IQWiG bewertet Zelltherapie neu |
25.03.2015 09:45 Uhr |
Von Sven Siebenand / Sipuleucel-T (Provenge® von Dendreon) ist seit September 2014 für Männer mit metastasierendem Prostatakrebs zugelassen, die keine oder nur wenig Beschwerden haben und noch keine Chemotherapie benötigen. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) fand nun nach erneuter Prüfung doch einen Hinweis auf einen Zusatznutzen des Immuntherapeutikums.
Im ersten Anlauf hatte das Institut dem Präparat unter anderem aufgrund der Methodik der eingereichten Studien im Januar 2015 keinen Zusatznutzen attestiert. Diese sieht das IQWiG nach wie vor kritisch, doch hätten vom Hersteller nachgereichte Daten und Sensitivitätsanalysen zum Gesamtüberleben nun ein konsistenteres Bild ergeben. Dem Vorteil beim Überleben stünden Nachteile in Form von Nebenwirkungen gegenüber, auf die das IQWiG bereits bei der ersten Prüfung verwiesen hatte. Insgesamt kommt das IQWiG nun zu folgendem Urteil: Hinweis auf Zusatznutzen, doch Ausmaß nicht quantifizierbar.
Die Zelltherapie mit Provenge läuft folgendermaßen ab: Drei Tage vor der eigentlichen Infusions-Behandlung werden dem Patienten per Leukapherese mononukleäre Zellen des peripheren Bluts entnommen. Diese werden für die Zubereitung des Arzneimittels an eine Produktionsanlage versendet. Dort werden sie mit einem Fusionsprotein gemischt. Dieses besteht aus der in den meisten Prostatakrebszellen vorkommenden prostataspezifischen sauren Phosphatase (Prostatic Acid Phosphatase, PAP) gekoppelt an den Immunzell-aktivierenden Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierenden Faktor (GM-CSF). Per einstündiger Infusion werden die Immunzellen zurück in den Körper der Patienten gebracht. Dort lösen sie eine gegen PAP gerichtete Immunantwort aus. Dadurch kommt es zu einem Angriff des Immunsystems auf die Prostatakrebszellen und deren Abtötung, weil sie PAP enthalten.
Leukapherese und Infusion werden in etwa zweiwöchigen Abständen zwei weitere Male wiederholt. Zur Verminderung infusionsbedingter Reaktionen sollten die Patienten ungefähr eine halbe Stunde vor der Infusion Paracetamol und ein Antihistaminikum erhalten. Nach der Infusion müssen sie mindestens eine halbe Stunde lang überwacht werden.
Anwendung nur autolog
In einer für die EU-Zulassung relevanten Studie, an der 512 Patienten teilnahmen, betrug das durchschnittliche Gesamtüberleben der mit Provenge behandelten Patienten 25,8 Monate. Im Vergleich dazu lag das Gesamtüberleben in der mit Placebo behandelten Gruppe bei 21,7 Monaten. Sehr häufige Nebenwirkungen der Zelltherapie sind Schüttelfrost, Müdigkeit, Fieber, Übelkeit, Gelenk- und Kopfschmerzen sowie Erbrechen. Schwerwiegende Nebenwirkungen von Provenge sind akute Infusionsreaktionen, schwere Infektionen, Herzinfarkt und zerebrovaskuläre Ereignisse.
In der Fachinformation von Provenge wird ferner deutlich darauf hingewiesen, dass das Präparat ausschließlich für die autologe Anwendung bestimmt ist und es unter keinen Umständen an andere Patienten verabreicht werden darf. /