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Krebs

Spätfolgen von Tumoren

30.03.2010  10:17 Uhr

Von Gudrun Heyn, Berlin / Inzwischen ist aus der unheilbaren Erkrankung Krebs vielfach eine chronische Erkrankung geworden. Wenig bekannt ist bislang über die langfristigen Folgen eines Tumorleidens wie Rezidive, Zweitmalignome und die Beeinträchtiging der Lebensqualität. Die Spätfolgen von Tumoren waren Thema des diesjährigen Krebskongresses.

In Deutschland wächst die Zahl der Langzeitüberlebenden nach Krebs. Hochrechnungen des Robert-Koch-Instituts gehen davon aus, dass in Deutschland bis zu fünf Millionen Menschen mit einer Tumorerkrankung leben. Bei etwa 1,45 Millionen von ihnen wurde die Erkrankung in den letzten fünf Jahren entdeckt, aber bei rund zwei Millionen liegt die Diagnose schon mehr als zehn Jahre zurück.

»Die Zahl der Menschen, die mit einer Krebserkrankung leben, wird in Zukunft noch deutlich größer werden«, sagte der Kongresspräsi­dent Professor Dr. Wolff Schmiegel von der Ruhr-Universität, Bochum, auf dem 29. Deutschen Krebskon­gress in Berlin. Ursache ist zum einen die immer älter werdende Bevölkerung. Zum anderen existieren verbesserte Therapien und Versorgungsstrukturen.

 

Erhöhtes Risiko für Atherosklerose

 

Besonderes Augenmerk muss hier auf den Spätfolgen liegen. »Es geht nicht darum, alle vom Krebs Betroffene lebenslang als Patienten zu erklären, sondern vielmehr darum, diejenigen zu erkennen, die von einer langfristigen psychoonkologischen Betreuung profitieren«, machte Schmiegel deutlich. Langzeitbeobachtungen zeigen, dass Patienten nach einem Tumorleiden häufiger als die gleichaltrige Durchschnittsbevölkerung erkranken – nicht nur an Krebs.

 

Für Deutschland liegen für Erwachsene kaum Daten vor. Dagegen wurde in Norwegen bereits vor Jahren ein klinisches Krebsregister aufgebaut. Zu den lebensbedrohenden Spätfolgen der Tumortherapie gehören Zweitmalignome und kardiovaskuläre Ereignisse. »So ist das kardiovaskuläre Mortalitäts-Risiko eines überlebenden Hodgkin-Patienten aufgrund einer inzwischen veralteten Vincaalkaloid-Behandlung um das 2,5-Fache erhöht«, sagte Professor Dr. Sophie Fossa, Leiterin des nationalen Kompetenzzentrums für Langzeitfolgen von Krebs in Oslo. Bei Mammakarzinom-Überlebenden besteht die Gefahr eines lebensbedrohenden kardiovaskulären Ereignisses bereits 10 bis 20 Jahre nach der Behandlung. Sie ist vor allem eine Folge der Strahlentherapie, da immer ein Teil des Myokards und der Koronarartherien mitbestrahlt werden.

 

Daneben zeigten sich eine Reihe von Störungen, die nicht selten die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Dazu zählt die Schrumpfung des endokrinen Gewebes der Geschlechtsorgane, des Hodens und der Eierstöcke, die Unterfunktion der Schilddrüse oder eine Knochenerweichung, die Osteoporose. Vermutlich seien sie eine Folge der vorangegangenen Chemotherapie oder Bestrahlung, so Fossa.

 

Bei Kindern vermehrt Zweitmalignome

 

Bei Kindern sieht die Datenlage für Deutschland besser aus. Seit 30 Jahren (aus den neuen Bundesländern seit 20 Jahren) werden in einem Kinderkrebsregister alle bei Kindern auftretenden Krebserkrankungen registriert. »Die Daten ermöglichen eine quantitative und qualitative Beurteilung auch der Langzeitfolgen von Tumor-Erkrankungen«, sagte Professor Dr. Thomas Klingebiel vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main. Sie zeigen, dass in Deutschland jährlich rund 1800 Kinder und junge Erwachsene unter 18 Jahren neu an Krebs erkranken, gleichzeitig aber rund 75  Prozent aller jungen Patienten 15 Jahre nach der Diagnose noch am Leben sind. Derzeit kommen jährlich rund 1300 neue potenzielle Langzeitüberlebende hinzu. »Inzwischen sind 8000 der Studienteilnehmer bereits erwachsen und der Älteste von ihnen 39 Jahre alt«, sagte Klingebiel.

 

Die Untersuchung zeigt aber auch ein deutliches Risiko der Überlebenden, an einem Zweitmalignom zu erkranken. Nach 25 Jahren beträgt es etwa 3 Prozent. Am häufigsten sind Leukämien und Lymphome zu beobachten. In Fallkontrollstudien zu den Ursachen konnte nachgewiesen werden, dass sowohl eine Strahlenbehandlung als auch eine Chemotherapie gleichermaßen zu dem Risiko beitragen.

 

Bessere Langzeitbetreuung gefordert

 

Noch ist der Zusammenhang zwischen Spätfolgen und der vorausgegangenen Behandlung nicht geklärt. So gehen heutige Folgen teilweise auf Therapien zurück, die vor 20 oder 30 Jahren üblich waren. Zwei wesentliche Forderungen für die Patienten wurden daher auf dem Kongress formuliert: Erstens sollte die Forschung auch hinsichtlich der Folgen neuer Therapien vorangetrieben werden und zweitens sollten Hausärzte stärker in die Beobachtung und Nachsorge von Überlebenden mit eingebunden werden.

 

Um den seelischen und körperlichen Langzeitfolgen entgegenzutreten, können Patienten jedoch auch selbst etwas für sich tun: Bewegung kann dabei helfen, eine chronische Erschöpfung zu überwinden, und der Verzicht auf das Rauchen kann das Risiko für Rezidive und Zweitmalignome reduzieren. /

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