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Psychisch kranke Kinder

Risiko später Vaterschaft

12.03.2014  10:06 Uhr

Von Rolf Thesen / Je älter der Vater bei der Zeugung ist, desto höher ist das Risiko für psychische Störungen bei den Kindern. Das zeigen die Ergebnisse einer Kohortenstudie, die nun im Fachjournal »JAMA Psychiatry« veröffentlicht wurden. Der Grund hierfür ist vermutlich der steigende Anteil an beschädigten Spermien.

Für ihre Untersuchung werteten die Forscher um Brian D'Onofrio von der Indiana University in Bloomington die Daten fast aller Kinder aus, die zwischen 1973 und 2001 in Schweden geboren wurden. In Schweden ist ein Datenabgleich vergleichsweise einfach möglich, weil eine Vielzahl medizinischer Daten in Krankenregistern gespeichert wird und alle Einwohner eine persönliche Identifikationsnummer haben.

 

Vielfach erhöhtes Risiko

 

Die Auswertung ergab eine eindeutige Abhängigkeit der psychischen Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten vom Alter des Vaters, berichten die Forscher (doi: 10.1001/jamapsychiatry. 2013.4525). Verglichen mit dem Nachwuchs eines 25-Jährigen hatte das Kind eines 45-Jährigen ein 3,5-fach höheres Risiko für Autismus, ein etwa 13-fach höheres Risiko für ADHS, ein doppelt so hohes Risiko für eine Psychose, ein 25-fach höheres Risiko für eine bipolare Störung, ein fast 3-fach höheres Risiko für Suizidversuche und ein 2,5-fach höheres Risiko für Drogensucht. Auch Prob­leme in Schule, Ausbildung und Beruf traten gehäuft auf.

 

Zwar gab es auch schon in früheren Untersu­chungen Hinweise auf zunehmende Gesund­heits­störungen bei Nachkommen älterer Väter, aber noch nie war die Abhängigkeit vom Alter der Väter so eindeutig wie bei dieser Analyse. Dabei hatten die Wissenschaftler bei der Auswer­tung der Daten verschiedene Kriterien wie Unterschiede in der Lebensweise sowie Bildung und Einkommen der Eltern berücksichtigt, die einen möglichen verfälschenden Einfluss auf die Ergeb­nisse haben könnten. So hatte man ange­nommen, dass bei gut verdienenden Akademikern, die in der Regel später Nachwuchs bekommen, der Bildungs­stand und die wohlge­ord­neten Verhältnisse einen positiven Effekt hätten und mögliche negative Effekte ausgleichen würden. Dass dies aber offensichtlich nicht oder nur zum Teil der Fall war, zeigen die Ergebnisse dieser Studie. Das höhere Risiko von Störungen aufgrund einer späten Vaterschaft war sogar dann gegeben, wenn mit größerem Abstand geborene Geschwister, Cousins oder Cousinen in die Analyse mit einbezogen wurden.

 

Was könnten die Gründe für die beschriebenen Risiken einer späten Vaterschaft sein? Die Wissenschaftler vermuten, dass die Spermien mit steigendem Alter zunehmend geschädigt sind und einen höheren Anteil Mutationen aufweisen. Denn bei jeder Teilung der Vorläuferzellen kann es zu Fehlkopien und Mutationen kommen, die nicht zuletzt auch durch Umwelteinflüsse und genotoxische Substanzen begünstigt werden.

 

Keine Kausalität bewiesen

 

Auch wenn die gewonnenen Daten statistisch eindeutig sind: Da es sich um eine epidemiologische Studie handelt, sind eine Reihe von Verzerrungen denkbar, die die Ergebnisse beeinflussen könnten. Eine Kausalität beweist sie nicht. Die höhere Rate von Autismus und vor allem von ADHS könnte – zumindest teilweise – auch auf der höheren Aufmerksamkeit älterer Väter für ihren Nachwuchs beruhen. Das hätte zur Folge, dass bei jeglicher Verhaltens­auffälligkeit gleich ein Psychologe aufgesucht wird.

 

Trotz der zunehmenden Risiken einer späten Vaterschaft ist nicht damit zu rechnen, dass die Zahl psychisch gestörter Kinder mit steigendem Alter des Vaters dramatisch zunimmt, da die Autoren der Studie relative und nicht absolute Risiken beschreiben. Die absoluten Risiken sind auch bei älteren Vätern noch eher gering. Wenn aber der Trend zu immer späterer Familiengründung weiter anhält, sollte man dieses Risiko im Auge behalten und potenzielle Eltern darüber aufklären, schreiben die Forscher. /

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