Stada grenzt sich von »Zur Rose« ab |
25.04.2006 11:08 Uhr |
<typohead type="3">Stada grenzt sich von »Zur Rose« ab
von Thomas Bellartz, Berlin
In jüngster Zeit wird wieder verstärkt in der Branche über die Verbindungen zwischen der Stada Arzneimittel AG und der Versandapotheke »Zur Rose« gesprochen. Im Interview mit der PZ äußert sich Stada-Vorstandsvorsitzender Hartmut Retzlaff zu den »Zur Rose«-Aktivitäten und zum Versandhandel mit Arzneimitteln.
PZ: In Apothekerkreisen wird die 50-prozentige Stada-Beteiligung an dem schweizerischen Generika-Unternehmen Helvepharm AG heiß diskutiert. Ihr Partner ist dort die »Zur Rose«-Gruppe, die in Deutschland intensive Versandhandelsaktivitäten verfolgt. In welcher Geschäftsbeziehung steht die Stada mit der »Zur Rose«?
Retzlaff: Zunächst einmal eine Klarstellung: Stada hat mit den Geschäfts- beziehungsweise Versandhandelsaktivitäten der »Zur Rose« in Deutschland nichts, aber auch gar nichts zu tun. Und ich füge hinzu: Diese Geschäftsaktivitäten in Deutschland finden auch mitnichten unsere Zustimmung. Wir haben das der Geschäftsführung der »Zur Rose« auch wiederholt klar zu verstehen gegeben. Aber wir haben eben keinen Einfluss auf die Geschäftspolitik der »Zur Rose«-Gruppe.
PZ: Welche Verbindung gibt es dann überhaupt?
Retzlaff: Unsere einzige Verbindung zu »Zur Rose« besteht indirekt über den ausschließlich in der Schweiz tätigen Generikaanbieter Helvepharm AG, an der die Muttergesellschaft »Zur Rose«, aber eben auch Stada je 50 Prozent der Anteile halten. Ich möchte betonen: Diese Geschäftsverbindung stammt aus einer Zeit, als »Zur Rose« noch nicht im Versandhandel in Deutschland aktiv war und solche Aktivitäten auch in keiner Weise abzusehen waren.
PZ: Vor dem Hintergrund der deutschen Aktivitäten der »Zur Rose«: Sind Sie mit dieser Partnerschaft in der Schweiz eigentlich glücklich?
Retzlaff: Natürlich nicht. Um unsere Distanz zu den deutschen Aktivitäten der »Zur Rose« deutlich zu machen, versucht Stada bereits seit geraumer Zeit, diese Beteiligungsstruktur in der Helvepharm aufzulösen. Dies ist aber nicht durch eine einseitige Erklärung von Stada möglich, wie Sie sich sicher vorstellen können. Vielmehr gelten - ohne dass wir aus rechtlichen Gründen näher auf Details eingehen können - auch in einer solchen Situation früher getroffene vertragliche Vereinbarungen beider Gesellschafter.
PZ: Was heißt das konkret?
Retzlaff: Das heißt ganz konkret: Da ein Aufstocken unserer Beteiligung auf 100 Prozent nicht infrage kommt, haben wir uns schon vor einiger Zeit entschlossen, aus der Beteiligung auszusteigen, indem wir unseren Anteil an der Helvepharm veräußern.
PZ: Wann ist denn da mit Ergebnissen zu rechnen?
Retzlaff: Wir führen dazu laufend Verhandlungen mit Interessenten und hoffen, in absehbarer Zeit, das heißt in den nächsten Monaten, zu einem Abschluss kommen zu können.
Lassen Sie mich noch hinzufügen: Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht gibt es überhaupt keinen Anlass, unsere Helvepharm-Anteile zu verkaufen, denn die Helvepharm ist ein profitables und wachsendes Unternehmen. Für uns hat jedoch unsere langjährige Partnerschaft mit den deutschen Apotheken einen sehr hohen Stellenwert. Und dass nicht nur im klassischen vertriebsstrategischen Sinn, sondern natürlich auch mit Blick auf unsere Unternehmenshistorie. Und so wollen wir mit dem angestrebten Ausstieg aus der Helvepharm den deutschen Apotheken unsere Solidarität in ihrem Wettbewerb mit dem Versandhandel dokumentieren.
PZ: Welche Position vertritt Stada generell gegenüber dem Versandhandel mit Arzneimitteln?
Retzlaff: Unsere Position wird bei einem Blick in die Geschichte sehr deutlich: Bekanntlich war der Versandhandel vor In-Kraft-Treten des GMG, also bis zum 31. Dezember 2003, in Deutschland illegal. Stada ist damals erfolgreich gegen diesen illegalen Versandhandel juristisch vorgegangen. Infolge einer in 2001 abgegebenen Unterlassungserklärung durfte DocMorris Stada-Produkte nämlich nicht weiter führen. Wir haben dies auch bis zur Änderung der Gesetzeslage durch das GMG nachverfolgt. Nach unserem Kenntnisstand hat übrigens nur noch ein einziges anderes deutsches Pharma-Unternehmen jemals solche juristischen Schritte gegen den damals illegalen Versandhandel unternommen. Die Produkte vieler direkter Wettbewerber von Stada waren dagegen schon lange vor der Legalisierung bei DocMorris gelistet. Gerade Stada hat sich vor diesem Hintergrund aus meiner Sicht deswegen nicht vorwerfen zu lassen, die deutschen Apotheker in ihrer Position zum Versandhandel nicht zu unterstützen.