Naltrexon soll Alkoholentwöhung erleichtern |
25.04.2006 14:42 Uhr |
<typohead type="3">Naltrexon soll Alkoholentwöhung erleichtern
von Sven Siebenand, Eschborn
Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat Naltrexon zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit zugelassen. Die Depotformulierung des Opiatantagonisten wird einmal monatlich gespritzt und soll in Kombination mit psychosozialer Betreuung das Bedürfnis nach Alkohol abschwächen.
Naltrexon, hier zu Lande zur Opiat-Entwöhnung zugelassen, bindet an µ-Rezeptoren im Gehirn und blockiert damit Neurotransmitter, die mit Alkoholsucht in Zusammenhang stehen. Wie der Hersteller Alkermes berichtet, sind diese Mechanismen und deren Bedeutung zwar noch nicht völlig verstanden, klinische Studien hätten aber den Nutzen des Präparats belegt. Bereits im vergangenen Jahr publizierten US-Forscher im Fachmagazin »Journal of the American Medical Association« (Band 293, Seiten 1617-1625) die Ergebnisse einer klinischen Studie: Jeweils ein Drittel der 624 teilnehmenden Probanden erhielt eine monatliche Injektion einer Depotform von Naltrexon in der Dosierung von 380 mg beziehungsweise 190 mg oder Placebo. Zusätzlich nahmen alle Studienteilnehmer an zwölf psychosozialen Sitzungen teil. Im Vergleich zu Placebo reduzierten 380 mg Naltrexon das Auftreten schweren Alkoholkonsums um 25 Prozent, 190 mg um 17 Prozent. Auch in einer randomisierten doppelblinden Phase-III-Studie über sechs Monate konnte im Vergleich zu Placebo belegt werden, dass die monatliche intramuskuläre Gabe von 380 mg Naltrexon die Tage schweren Trinkens deutlich reduziert.
Zudem zeigte sich, dass bei einem Großteil der Patienten, die in der Woche vor Behandlungsbeginn abstinent waren, die Naltrexon-Gabe mit anhaltender Enthaltsamkeit verbunden war. Andere Patienten, die vor Studienbeginn sieben Tage abstinent waren, hatten ihren Alkoholkonsum zumindest deutlich senken können.
Im Allgemeinen war der Wirkstoff gut verträglich. Am häufigsten traten Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen, Fatigue sowie Reaktionen an einer Einstichstelle auf. Hohe Dosen Naltrexon wirken dagegen hepatotoxisch. Daher ist die Substanz bei Patienten mit akuter Hepatitis oder schwerer Leberstörung kontraindiziert. Ab Juni 2006 soll VivitrolTM voraussichtlich auf dem US-Markt erhältlich sein. Nach Auskunft des Herstellers ist derzeit noch nicht geplant, die europäische Zulassung zu beantragen.