Kundschaft mit Potenzial |
24.04.2012 16:30 Uhr |
Von Guido Michels / Schon in zehn bis fünfzehn Jahren werden die 50- bis 65-Jährigen die größte Bevölkerungsgruppe in Deutschland sein. Im Jahr 2050 wird es hierzulande mehr als doppelt so viele alte wie junge Menschen geben. Kein Wunder, dass Wirtschaft und Handel mehr und mehr die Bedeutung der Kunden über 55 Jahren entdecken.
Apotheken müssten aufgrund ihrer Kunden- und Angebotsstruktur in diesem Markt große Chancen haben. Ältere Menschen sind öfter krank, gehen häufiger zum Arzt und achten mehr auf ihre Gesundheit als jüngere. Schaut man sich zum Beispiel den Arzneiverbrauch je Versichertem an, so fällt auf, dass dieser ab 50 Jahren deutlich ansteigt. Laut Arzneimittelverordnungsreport haben Versicherte ab 65 Jahren, die lediglich 22 Prozent der Bevölkerung ausmachen, im vergangenen Jahr 44 Prozent des gesamten GKV-Arzneimittelumsatzes bedingt.
Darüber hinaus hat diese Gruppe eine hohe Kaufkraft. Allen Diskussionen über Rentenkürzungen und Altersarmut zum Trotz, wachsen die Konsumausgaben und das Kaufkraftpotenzial der älteren Generation stetig. Senioren versuchen heute immer mehr, das Leben im Alter aktiv zu gestalten. Das löst einen schleichenden Wertewandel aus: Man will sich etwas gönnen und nicht verzichten. Ältere Menschen von heute sind finanzstark und ausgabefreudig. Sie versuchen gegenwarts- und genussorientiert zu leben.
Das alles verheißt anscheinend gute Zeiten für die Apotheke. Doch wer glaubt, dass die älteren Menschen automatisch in die Apotheke kommen, liegt falsch. Senioren kommen, wenn die Apotheke ihnen ein Angebot macht, das speziell auf sie zugeschnitten ist:
Apotheken als Nahversorger: Analysen zeigen, dass mit zunehmendem Alter kleinere, übersichtlichere Geschäfte in unmittelbarer Nähe zum Wohnort bevorzugt werden. Dies liegt zum einen an der eingeschränkten Mobilität, zum anderen an der Tatsache, dass große, unübersichtliche Märkte auf alte Menschen eher abschreckend wirken.
Auf Senioren ausgerichtete Sortimente: Senioren geben statistisch mehr Geld für Gesundheitspflege aus. Dieses Bedürfnis kann optimal in der Apotheke bedient werden. In Umfragen zeigt sich ein hohes Qualitäts- und Markenbewusstsein von älteren Kunden. Die Generation 55 Plus stellt besondere Anforderungen an Waren und Dienstleistungen, ist aber im Gegenzug auch bereit, höhere Preise zu bezahlen.
Sozialer Kontakt: Insbesondere im höheren Alter leben Menschen vermehrt allein und leiden unter Einsamkeit. Das beinahe tägliche Einkaufen wird somit zum Ersatz für sonstige soziale Kontakte. Aus diesem Grund suchen Senioren eher kleinere Geschäfte wie die Apotheke auf. Hier sind sie bekannt und können auch persönliche Bindungen zu den Mitarbeitern aufbauen. /