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Vorsorge für Mutter und Kind

28.03.2006  10:34 Uhr

Mutterpass

<typohead type="3">Vorsorge für Mutter und Kind

von Annette Immel-Sehr, Düsseldorf

 

Vorsorge kann so erfolgreich sein. Ein Beispiel für ein gelungenes und von der Bevölkerung akzeptiertes Programm ist die Schwangerenvorsorge. Seit Einführung des Mutterpasses sank die Mortalität von Mutter und Kind dramatisch.

 

Ende der fünfziger Jahre hielt Deutschland bei der perinatalen Säuglingssterblichkeit im europäischen Vergleich eine unrühmliche Spitzenposition. Im Durchschnitt starben rund um die Geburt etwa 35 von 1000 Kindern. Seit Beginn der organisierten Schwangerenvorsorge habe sich dies schrittweise verbessert, eine enorme Erfolgsgeschichte, sagte Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, bei einem gynäkologischen Fortbildungskongress in Düsseldorf. Seit der flächendeckenden Einführung des Mutterpasses in den Frauenarztpraxen 1961 sei die Mortalität von werdenden Müttern und ihren Kindern drastisch zurückgegangen. 2004 kamen 4,69 kindliche Todesfälle auf 1000 Geburten. Die mütterliche Mortalität sank von 200 (1955) auf 10 pro 100.000 Geburten.

 

Ein wesentlicher Schritt auf diesem Weg waren sicherlich die Mutterschaftsrichtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen von 1966, die die Schwangerenvorsorge als Regelleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung festschrieben. Seither ist das empfohlene Beratungs- und Untersuchungsprogramm kontinuierlich an den medizinischen Fortschritt angepasst worden. 1979 wurde beispielsweise ein zweimaliges Ultraschallscreening in die Mutterschaftsrichtlinie aufgenommen. 1990 kam die präpartale Rhesusprophylaxe hinzu. Seither werden Blutgruppenzugehörigkeit und Rhesusfaktor der Mutter bestimmt, um eine mögliche Unverträglichkeit zwischen mütterlichem und kindlichem Blut bei rhesus-negativer Bluteigenschaft der Mutter erkennen zu können.

 

Einige Jahre später wurde die Hepatitis-B-Untersuchung eingeführt, denn eine Hepatitis-B-Infektion der Mutter kann zu Frühgeburt, niedrigem Geburtsgewicht oder einer Leberentzündung beim Fetus führen. Im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge wird deshalb bei allen Schwangeren nach der 32. Woche das Blut auf eine Hepatitis-Infektion untersucht. Werden Antikörper gefunden, kann das Kind nach der Geburt geimpft werden, um einer Infektion vorzubeugen. Auch eine Chlamydien-Infektion kann eine Fehl- oder Frühgeburt verursachen. Infiziert sich das Neugeborene, können die Erreger eine Bindehautentzündung oder Lungenentzündung hervorrufen. Daher wurde auch der Chlamydien-Test im Laufe der Zeit in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen. Bei nachgewiesener Infektion erhält die Schwangere ein Antibiotikum. Zusätzlich werden viele weitere Befunde wie Blutdruck, Hämoglobinwert oder Proteinkonzentration im Urin regelmäßig erhoben und dokumentiert.

 

Hohe Akzeptanz, aber auch Probleme

 

Im Gegensatz zu anderen Vorsorgeprogrammen wird die Schwangerenvorsorge von den Betroffenen sehr gut akzeptiert: 90 Prozent der werdenden Mütter in Deutschland nehmen die regelmäßige Vorsorge wahr. Der Mutterpass ist zu einem Symbol für strukturierte transparente Vorsorge geworden. Die Schwangere kann die erfassten Daten mit sich führen und überall in Deutschland bei einer ärztlichen (Notfall-)Behandlung vorlegen. Doppelte, unter Umständen langwierige Untersuchungen lassen sich somit vermeiden.

 

Ohne Zweifel stellt die Verbesserung der Schwangerenbetreuung in den letzten Jahrzehnten einen großen Fortschritt dar, der viel Leid erspart hat. Trotzdem empfindet manche werdende Mutter das engmaschige Vorsorgeprogramm als Fokussierung auf Risiken. Je nach Persönlichkeit der werdenden Eltern und ihrer engeren Umgebung verstärkt das Studium des Mutterpasses eher Angst und Sorge, als dass es beruhigt. Verläuft alles »normal«? Entwickelt sich unser Kind durchschnittlich? Können wir sicher sein, dass es gesund ist? Frauenärzte und auch Apotheker können durch ein einfühlsames Gespräch viele Sorgen ausräumen. Grundsätzlich aber ist nicht zu leugnen, dass pränatale Diagnostik neben all ihren Vorteilen auch Probleme mit sich bringt und von Eltern und Frauenärzten unter Umständen schwere Entscheidungen verlangt.

 

Zukunft der Schwangerenvorsorge

 

Auch aktuell arbeitet der Berufsverband der Frauenärzte an der Weiterentwicklung der Schwangerenvorsorge in Deutschland. So sollen die Toxoplasmoseuntersuchung, eine Infektion, die das Leben des ungeborenen Kindes gefährden kann, und der Test auf Schwangerendiabetes in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen und somit als reguläre Standarduntersuchungen im Mutterpass aufgeführt werden.

 

In absehbarer Zukunft wird es den Mutterpass sicherlich in elektronischer Form geben. Die wichtigsten Daten und Empfehlungen sollen der Schwangeren zwar weiterhin in ausgedruckter Form ausgehändigt werden, doch viele weitere wichtige medizinische Befunde, wie beispielsweise aus der Ultraschalldiagnostik, sollen in elektronischer, transportabler Form gespeichert werden, sodass sie im Notfall sofort zugänglich sind. In der Schweiz wird derzeit ein Mutterpass in Form eines USB-Sticks getestet. Auch in Deutschland werden verschiedene Systeme erprobt. Das Zeitalter der Telemedizin erfasst uns also demnächst auch schon vor der Geburt.

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