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Schlaganfall

Auch bei Kindern möglich

05.04.2016  16:18 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Schlaganfälle treten zwar vermehrt bei Älteren auf, können aber auch Jüngere betreffen. Zwischen 5 und 15 Prozent der Fälle ereignen sich im Lebensalter von 18 bis 45 Jahren, und schon Kinder und Säuglinge können betroffen sein. Bei ihnen unterscheiden sich Symptomatik und Therapie deutlich von denen bei erwachsenen Patienten.

Etwa 300 Kinder erleiden laut Informationen der Deutschen Schlaganfallhilfe in Deutschland jedes Jahr einen ischämischen Schlaganfall, ein Drittel bereits während der Geburt. Die Dunkelziffer liegt vermutlich höher, da nicht alle Fälle erkannt werden. Dem ischämischen Schlaganfall liegt eine Minderdurchblutung des Gehirns zugrunde, wobei sich die Ursachen bei Kindern und Erwachsenen deutlich unterscheiden. 

 

Während bei älteren Patienten atherosklerotische Veränderungen der Gefäße, Bluthochdruck und Adipositas im Vordergrund stehen, sind bei Kindern die Hauptursachen angeborene Gefäßmissbildungen, nicht entzündliche Gefäßerkrankungen (Vaskulopathien), Herzerkrankungen und Blutgerinnungsstörungen. Dabei kommen beim kindlichen Schlaganfall meist mehrere Risikofaktoren zusammen.

 

Laut einem Review im Fachjournal »Emergency Medicine International« liegt etwa einem Drittel der Fälle eine Herzerkrankung zugrunde (2011; DOI: 10.1155/2011/734506). Hierzu zählen neben angeborenen Herzfehlern auch Endokarditis, Kardiomyopathie und Herzrhythmusstörungen. Eine häufige Ursache sind auch Infektionen, die vorübergehende Gefäßveränderungen bewirken können. Als Erreger kommen zum Beispiel Varizellen (Windpocken), aber auch Borrelien, Mykoplasmen, Entero- oder Parvoviren in Betracht.

 

In Deutschland eher selten, aber weltweit die häufigste Ursache von kindlichen Schlaganfällen ist die erblich bedingte Sichelzellenanämie. Betroffene weisen sichelförmige, unelastische Erythrozyten auf, die Gefäße verstopfen können, was zu Organschäden und eben auch zu Schlaganfällen führen kann (lesen Sie dazu auch PZ 44/2015, Seite 32). Neben den genannten Faktoren können auch Thrombophilie, Homocysteinämie, Morbus Fabry, Krebserkrankungen oder eine Langzeitsteroidtherapie das Schlaganfallrisiko erhöhen. Die Vielzahl der Faktoren macht deutlich, dass es wichtig ist, nach einem Schlaganfall die Ursache abzuklären, vor allem auch um weitere Ereignisse zu verhindern. Das Rezidivrisiko liegt bei 15 bis 20 Prozent.

 

Variable Symptomatik

 

Die Symptomatik eines Schlaganfalls ist variabel und hängt vom Alter des Patienten und vom Ort der Schädigung ab. Bei Neugeborenen stehen Krampfanfälle im Vordergrund, auch uncharakteristische Symptome wie Muskelschwäche, Atemstörung oder Bewusstseinstrübung können auftreten. Bei älteren Kindern sind vermehrt die charakteristischen Zeichen zu erkennen, vor allem Hemiparese (halbseitige unvollständige Lähmung), Fazialisschwäche (unvollständige Lähmung der Gesichtsmuskulatur), Sprach- und Sehstörungen sowie Bewusstseinstrübung. Auch starke Kopfschmerzen, zum Teil mit Erbrechen, können hinzukommen.

 

Die Diagnose ist vor allem bei kleinen Kindern oft schwierig, weil Eltern und Behandler meist nicht rechtzeitig an einen Schlaganfall denken. Einer schweizerischen Untersuchung zufolge wird nur ein Drittel der Kinder innerhalb der ersten sechs Stunden nach dem Ereignis diagnostiziert. Bei Verdacht auf einen Schlaganfall sollte dieser mithilfe von bildgebenden Verfahren wie MRT oder CT abgeklärt werden. Dabei ist auch der Schlaganfall bei Kindern immer ein Notfall, bei dem die Regel »time is brain« gilt.

 

Die Mortalität liegt bei 10 bis 25 Prozent. Etwa 60 Prozent der überlebenden Kinder haben bleibende neurologische Schäden, wie Hemiparesen, und zeigen kognitive Defizite. Daraus können sich Lern- und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten sowie psychosoziale Probleme entwickeln.

 

Um Folgeschäden zu vermeiden, sollten betroffene Kinder intensivmedizinisch betreut werden. Dabei hängt die Therapie von der Entstehung des Schlaganfalls ab. Für eine Lyse ist es in der Mehrheit der Fälle zu spät, sie wird für Kinder auch nicht außerhalb von Studien empfohlen.

 

Die Therapie besteht primär in einer Kontrolle der Körpertemperatur, des Blutdrucks, des Blutzuckers und der Behandlung von Krampfanfällen. Zudem wird in der Regel eine Antikoagulation mit niedermolekularen Heparinen begonnen. Nach der akuten Phase kann sich eine Langzeitantikoagulation mit Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel anschließen. Randomisierte klinische Studien zur Therapie von kindlichen Schlaganfällen werden den Autoren des Reviews zufolge dringend benötigt. Bislang sind die Empfehlungen weitgehend von den Studienresultaten bei Erwachsenen abgeleitet. /

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