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Posttraumatische Belastungsstörung

Bei Intensivpatienten häufig

Datum 12.03.2013  17:29 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Patienten auf der Intensivstation sind lebensbedrohlich krank. Das schlägt sich auch auf die Psyche nieder: Ein Drittel der Intensivpatienten entwickelt eine posttraumatische Belastungsstörung, die mehrere Jahre anhalten kann.

»Merkst Du denn nicht, was hier los ist? Die wollen mich umbringen«, flüstert der Patient. Er hat gerade eine Herz- und Lungentransplantation überlebt und ist der Meinung, das Klinikpersonal trachte ihm nach dem Leben. Eine solche postoperative Psychose ist nicht selten. Fast ein Drittel der Patienten auf Intensivstationen entwickelt psychische Symptome. Diese können von visuellen Halluzinationen, Paranoia und Unruhe bis hin zu Aggressivität reichen. Manche Patienten führen Gespräche mit Personen, die nicht im Raum sind.

»Die körperliche Schwäche bessert sich in der Regel, die psychischen Symptome können über einen langen Zeitraum erhalten bleiben«, sagt Joseph Bienvenu von der Johns-Hopkins-University in Baltimore laut einer Pressemitteilung. Viele Patienten, die einen Aufenthalt auf der Intensivstation hinter sich haben, erleben Flashbacks von Wahnvorstellungen und Halluzinationen, die sie in der Klinik hatten. An diese erinnern sie sich eher als an die tatsächlichen Begebenheiten, so Bienvenu.

 

Mit seiner Arbeitsgruppe untersuchte er, wie häufig psychische Pro­bleme infolge einer Operation zu einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen. Die Wissenschaftler rekrutierten 520 Patienten, die in den Jahren 2004 bis 2007 in vier Kliniken in Baltimore wegen akuten Lungenversagens auf einer Intensivstation behandelt und mechanisch beatmet wurden. 186 der überlebenden Patienten hatten in der zweijährigen Nachbeobachtungsphase mindestens einen Untersuchungstermin.

 

Von diesen entwickelten 35 Prozent in der Folge klinisch signifikante Symptome eines PTBS. Die Rate war in der ersten Nachuntersuchung nach drei Monaten am höchsten, berichten Bienvenu und seine Kollegen im Fachjournal »Psychological Medicine«. Doch zwei Drittel der Patienten, die einer PTBS entwickelt hatten, litten auch noch zwei Jahre nach dem Klinikaufenthalt an Symptomen. Die Hälfte von ihnen nahm Psychopharmaka ein, 40 Prozent hatten einen Psychiater aufgesucht.

 

»Wir denken bei posttraumatischer Belastungsstörung an etwas, das Soldaten betrifft oder Personen, die sexuellen Missbrauch oder ähnliche emotionale Traumata erlebt haben«, sagt Dale Needham, Seniorautor der Studie. Die Störung sei aber genauso häufig, wenn nicht sogar häufiger bei Intensivpatienten anzutreffen, was vielen Medizinern nicht bewusst sei. Die Symptome lassen sich in drei Kategorien unterteilen: Entweder durchleben Patienten das Geschehen in Form von Albträumen oder Flashbacks der Halluzinationen erneut, oder sie reagieren mit Vermeidungsverhalten und Isolation, oder sie zeigen eine überhöhte Erregung, die sich als Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit oder Schlafstörungen bemerkbar macht.

 

Mögliche Ursachen

 

Wie die psychischen Symptome entstehen, ist noch nicht abschließend geklärt. Als medizinische Ursachen können starke Schmerzen, Sauerstoffmangel, Infektionen und Fieber, Dehydrierung und Nebenwirkungen der Medikation infrage kommen. Auch der veränderte Stoffwechsel sowie Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, Schlafmangel und der hohe Lärmpegel auf der Intensivstation können zum Entstehen der Symptome beitragen. Die Wissenschaftler stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass Patienten mit einer bereits vor dem Klinikaufenthalt bestehenden Depression ein doppelt so hohes Risiko hatten wie psychisch stabile Patienten. Auch eine lange Dauer des Aufenthalts auf der Intensivstation scheint sich negativ auszuwirken. Als weitere Risikofaktoren identifizierten die Forscher eine hoch dosierte Sedierung sowie eine Sepsis.

 

Um mögliche Spätfolgen und deren negative Auswirkungen auf die Lebensqualität zu verhindern, sollten Risikopatienten eine besondere Betreuung erhalten, empfehlen die Autoren. Protektiv scheint sich eine frühe körperliche Mobilisierung auszuwirken. Auch die Anwesenheit von vertrauten Personen kommt den Patienten zugute. /

 

Quelle:
O. J. Bienvenu, et al. Post-traumatic stress disorder symptoms after acute lung injury: a 2-year prospective longitudinal study. Psychological Medicine, available on CJO. doi:10.1017/S0033291713000214.

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