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Rivaroxaban

Zulassungserweiterung in Sicht

30.03.2010  10:44 Uhr

Von Kerstin A. Gräfe, Johannisberg / Der orale, direkte Faktor-Xa-Inhibitor Rivaroxaban könnte schon bald eine einfache und wirksame Option für die langfristige Antikoagulation bieten. So die optimistische Einschätzung von Experten. Hintergrund sind die vielversprechenden Ergebnisse der EINSTEIN-Extension-Studie. Hersteller Bayer hofft, den Antrag auf Zulassungserweiterung noch Ende des Jahres einzureichen.

Rivaroxaban (Xarelto®) ist bislang zur Prophylaxe venöser Thromboembolien bei Erwachsenen nach schweren Knie- und Hüftgelenksoperationen zugelassen. Derzeit wird der Arzneistoff in zahlreichen weiteren Indikationsgebieten geprüft. Zwei davon sind die Vorbeugung von wiederholten venösen Thromboembolien (VTE) sowie die Schlaganfallprävention bei Patienten mit Vorhofflimmern. In beiden Indikationen gibt es nun neue Erkenntnisse.

»Die Sekundärprophylaxe ist heute eine der Herausforderungen in der Therapie venöser Thromboembo­lien«, sagte Professor Dr. Rupert Bauersachs, Klinikum Darmstadt, auf einer von Bayer unterstützten Veranstaltung. Das Hauptproblem der heutigen Standardtherapie mit Vitamin-K-Antagonisten (VKA) sei deren schmales therapeutisches Fenster. »Man wandelt stetig auf dem Grat zwischen Versorgungs- und Blutungsrisiko«, so der Mediziner. Zudem müssten die bislang verwendeten VKA individuell variabel dosiert werden und interagierten mit vielen Arznei- und Nahrungsmitteln. Regelmäßige Kontrollen der Blutgerinnung seien daher unvermeidlich. »All diese Umstände führen dazu, dass viele Patienten keine langfristige Sekundärprophylaxe erhalten«, erklärte Bauersachs. Hier könnte Rivaroxaban in Zukunft neue Chancen eröffnen. Im Gegensatz zu den VKA hat der Arzneistoff ein breites therapeutisches Fenster sowie eine vorhersehbare Pharmakokinetik und Pharmakodynamik. Zudem könne er in einer fixen Dosis ohne Gerinnungskontrolle angewendet werden. »Diese Eigenschaften und die Ergebnisse der EINSTEIN-Extension-Studie machen Rivaroxaban zu einem Hoffnungsträger für die Akut- und Langzeitbehandlung venöser Thromboembolien«, resümierte Bauersachs.

 

Signifikant weniger Rückfälle

 

Die EINSTEIN-Extension-Studie ist Teil eines globalen Studienprogramms mit rund 8000 Patienten, in dem Rivaroxaban zur Behandlung und Sekundärprophylaxe nach venösen Thromboembolien geprüft wird. An der Studie nahmen 1 197 Patienten teil, die wegen einer tiefen Venenthrombose sechs oder zwölf Monate lang mit Rivaroxaban oder einem VKA vorbehandelt waren. Nach der Randomisierung erhielten sie einmal täglich eine Tablette 20 mg Rivaroxaban oder Placebo. Die Dauer der Sekundärprophylaxe betrug sechs oder zwölf Monate. Primärer Wirksamkeitsendpunkt waren symptomatische rezidivierende venöse Thromboembolien. Das Ergebnis: Die verlängerte Therapie mit Rivaroxaban reduziert signifikant das Riskiko für das erneute Auftreten einer venösen Thromboembolie (1,3 Prozent Rivaroxaban-Arm versus 7,1 Prozent). »Dies entspricht einer relativen Risikoreduktion von 82 Prozent«, so Bauersachs. Schwere Blutungen traten bei 0,7 Prozent der Rivaroxaban-Patienten auf, in der Placebogruppe dagegen keine. Dieser Unterschied sei jedoch statistisch nicht signifikant. Weiter unterstrich Bauersachs, dass es in dieser Langzeitstudie keine Hinweise auf eine Lebertoxizität von Rivaroxaban gab.

 

Auf dem Prüfstand gegen Warfarin

 

Eine weitere Langzeitstudie mit Rivaroxaban ist die ROCKET-AF-Studie. Sie prüft, ob der Faktor-Xa-Hemmer bei Patienten mit Vorhofflimmern Schlaganfälle und systemische Thromboembolien ebenso effektiv wie Warfarin verhindern kann. »Vorhofflimmern ist eine häufige Erkrankung«, sagte Professor Dr. Johannes Brachmann, Klinikum Coburg. Etwa 10 Prozent der Über-70-Jährigen leide an dieser Herzrhythmusstörung. Je nach Art des Flimmerns haben die Betroffenen teilweise ein deutlich erhöhtes Risiko, einen ischämischen Schlaganfall zu erleiden. »Sie sollten daher chronisch antikoaguliert werden«, forderte der Mediziner. Die Realität sehe jedoch anders aus: In Deutschland werde etwa nur die Hälfte dieser Patienten leitliniengerecht behandelt. Mögliche Gründe könnten die bereits erwähnten Nachteile der Vitamin-K-Antagonisten sein, die auch hier Standardtherapie sind.

 

An der Doppelblindstudie nehmen 14 269 Patienten mit Vorhofflimmern teil. Sie erhalten entweder einmal täglich Rivaroxaban oder den Vitamin-K-Antagonisten Warfarin, der auf einen INR-Wert zwischen 2,0 und 3,0 eingestellt wird. Ziel ist der Nachweis, dass Rivaroxaban beim primären Wirksamkeitsendpunkt (Schlaganfall und systemische Thromboembolien) Warfarin nicht unterlegen ist. Ist dies erreicht, wird auf Überlegenheit geprüft. Beim primären Sicherheitsendpunkt (schwere und nicht schwere klinisch relevante Blutungen) wird von vornherein auf Überlegenheit geprüft. Da es sich um eine ereignisgesteuerte Studie handelt, ist das Ende »offen«. Hersteller Bayer rechnet mit ersten Ergebnissen im Herbst dieses Jahres. Im Anschluss sollen zusammen die Ergebnisse des EINSTEIN-Studienprogramms und der ROCKET-AF-Studie für eine Indikationserweiterung eingereicht werden. Angestrebter Zeitpunkt ist laut Unternehmen Ende 2010. /

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