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Bupropion

Auch als Antidepressivum zugelassen

Datum 27.03.2007  11:05 Uhr

Bupropion

<typohead type="3">Auch als Antidepressivum zugelassen

Von Christiane Berg, Hamburg

 

Bislang ist der Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI) Bupropion als Nikotinentwöhnungsmittel verfügbar. Am 2. April kommt er unter dem Namen Elontril® nun auch in Deutschland als Antidepressivum auf den Markt.

 

Während Bupropion als Medikament zur Raucherentwöhnung in der EU unter dem Handelsnamen Zyban® seit 1999 erhältlich ist, ist es in den USA als Antidepressivum Wellbutrin® SR bereits seit 1989 zugelassen. »Seitdem sind mit dem Wirkstoff insgesamt 65 Millionen Patienten behandelt worden«, sagte Professor Dr. Michael Bauer, Dresden, auf einer Veranstaltung von GlaxoSmithKline.

 

Für die Zulassung als Antidepressivum in Europa seien dennoch neue Studien erforderlich gewesen. In diesen Studien habe Bupropion eine vergleichbar antidepressive Wirksamkeit wie die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Fluoxetin, Sertralin und Paroxetin beziehungsweise der Serotin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) Venlafaxin gezeigt. Da typische serotonerge Nebenwirkungen nicht auftreten, unterscheide sich Bupropion von den SSRIs oder Venlafaxin vor allem in der Verträglichkeit. So hätten sexuelle Dysfunktionen unter Bupropion in einigen Studien auf Placeboniveau (2 bis 7 Prozent) gelegen. Unter SSRIs, so Bauer, treten diese bei bis zu 27 Prozent der Patienten auf. Auch die bei der Einnahme von SSRIs gefürchtete Gewichtszunahme sei bei Gabe von Bupropion nicht beobachtet worden. Während es bei der Beendigung der Therapie mit SSRIs oder Venlafaxin häufig zu Absetzsymptomen kommt, träten diese bei Bupropion-Gabe nicht häufiger als unter Placebo auf. Häufigste Nebenwirkungen seien Kopfschmerz, Mundtrockenheit, Übelkeit, Schlafstörungen, Verstopfung und Schwindel.

 

Interaktionen beachten

 

Die Gabe von Bupropion ist mit einem dosisabhängigen Risiko für das Auftreten von Krampfanfällen verbunden. Die Gesamtinzidenz betrug in klinischen Studien bei Dosen bis zu 450 mg/Tag ungefähr 0,1 Prozent. Bei Patienten mit prädisponierenden Faktoren für die Herabsetzung der Krampfschwelle sollte Bupropion mit Vorsicht angewandt werden. Zu diesen Faktoren zählen die gleichzeitige Anwendung von Medikamenten wie Antipsychotika, Antimalariamittel, Tramadol, Theophyllin, systemische Steroide, Chinolone und sedierende Antihistaminika, aber auch Alkoholmissbrauch, Schädel-Hirn-Trauma in der Anamnese, Diabetes-mellitus-Therapie mit blutzuckersenkenden Medikamenten oder Insulin beziehungsweise die Behandlung mit Stimulantien oder Appetitzüglern.

 

Bupropion und sein Hauptmetabolit Hydroxybupropion hemmen den CYP 2D6-Stoffwechselweg. Die gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln, die überwiegend über CYP 2D6 metabolisiert werden, sollte daher im unteren Dosisbereich dieser Medikamente begonnen werden. Dazu zählen Antidepressiva wie Desipramin und Imipramin, Antipsychotika wie Risperidon und Thoridazin, Betablocker wie Metoprolol, SSRIs und Antiarrhytmika wie Propafenon und Flecainid. Aufgrund des erhöhten Potenzials an Nebenwirkungen ist die gleichzeitige Gabe von Monoaminoxidasehemmern kontraindiziert.

 

»Die Depression als Katechol-und Indolaminmangelsyndrom ist durch gestörte Aufmerksamkeit, Konzentrationsschwäche, Lücken im Arbeitsgedächtnis, langsame Informationsverarbeitung, Freudlosigkeit, Müdigkeit und psychomotorische Verlangsamung gekennzeichnet«, sagte Professor Dr. Ekkehard Haen, Regensburg. Ältere Antidepressiva wie Tri- und Tetrazyklika sowie Monoaminoxidase-Hemmstoffe wirken unselektiv auf alle Monoamin-Neurotransmittersysteme. Die zyklischen Antidepressiva, so Haen, interagieren darüber hinaus mit einer Vielzahl weiterer Rezeptoren und führen so zu den besonders für ältere Menschen gefährlichen anticholinergen Nebenwirkungen mit Verwirrtheitszuständen und Störungen der Bewegungsabläufe.

 

Die Entwicklung der ersten SSRI sei folgerichtig mit einer deutlich besseren Verträglichkeit einhergegangen. Diese seien jedoch bei schweren Depressionen weniger effektiv. Auch und gerade weil nach wie vor ungeklärt ist, welchen Neurotransmittern in der Pathophysiologie der Depression die größte Bedeutung zukommt, sei die Ergänzung der Liste der (kombiniert) selektiven Antidepressiva um den NDRI Bupropion als bedeutsame Therapieoption zu begrüßen.

 

Dramatischer Trend

 

Jeder fünfte deutsche Bundesbürger erkrankt im Laufe seines Lebens an einer Depression. Die Rede ist von einer neuen »Volkskrankheit« mit dramatisch steigender Tendenz. Die WHO schätzt, dass Depressionen im Jahr 2020 weltweit hinsichtlich Häufigkeit, Dauer und Schweregrad der resultierenden Lebensbeeinträchtigungen die kardiovaskulären Erkrankungen als »Spitzenreiter« ablösen werden, so Professor Dr. Hinderk Emrich, Hannover.

 

Leiden in Deutschland schätzungsweise vier Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen depressiven Störung, so werden davon insgesamt nur 10 Prozent adäquat therapiert. Die »krasse Behandlungsrealität« berge große Probleme, da die Therapie nicht selten auch von den Patienten selbst aufgrund unerwünschter Nebenwirkungen oder der Furcht vor Abhängigkeit eigenständig abgesetzt wird. Ein weiteres Problem, so Emrich, bestehe in dem relativ beschränkten Wirkungsgrad spezifischer antidepressiver Medikamente. Oft seien mit ihrer Hilfe nur Teilerfolge zu erzielen, das heißt, trotz erfolgreicher Linderung von tiefer Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit bleiben Symptome wie Freudlosigkeit, Müdigkeit und Energielosigkeit bestehen.

 

Auch sprächen viele Patienten auf die bisher verfügbaren Antidepressiva nicht an. Die Zulassung von Bupropion biete die Chance, mit einer gezielteren antidepressiven Therapie mehr Patienten als bislang zu erreichen. Besonders zurückgezogene und gehemmte Patienten, die unter Freudlosigkeit, Antriebsarmut und Energiemangel leiden, könnten von der Therapie mit Bupropion profitieren.

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