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Gewichtsreduktion

Trick für anhaltendes Sättigungssignal

Datum 03.04.2007  13:19 Uhr

Gewichtsreduktion

<typohead type="3">Trick für anhaltendes Sättigungssignal

Von Christina Hohmann

 

Seit März ist mit SlimCup ein neues Produkt zum Gewichtsmanagement auf dem deutschen Markt. Die Emulsion soll laut Herstellerangaben das Sättigungsgefühl verlängern und die Kalorienaufnahme bei anschließenden Mahlzeiten reduzieren. Die Einnahme ist nur sinnvoll, wenn sie in ein ganzheitliches Programm eingebettet ist.

 

Fast jeder zweite Deutsche ist mittlerweile zu dick: Im Jahr 2005 waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 58 Prozent der erwachsenen Männer und 42 Prozent der erwachsenen Frauen übergewichtig. Fast 13 Prozent der Deutschen sind sogar adipös, besitzen also einen Body-Mass-Index von über 30, berichtete Professor Dr. Martin Imhof von der Medizinischen Universität Wien auf einer Veranstaltung der Firma Melbrosin in Frankfurt am Main. Dementsprechend groß ist die Zahl der Abnehmwilligen, die nicht nur aus optischen, sondern auch aus gesundheitlichen Gründen Gewicht verlieren wollen. Dies könne auf drei verschiedene Arten erreicht werden: Durch eine Kalorienreduktion, durch eine Veränderung der Ernährungszusammensetzung und durch mehr Bewegung im Alltag. »Viele Diäten mit pauschaler Kalorienverknappung bergen aber das Problem, dass zu wenig Kalorien aufgenommen werden, und der Körper dies als Notsituation deutet«, sagte Imhof. Nach Beendigung der Diät komme es zu Heißhungerattacken und dem bekannten Jo-Jo-Effekt ­ der Wiederzunahme mit Zinsen. Eine gute Diät reduziere die Kalorienaufnahme und damit den Appetit mäßig und dauerhaft, sodass kein akutes Mangelgefühl entstehe. Dabei könnte das Produkt SlimCup den Abnehmwilligen unterstützen, sagte Imhof. Es verlängere das Sättigungssignal durch einen Trick.

 

Appetit gedrosselt

 

Die Regulation des Appetits ist sehr komplex und wird über verschiedene Mechanismen kontrolliert. Ein Kontrollsystem befindet sich am Übergang von Dünndarm zu Dickdarm, erklärte Imhof. Im Dünndarm sollte die Verdauung der Nährstoffe weitgehend abgeschlossen sein. Im Dickdarm wird vorwiegend Wasser aus dem Nahrungsbrei resorbiert. Die Kontrollstelle im distalen Ileum registriert den Anteil unverdauter Fette im Nahrungsbrei. Ist dieser hoch, werden die Peptide Cholecystokinin und Enterostatin ausgeschüttet, die sowohl an das Gehirn als auch an den Gastrointestinaltrakt Sättigung signalisieren. Als Folge wird der Appetit gedrosselt.

 

SlimCup ist eine Öl-in-Wasser-Emulsion, die 26,7 Prozent Palmöl und 2 Prozent Haferöl enthält. Sie hat laut Herstellerangaben eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen den enzymatischen Abbau der Fette durch Lipasen. »Der Trick des Produktes ist, dass es schwer verdauliche Öle in einer schlecht aufzuschließenden Emulsion enthält«, sagte Imhof. Daher würden nur etwa 30 Prozent der Fette verdaut, knapp 70 Prozent kämen an der Kontrollstelle des distalen Ileums an, die dann das Signal »satt« melde. Das Hungergefühl werde reduziert und die Kalorienzufuhr über den Tag vermindert, sagte der Mediziner.

