Es achtet noch ein Zweiter darauf |
25.04.2006 16:17 Uhr |
<typohead type="3">Es achtet noch ein Zweiter darauf
von Daniel Rücker, Berlin
Die Kölner Allgemeinmedizinerin Dr. Roswitha Antz und der Krefelder Apotheker Manfred Krüger engagieren sich seit einem Jahr im Barmer-Modell. Neben einer besseren Versorgung der Patienten loben sie auch die Kommunikation zwischen Ärzten und Apothekern.
PZ: Hat das Hausapotheken-/Hausärztemodell die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern verändert?
Antz: Auf jeden Fall. Wir haben deutliche Fortschritte gemacht. Ärzte und Apotheker kommunizieren heute viel häufiger über die Medikation eines Patienten.
PZ: Worum geht es am häufigsten?
Antz: Für uns Ärzte ist natürlich die Selbstmedikation des Patienten besonders interessant. Wenn ich ein Medikament verordne, frage ich zwar nach der Begleitmedikation. Der Patient sagt mir aber immer nicht alles.
PZ: Rufen Sie dann den Apotheker an?
Antz: Das kommt nicht so häufig vor. Eher ruft mich der Apotheker an, wenn der Patient in der Apotheke das Rezept einlöst. Das ist natürlich für mich sehr hilfreich. Es ist aber auch so, dass die eingeschriebenen Barmer-Versicherten jetzt grundsätzlich sensibler und deshalb auch informierter sind. Das Thema Interaktionen zwischen verordneten und selbst gekauften Medikamenten ist ihnen präsent.
PZ: Was ist für Sie der größte Vorteil des Modells?
Antz: Der Patient wird besser und sicherer versorgt. Mit dem Hausapotheker gibt es noch einen zweiten, der die Medikation im Blick hat. Einfach ausgedrückt: Es achtet eben noch ein zweiter Fachmann drauf.
PZ: Machen eingeschriebene Barmer-Versicherte in der Apotheke mehr Arbeit?
Krüger: Zu Beginn eindeutig ja. Ich habe mittlerweile 250 Hausapothekenkunden. Am Anfang hatten wir sehr viel Arbeit damit, die Medikationsdateien anzulegen, die Daten zu erfassen, das gesamte System zu installieren. Jetzt läuft das System rund und ohne weitere Probleme. Im Normalbetrieb gibt es keinen Unterschied mehr im Aufwand.
PZ: Wie treu sind ihre Patienten der Hausapotheke?
Krüger: Sehr. Die meisten kommen außer im Urlaub wirklich nur zu mir. Sie erkennen ihren Vorteil, wenn die neue Medikation direkt überprüft wird. Und wenn sie ein neues OTC-Präparat haben wollen, fragen sie direkt nach, ob sich dies mit den anderen Medikamenten verträgt, die sie einnehmen.
PZ: Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit mit den Ärzten?
Krüger: Das läuft mittlerweile sehr gut. Manche Ärzte mussten erst lernen, unsere Kompetenz in Arzneimittelfragen zu nutzen. Heute wissen sie, dass wir uns damit gut auskennen und erkennen auch ihren Nutzen daran. Die Kommunikation ist natürlich immer dann einfacher, wenn es um Doppelverordnungen zweier Ärzte geht, an denen beide keine unmittelbare Schuld haben. Schwieriger ist es, wenn ich den Arzt auf einen vermeidbaren Fehler hinweise. Das hat niemand gern.
Antz: Mittlerweile haben wir abseits des Barmer-Vertrags auch ein zweites Feld, in dem wir von der Kooperation profitieren. Bei der Pharmakoökonomie sind die Apotheker sehr hilfreiche Berater. Die Zusammenarbeit im Barmer-Modell hat uns bei der Wirtschaftlichkeit weitergebracht. Das gilt nicht nur für Versicherte der Barmer.
Krüger: Ich habe dies ebenfalls festgestellt. Ärzte haben oft nur eine sehr lückenhafte Vorstellung über ihr eigenes Verordnungsverhalten und über die damit verbundenen Kosten. Natürlich auch wegen der Furcht vor einem Regress sind sie über unsere Unterstützung bei einem ökonomischeren Verordnungsverhalten dankbar.