Roche erhöht Tamiflu-Produktion |
20.03.2006 14:08 Uhr |
<typohead type="3">Roche erhöht Tamiflu-Produktion
PZ Der schweizerische Pharmakonzern Roche will bis zum Jahresende die weltweiten Produktionskapazitäten für das (Vogel-)Grippemittel Tamiflu um 100 auf 400 Millionen Packungen erhöhen. Damit stehen zehnmal mehr Kapazitäten zur Verfügung im Vergleich zu 2004, als der Basler Pharmakonzern mit der Produktion startete.
Im laufenden Jahr kann Roche Tamiflu für 190 Millionen Behandlungen produzieren. Bislang hätten für den Fall einer Pandemie 65 Länder Vorräte angelegt oder Bestellungen aufgegeben, teilte Roche-Pharma-Chef William M. Burns in der vergangenen Woche mit.
Ein Dutzend Firmen unterstützen Roche durch Zulieferungen verschiedener Zwischenstufen dabei, der explodierenden Nachfrage Herr zu werden. Seit Roche im Oktober 2005 andere Unternehmen an der Tamiflu-Produktion zu beteiligen begann, haben sich laut Burns 300 Hersteller für eine Zusammenarbeit interessiert. Außerdem hat Roche bereits zwei komplette Sublinzenzen vergeben: Die chinesische Shanghai Pharmaceuticals sowie der indische Hersteller Hetero dürfen bereits seit Ende vergangenen Jahres Tamiflu herstellen. Unternehmensangaben zufolge stehen die Lizenzverhandlungen mit einem weiteren chinesischen Hersteller kurz vor dem Abschluss. Roche will außerdem prüfen, inwieweit Pharmafirmen aus Afrika in die Produktion einsteigen könnten. Gemeinsam mit dem Vermarktungspartner Gilead entscheidet Roche darüber, welchen Unternehmen Sublizenzen erteilt werden. In diesen Fällen verzichtet Gilead auf seine volle Lizenzgebühr.
Roche selbst betreibt in den USA und in Europa Komplettproduktionsstätten für Tamiflu und hat der Weltgesundheitsorganisation mittlerweile mehr als fünf Millionen Packungen kostenlos zur Verfügung gestellt. Auch an die US-Gesundheitsbehörden wurden mittlerweile fünf Millionen Behandlungseinheiten - 20 Kapseln zur zweimal täglichen Anwendung - ausgeliefert; bis zum Jahresende sollen weitere 12,4 Millionen Packungen folgen. Laut Roche haben Frankreich, Finnland, Großbritannien, Irland, Island, Luxemburg, Neuseeland, die Niederlande, Norwegen und die Schweiz Vorräte für 20 bis 40 Prozent der Bevölkerung angelegt oder bestellt.
Allerdings rechnet der Konzern im laufenden Jahr maximal mit neuen Bestellung für 1,2 Milliarden Franken - fast ein Viertel weniger als 2005, als der Gesamtumsatz von fast nichts auf 1,6 Milliarden Franken schnellte. Zurzeit liegen die Bestellungen unter den Kapazitäten. Weil der Basler Pharmakonzern Gefahr läuft, auf nicht benötigten Vorräten sitzen zu bleiben, wurde erstmals sogar eine Drosselung der Produktion ins Auge gefasst.