 

Erste kleine Untersuchungen von Forschern der University of Ulster in Nordirland weisen auf eine Wirksamkeit des Produktes hin. Zwei Doppelblind-Studien untersuchten den Kurzzeiteffekt von SlimCup auf die Kalorienzufuhr. Hierfür erhielten zuerst 29, später 30 Probanden und Probandinnen entweder normalen Joghurt oder einen mit der Emulsion versetzten Joghurt. Vier Stunden nach dem Verzehr hatten alle Teilnehmer freien Zugang zu einem Büffett. Die verzehrten Lebensmittel wurden durch Wiegen der Portionen nach und vor dem Servieren ermittelt. Dabei zeigte sich, dass die durchschnittliche Energiezufuhr in der Verumgruppe, verglichen mit der Kontrollgruppe, in beiden Studien signifikant kleiner war: Sie lag bei 6,4 gegenüber 7,9 Megajoule (Reduktion von 19 Prozent) in der ersten Studie und bei 6,7 gegenüber 7,7 Megajoule (Reduktion von 12,9 Prozent) in der zweiten.

 

In einer dritten Untersuchung erhielten 20 normalgewichtige, 20 übergewichtige und 20 adipöse Testpersonen einen Joghurt mit 5 Gramm Emulsion oder normalen Joghurt als Placebo zum Frühstück. Dann wurde die Energiezufuhr beim Mittag- sowie beim Abendessen ermittelt. Bei Normalgewichtigen senkte das Präparat die Kalorienzufuhr beim Mittagessen um 25,4 Prozent und beim Abendessen um 26,1 Prozent gegenüber der Kontrollgruppe. Bei den Übergewichtigen lag die Reduktion bei 21,6 beziehungsweise 24,4 Prozent und bei den adipösen Teilnehmern bei 10,3 beziehungsweise 15,9 Prozent. »Abends ist der Effekt stärker als mittags, weil die Emulsion erst den Darm passieren muss«, sagte Imhof. Insgesamt acht Stunden würde das Präparat wirken.

 

In der Jo-Jo-Effekt- Studie untersuchten die irischen Forscher die Langzeitwirkung der Emulsion auf das Gewichtsmanagement nach einer Diät. Insgesamt 96 übergewichtige Frauen nahmen daran teil. Nach einer sechswöchigen Diätphase erhielten die Teilnehmerinnen für 18 Wochen täglich entweder Joghurt mit Ölemulsion oder ohne. Der Erfolg war mäßig: In der Gewichtserhaltungsphase zeigte die Verumgruppe einen nicht signifikanten Anstieg des Körpergewichts um 1,1 kg. Die Placebogruppe nahm im Durchschnitt 3 kg zu.

 

Wie sich das Gewicht verhält, wenn die Einnahme der Emulsion abgesetzt wird, ist nicht bekannt. Langzeitstudien, die einen längeren Zeitraum als 18 Wochen betrachten, gibt es bislang nicht.

 

Ganzheitliches Programm wichtig

 

Der Hersteller empfiehlt, zwei Portionen SlimCup täglich zu konsumieren, eine zum Frühstück und eine zum Mittagessen. Die in Kondensmilchdöschen verpackte Emulsion ist relativ geschmacksneutral und kann entweder pur oder gemischt mit zum Beispiel Salatdressing oder Joghurt zu sich genommen werden. Eine Portion enthält 18 Kalorien. Das Produkt ist ausschließlich in Apotheken zu erhalten, weil der Hersteller Wert auf eine professionelle Beratung bei Abgabe des Produktes legt. Man habe den Verkaufsweg Apotheke bewusst gewählt, weil es sich um ein beratungsintensives Produkt handele, sagte ein Sprecher des Unternehmens Melbrosin. Der Apotheker müsste dem Kunden klarmachen, dass die Einnahme des Präparates allein nicht zum Erfolg führe. Sie sei nur sinnvoll, wenn sie als Hilfe in ein ganzheitliches Programm zur Gewichtsreduktion mit Diät, Bewegung und vor allem einer Umstellung der Ernährungsgewohnheiten eingebettet sei.

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