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Medizintechnik

Mit blauem Auge durch die Krise

06.04.2010  15:14 Uhr

Von Werner Kurzlechner, Berlin / Die Hersteller von Medizintechnik zeigen sich nach einer Minikrise zukunftsfroh. Die Stimmung trüben lediglich neue Zulassungsbedingungen für klinische Prüfungen.

Die Medizintechnik-Industrie ist mit leichten Einbußen durch die Krise gekommen und strotzt längst wieder vor Optimismus. Sie kam 2009 »mit einem blauen Auge davon«, wie es Ulrich Krauss, Vorsitzender des Fachverbandes Medizintechnik im Industrieverband Spectaris, kürzlich in Berlin formulierte. Im Vergleich zu 2008 sei der Gesamtumsatz der Branche 2009 um 1,4 Prozent auf 18,8 Milliarden Euro gesunken, so Kraus. Für das laufende Jahr rechnen die 1200 Hersteller aber schon wieder mit einem Wachstum von sechs Prozent. Mit einer Rückkehr also auf den Pfad, den sie gewöhnt sind: Seit 2003 verbuchte die Branche meist ein jährliches Umsatzplus von sieben bis acht Prozent. Trotz des erstmaligen Dämpfers konstatierte Krauss: »Die Medizintechnik hat sich wieder deutlich konjunkturunabhängiger gezeigt als die meisten anderen Industriezweige.«

Bemerkenswerterweise verzeichnete die Branche auf dem deutschen Heimatmarkt sogar im Seuchenjahr 2009 einen leichten Zuwachs von 0,7 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Dafür sei unter anderem das Kon­junkturpaket II der Bundesregierung für Infrastrukturmaßnahmen in Krankenhäusern verantwortlich, so Krauss. Dass es insge­samt dennoch leicht bergab ging, liegt an der starken Abhängigkeit der Branche von den Auslandsmärkten. Die Exportquote liegt bei 64,9 Prozent, der Auslandsumsatz sank 2009 um 2,6 Prozent auf 12,24 Milliarden Euro. Während die Exporte innerhalb der Europäischen Union, nach Asien und Nordamerika nur minimal litten oder sogar gesteigert werden konnten, brachen vor allem die Märkte in Russland (minus 31 Prozent) und Südamerika weg.

 

Ihre Zuversicht schöpfen die Hersteller aus dem immensen Nachholbedarf an Gesundheits­gütern in wachsenden Ökonomien. Zur Vorjahresdelle führte meist ein Investitionsstopp in teure Geräte wie zum Beispiel Röntgenapparate oder Magnetresonanztomografen. Diese Anschaffungen wurden oft nur wegen der akuten Rezession gestundet, während der Export von Verbrauchs- und Gebrauchsgütern wie Nadeln oder Spritzen unberührt blieb.

 

Wachstumsprognose von 18 Prozent

 

Für das laufende Jahr erwartet Spectaris etwa für Asien eine Wachstumsrate von 18 Prozent – der chinesische Markt boomte sogar 2009, auch Indien ist laut Krauss im Kommen. Insgesamt sollen nach Einschätzung der Firmen 2010 der Auslandsumsatz um sieben, der Inlandsumsatz um fünf Prozent anziehen.

 

Obwohl die großen Hoffnungen der Branche in erster Linie auf dem Geschäft mit dem Ausland ruhen, betonte Krauss ausdrücklich auch die Bedeutung des deutschen Marktes: »Wir sind ein wichtiger Stabilisator für den Wirtschaftsstandort.« Die Zahl der Beschäftigten soll in diesem Jahr um ein Prozent auf 87 000 steigen. An der Heimatfront gibt es aber auch Unruhe. Immer noch wehrt sich die Branche gegen eine Neuregelung, die in wenigen Wochen in Kraft treten wird. Von Mai an gilt die Verordnung für Medizinprodukte, die ein Genehmigungsverfahren für klinische Prüfungen vorschreibt – ähnlich wie bei neuen Medikamenten. »Medizinprodukte sind aber keine Arzneimittel«, sagte Dr. Tobias Weiler, Leiter des Fachverbandes Medizintechnik bei Spectaris. Die »Überregulierung« bringe den Patienten nicht mehr Sicherheit und gefährde den Standort.

 

Denn insbesondere kleine Unternehmen seien von der längeren Zulassungsdauer und den damit verbundenen höheren Kosten überfordert. Die Folge könnte eine Abwanderungswelle zum Beispiel in Richtung Österreich sein, wo klinische Prüfungen mit weniger Aufwand verbunden sind, sagte Weiler. Aufhalten dürfte das die von der alten Bundesregierung initiierte Verordnung nicht – auch wenn Weiler sagte, dass er diese Hoffnung noch nicht aufgegeben habe. Zweck des Festhaltens am lauten Protest scheint vor allem zu sein, die Errichtung ähnlicher Hürden für die Zukunft zu vermeiden.

 

Nichtsdestoweniger fordert Spectaris eine Überprüfung der neuen Zulassungsbedingungen. Bei einem zum Bürokratieabbau entschlossenen Bundesgesundheitsminister kann das ja nicht schaden. /

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