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Labordiagnostik

Branche will Früherkennung ausbauen

16.03.2010  17:44 Uhr

Von Martina Janning, Berlin / Das zeitige Erkennen von Krankheiten ist genauso wichtig wie Vorbeugen, sagen die Hersteller von Diagnostika. Sie fordern deshalb, dass Angebote zur Vorsorge und Früherkennung stärker gefördert und genutzt werden. So ließen sich die Kosten fürs Gesundheitssystem reduzieren. Eine umstrittene These.

Die Diagnostika-Hersteller haben sich erneut für eine Stärkung der Früherkennung von Krankheiten ausgesprochen. Aktueller Hintergrund ist die Ankündigung des parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesgesundheitsministeriums, Daniel Bahr (FDP), dass die schwarz-gelbe Koalition kein Präventionsgesetz auf den Weg bringen wird.

Stattdessen plant die Regierung eine »nationale Strategie« zur Prävention und Gesundheitsförderung, bei der vor allem bestehende Strukturen und Programme genutzt werden sollen. Es sei ein Fehler, dass Untersuchungen zur Früherken­nung und Vorsorge (Sekundärprävention genannt) bislang wenig thematisiert werde, sagte der Vorstandsvorsitzende des Verbands der Diagnostika-Industrie (VDGH), Dr. Jürgen Schulze, in Berlin zum Start der VDGH-Aktion »Prävention stärken: jetzt handeln«. Er kritisierte, dass die Politik in der Vergangenheit ihren Fokus zu sehr auf Programme gelegt habe, mit denen Menschen zu einer gesünderen Lebensweise angehalten werden sollen. »Angesichts des anhaltenden Kostendrucks im Gesundheitswesens sind Maßnahmen zur Effizienzsteigerung gefragt«, betonte er. In der Sekundärprävention sieht Schulze eine Möglichkeit dazu.

Schulze begrüßte, dass die Regierung nun alle vorhandenen Instrumente der Prävention durchleuchten und bewerten will. »Ich bin mir sicher, dass nach einer solchen Überprüfung der Stellenwert von Krankheitsvorsorge und -früherkennung anders beurteilt wird als heute«, sagte der VDGH-Chef. Anders als bei Programmen zur Verhaltensänderung liege der medizinische Erfolg bei Vorsorge und Früherkennung auf der Hand. »Mit Versorgungsstudien ließen sich auch die wirtschaftlichen Vorteile nachweisen, nämlich verringerte Kosten für die Therapie«, sagte Schulze. Allerdings gebe es bisher nur wenige solcher Untersuchungen, räumte er ein. So ist der ökonomische Nutzen denn auch umstritten. »Prävention macht das Gesundheitssystem nicht unbedingt billiger«, erläuterte der Gesundheitsökonom Professor Dr. Volker Ulrich von der Universität Bayreuth. Es sei jeweils abzuwägen, in welchen Verhältnis Kosten und Nutzen stehen. Prävention dürfe nicht zum Selbstzweck werden, warnte er. Während sich die Effekte von Primärprävention erst nach Jahren zeigten, brächten Untersuchungen zur Früherkennung unmittelbare Vorteile für Betroffene. Die Früherkennung von Krankheiten müsse daher den gleichen Stellenwert bekommen wie andere Präventionsangebote, verlangte Schulze. Bislang geben Krankenkassen jedoch deutlich mehr für Programme zum Gesundbleiben aus. Von den knapp 10 Milliarden Euro, die die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im Jahr 2007 in Prävention investierten, entfielen 1,6 Milliarden Euro auf die Sekundär- und 2,3 Milliarden Euro auf die Primärprävention. 0,5 Milliarden Euro flossen in die sogenannte Tertiärprävention; das sind Angebote, die den Erfolg von Behandlungen und Rehabilitationen überwachen.

 

Leistungskatalog überprüfen

 

Um die Früherkennung von Krankheiten zu stärken, plädierte der VDGH-Vorsitzende für mehr Aufklärung durch Ärzte und Krankenkassen. Patienten und Versicherte griffen Labordiagnostik derzeit nur bedingt auf. Schulze plädierte dafür, Programme zur Früherkennung regelmäßig daraufhin zu überprüfen, ob sie noch dem aktuellen wissenschaftlichen Standard entsprechen und überholte Verfahren aus dem Leistungskatalog der Kassen heraus zu nehmen. Von Politikern und Kassenvertretern forderte Schulze, privat zu zahlende Angebote nicht abzuqualifizieren. »Gerade in der Labormedizin sind viele Tests, die heute längst zum GKV-Standardprogramm gehören, jahrelang nur als Selbstzahlerleistzungen erhältlich gewesen«, sagte er. Denn in Gegensatz zu anderen Ländern zeichne sich das deutsche System durch eine relative Langsamkeit bei Entscheidungen aus. »Wir sind deutsch gründlich«, pointierte Schulze. Als ein Beispiel dafür, dass es auch anders geht, führte er Belgien an. Demnach ist es in dem Beneluxland möglich, Labordiagnostika zur Probe in den Kassenkatalog aufzunehmen.

 

Der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA), Dr. Rainer Hess, betonte, dass für die Anerkennung neuer Früherkennungsangebote als GKV-Leistung vor allem zähle, dass ihr Nutzen bewiesen ist. »Der Output bestimmt die Zulassung, nicht die Kosten«, sagte er. /

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