Patienten notwendig geworden. Bei 20 Prozent der Teilnehmer habe die L-Dopa-Dosis sogar gesenkt werden können. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Übelkeit, Rückenschmerzen und Dyskinesie. Ein relevanter Einfluss auf das QTC-Intervall bestehe nicht und auch kein klinisch relevantes Interak­tionspotenzial. /

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