Hormonbehandlung stresst das Herz |
15.03.2017 10:09 Uhr |
Von Kerstin A. Gräfe / Eine erfolglose Fruchtbarkeitsbehandlung (IVF) kann bei den betroffenen Frauen das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse erhöhen. Hinweise darauf gibt eine große kanadische Studie, in der Frauen nach erfolgloser IVF im Vergleich zu Frauen, die infolge der IVF ein Baby gebaren, häufiger eine Herzinsuffizienz entwickelten oder einen Schlaganfall erlitten.
Das Team um den Kardiologen Dr. Jacob Udell von der Universität Toronto analysierte die Daten von 28 442 Frauen unter 50 Jahren, die sich zwischen 1993 und 2011 in der kanadischen Provinz Ontario einer IVF unterzogen hatten. Etwa ein Drittel der Frauen bekam ein Baby, bei zwei Dritteln führte die Hormonbehandlung nicht zum gewünschten Erfolg. In den folgenden 8,4 Jahren traten bei insgesamt 2686 Frauen kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinsuffizienz oder Schlaganfall auf, was insgesamt ein moderates absolutes Risiko bedeutet. Dabei war die Inzidenzrate bei Frauen mit erfolgloser Behandlung im Vergleich zu denjenigen mit erfülltem Babywunsch um 19 Prozent erhöht (1,08 versus 0,91 Ereignisse pro 100 Patientenjahre). Die Anzahl der versuchten IVF-Behandlungszyklen spielte dabei keine Rolle.
Dass die gescheiterte Fruchtbarkeitstherapie die Ursache für das erhöhte kardiovaskuläre Risiko ist, könne diese Studie nicht belegen, so die Autoren im »Canadian Medical Association Journal«. Theoretisch sei denkbar, dass nicht die Hormonbehandlung, sondern die Fertilitätsstörung selbst für den Risikoanstieg verantwortlich ist. Sie bezeichnen die IVF-Behandlung jedoch als einzigartigen kardiometabolischen Stresstest und legen somit einen Kausalzusammenhang nahe (DOI: 10.1503/cmaj.160744). /