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Dürftige Datenlage für Erkältungsmittel

Datum 24.04.2007  11:59 Uhr

PZ-Akademie Kongress 2007

<typohead type="3">Dürftige Datenlage für Erkältungsmittel

 

Obwohl Erkältungen die häufigste Infektion des Menschen sind, existieren weder zur Therapie noch zur Prävention international anerkannte Empfehlungen. Für die meisten zur Prophylaxe oder Symptomlinderung angewendeten Präparate ist die evidenzbasierte Datenlage auch eher dürftig. So das Fazit von Privatdozentin Dr. Carola Seifart, Marburg.

 

Mehr als die Hälfte aller Erkältungen geht auf das Konto von Rhino- und Coronaviren. Dabei erfolgt die Übertragung von Mensch zu Mensch durch die Tröpfcheninfektion. Doch wer vermutet, dass die Erreger hauptsächlich über Husten, Niesen oder Sprechen verteilt werden, irrt. »In 25 bis 70 Prozent der Fälle erfolgt die Übertragung durch Hand-zu-Hand-Kontakt«, erklärte Seifart. Daher sei zur Vorbeugung regelmäßiges Händewaschen empfehlenswert. Die Ansteckungsgefahr am Arbeitsplatz betrage dagegen null Prozent und auch Küssen sei erlaubt.

 

»Obwohl Erkältungen die häufigste Infektion des Menschen sind, existieren weder zur Therapie noch zur Prävention international anerkannte Empfehlungen«, konstatierte die Medizinerin. Die Behandlung bestehe zunächst darin, sich während eines grippalen Infekts körperlich zu schonen. Dies gelte vor allem auch für Sportler, denn manche Viren machen sich am Herzmuskel zu schaffen und lösen eine Myokarditis aus, die gerade junge Leute oft nicht bemerken. Zudem sei auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Luftbefeuchtung zu achten.

 

Vermutlich hilfreich, jedoch nicht evidenzbasiert seien Inhalationen, ätherische Öle von Eukalyptus, Pfefferminze oder Campher als Salbe oder Kapseln sowie Salbei, Thymian und Efeu bei Husten. Ähnliches gelte für Nasentropfen. In einer Studie konnte nach einmaliger Anwendung eine Symptomverbesserung belegt werden, ein fortgesetzter Gebrauch führte jedoch nicht zu einer weiteren Besserung. Wichtig sei, darauf hinzuweisen, dass Nasentropfen immer nur kurzfristig angewendet werden dürfen.

 

Evidenzbasiert für nicht steroidale Antirheumatika sei eine deutliche Verbesserung des Symptoms Halsschmerzen. Vorsicht sei bei Acetylsalicylsäure geboten, da der Arzneistoff die Antikörper-Produktion inhibiert und dadurch die Dauer der Erkältung verlängern kann.

 

Einen möglichen Nutzen könnten Vitamin C und Echinacea haben. Eine Metaanalyse eines finnisch-australischen Forscherteams konnte zwar für Vitamin C keine prophylaktische Wirksamkeit bestätigen. Bei Leistungssportlern beziehungsweise Menschen, die in kalten Gebieten schwere körperliche Arbeit verrichten, hatte das Vitamin jedoch eine vorbeugende Wirkung. Als Prophylaxe eingenommen verkürzte hier Vitamin C die Krankheitsdauer.

 

Hinsichtlich der Wirksamkeit von Präparaten, die aus Sonnenhut beziehungsweise dessen Extrakt hergestellt sind, gebe es unterschiedliche Studienergebnisse. Dies liege unter anderem daran, dass in einigen Studien nicht angeben ist, welche Echinacea-Art untersucht wurde. So gibt es sowohl Studien, die Echinacea-Präparaten eine positive Wirkung zuschreiben, als auch solche, die aus Echinacea angustifolia gewonnenen Präparaten jegliche über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkung absprechen. »Frühzeitig eingenommen sind Präparate, die den oberirdischen Teil von Echinacea purpurea verwendeten, vermutlich effektiv«, sagte Seifart. Die Datenlage zur Prävention sei aber fragwürdig.

 

Von fraglichem Nutzen seien Vitamin E, Zink und Probiotics. Für Zink-Gluconat-Lutschtabletten konnte zwar in zwei placebo-kontrollierten Doppelblindstudien gezeigt werden, dass eine Einnahme die Schwere von Erkältungssymptomen um 42 Prozent verminderte und ihre Dauer um drei bis vier Tage verkürzt. Dies sei jedoch mit einer Nebenwirkungsrate von 80 Prozent verbunden. »Bei nur fraglich gesicherter Wirksamkeit ist insofern von Zink eher abzuraten«, sagte Seifart.

 

Möglicherweise hilfreich könnte eine tägliche Einnahme von probiotischen Produkten sein. In einer noch nicht publizierten Studie war die Dauer der Erkrankung reduziert. Die Forscher sind überzeugt, dass der festgestellte Effekt auf einer Stärkung des Immunsystems durch die verwendeten Milchsäurebakterien beruht.

 

Große Hoffnungen in der Bekämpfung einer Erkältung liegen auf dem Protease-Inhibitor AG 7088 sowie auf einem biotechnologisch hergestellten ICAM-1-Rezeptor in löslicher Form. AG 7088 hemmte in vitro signifikant die Virenreplikation und die Interleukin-6/Interleukin-8 Produktion. ICAM-1 ist der zelluläre Rezeptor für Rhinoviren. Sieben bis zwölf Stunden nach der Infektion gegeben, verbesserte die Gabe des löslichen Komplexes signifikant die Symptome.

 

Nicht zu unterschätzen sei zudem das Beratungsgespräch mit dem Arzt oder Apotheker. Denn es sei erwiesen, dass das Gespräch in Kombination mit der klaren Diagnosestellung »banale Erkältung« die Symptomdauer verkürzt.

Erkältung oder Grippe?

Vor der Beratung zur Selbstmedikation muss abgeklärt werden, ob der Betroffene unter einer Erkältung oder Grippe leidet. Denn im Gegensatz zur Erkältung kann eine Grippe mit lebensgefährlichen Komplikationen einhergehen. In Deutschland sterben pro Jahr etwa 5000 bis 8000 Menschen daran.

 

Eine Unterscheidung der beiden Erkrankungen ist schwierig, da sich die Symptome anfangs stark ähneln. Allerdings unterscheiden sich die Infektionen in Verlauf und Schwere des Krankheitsbildes. Typisch für die Grippe ist ein heftiger und plötzlicher Beginn mit starkem Fieber (über 39°C), Schüttelfrost, begleitet von trockenem Husten, Kopf- und Gliederschmerzen. Eine echte Grippe dauert etwa zwei bis drei Wochen. Eine Erkältung beginnt wesentlich unspektakulärer. Typischerweise treten die Symptome nacheinander auf, beziehungsweise lösen sich ab. So kann zuerst der Hals kratzen, dann beginnt die Nase zu laufen oder die Nasenatmung ist behindert und schließlich folgt der Husten. Häufig bleiben Erkältungspatienten vom Fieber ganz verschont oder messen nur leicht erhöhte Temperaturen, die innerhalb weniger Tage zurückgehen. In der Regel klingen die Symptome nach etwa einer Woche ab.

 

Eine Erkältung geht meist auf Viren zurück, wovon 50 bis 60 Prozent Rhino- und Coronaviren ausmachen. Etwa 15 bis 25 Prozent sind noch unbekannt. Erreger der echten Grippe sind ausschließlich Influenzaviren.

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