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Gesundheitsbericht

Große Unterschiede in Europa

02.04.2013  16:53 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Die Lebensverhältnisse in Europa sind immer noch stark unterschiedlich. Vor allem zwischen West- und Osteuropa klaffen in Bezug auf den Gesundheits­zustand der Bevölkerung noch große Lücken. In Südeuropa entstehen aufgrund der Finanzkrise neue Probleme. Dieses Bild zeichnet eine Artikelserie im Fachjournal »The Lancet«.

Die Unterschiede beim Gesundheitszustand der Bevölkerung zwischen Ost- und Westeuropa sind heute größer als vor 40 Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine der Studien im »Lancet« (doi: 10.1016/S0140-6736(12)62084-4). Besonders drastisch ist dies an der Lebenserwartung zu erkennen: Mit Ausnahme der baltischen Staaten sei die Lebenserwartung für Neugeborene in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion für Männer zwölf Jahre niedriger und für Frauen acht Jahre niedriger als in Westeuropa.

Im Westen hätten Regelungen zum Alkohol- und Tabakkonsum, verbunden mit Fortschritten in der Medizin und der Einführung einer effizienten Gesundheitspolitik Erfolge gebracht, berichten Martin McKee und seine Kollegen von der London School of Hygiene and Tropical Medicine. In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sei dieser Fortschritt nicht im selben Maß zu erkennen. »Die politische Geschichte Europas hat tiefe Unterschiede bei der Gesundheit der Bevölkerung hinterlassen«, heißt es in der Studie.

 

Kurze Lebenserwartung

 

Ein Grund für die kurze Lebenserwartung in Osteuropa sei die relativ hohe Wahrscheinlichkeit, im erwerbsfähigen Alter zu sterben. Als Gründe nennen die Autoren vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen und externe Todesursachen wie Unfälle und Gewalttaten. Aber auch eine hohe Mütter- und Kindersterblichkeit sowie ein Anstieg von Infektionskrankheiten wie HIV und Tuberkulose trage zu dem Problem bei. Problematisch seien auch der hohe Alkohol- und Tabakkonsum in Osteuropa, die bislang zu wenig reguliert würden. Hier seien strengere Gesetze notwendig, so die Autoren. Aber auch im Westen seien zum Teil Fehler bei der Gesundheitspolitik gemacht worden, die medizinische Erfolge verzögert hätten. Der Kampf gegen den Tabakkonsum sei zum Beispiel in Deutschland, Österreich und Dänemark verspätet aufgenommen worden. In Finnland und Großbritannien seien Todesfälle in Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch zu lange ignoriert worden.

 

Auswirkungen der Krise

 

Die Finanzkrise hinterlasse sichtbare Spuren auf den Gesundheitszustand in einigen Ländern Europas vor allem in Spanien, Griechenland und Portugal, schreiben die Autoren um McKnee in einem weiteren Artikel im »Lancet« (doi: 10.1016/S0140-6736(13)60102-6). Die Gesundheitssysteme geraten durch die harten Sparmaßnahmen immer mehr unter Druck. So wurden zum Beispiel in Griechenland die Gehälter von Ärzten gekürzt, Ausgaben für Krankenhäuser und Medikamente reduziert, die Zahl an Krankenhausbetten gesenkt und insgesamt 370 Fachabteilungen in Kliniken geschlossen oder mit anderen fusioniert. Die Folgen wären bereits sichtbar, schreiben die Autoren. In Griechenland hätten sich der Gesundheitszustand (nach Selbsteinschätzung) sowie der Zugang zum Gesundheitssystem deutlich verschlechtert. In Griechenland und in Spanien seien die Zahl der psychischen Erkrankungen und die Zahl der Suizide angestiegen. Der griechische Gesundheitsminister berichtete von einem 40-prozentigem Anstieg der Suizide von Januar bis Mai 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Zudem träten seit 2011 vermehrt HIV-Neuerkrankungen bei Drogenabhängigen auf. Ein Grund könnte das Einstellen von Programmen, die saubere Nadeln zur Verfügung stellen, und weiteren Präventivmaßnahmen sein.

 

Auch in Spanien sind Folgen der Krise zu spüren. Den Autoren zufolge stieg zwischen 2006 und 2010 die Zahl der psychischen Erkrankungen, vor allem von Depressionen, Angst-Störungen, somatoformen Erkrankungen und Alkoholmissbrauch, signifikant an. Besonders Depressionen waren stark mit Arbeitslosigkeit in der Familie assoziiert.

 

Dass diese negativen Konsequenzen vermeidbar sind, zeige das Beispiel Island. Dieses habe keinen harten Sparkurs eingeschlagen, sondern in der Krise seine Währung entwertet und die gefährdeten Banken bankrott gehen lassen. Negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung seien in Island bislang nicht festzustellen, auch die Suizidrate sei nicht gestiegen, so die Autoren. /

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