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Erdnussallergie

Frühe Exposition wirkt schützend

04.03.2015  09:27 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Ein früher Kontakt mit Erdnüssen kann bei gefährdeten Kindern eine Erdnussallergie vermeiden. Das ist das Ergebnis der LEAP-Studie (Learning Early About Peanut Allergy), die jetzt im »New England Journal of Medicine« veröffentlicht wurde. Bislang galt die Empfehlung, dass bei Risikokindern der Allergieauslöser strikt zu meiden ist.

Für die randomisierte kontrollierte Studie rekrutierten Forscher um Professor Dr. Gideon Lack vom King’s College London insgesamt 640 Kinder im Alter vor vier bis elf Monaten, die ein hohes Risiko hatten, eine Erdnussallergie zu entwickeln. Kriterien dafür waren ein bestehendes schweres Ekzem, eine Hühnereiweiß-Allergie oder beides. Eine Hälfte von ihnen sollte mindestens dreimal wöchentlich erdnusshaltige Lebensmittel konsumieren, während die andere Hälfte Erdnüsse bis zum fünften Lebensjahr konsequent meiden sollte.

Die frühe Exposition stellte sich als schützend heraus: Von den 530 Kindern, die zu Beginn der Studie noch nicht auf einen Pricktest mit Erdnuss­allergen reagiert hatten, entwickelten in der Expositionsgruppe im Alter von 60 Monaten 1,9 Prozent eine Erdnuss­allergie, während es in der Kontrollgruppe 13,7 Prozent waren. Das entspricht einer Reduktion der Allergie-Inzidenz um 86 Prozent. Von den 98 Kindern, die zu Beginn der Untersuchung schon auf einen Pricktest positiv reagiert hatten, litten in der Expositionsgruppe 10,6 Prozent an einer Allergie im Vergleich zu 35,3 Prozent in der Kontrollgruppe (Reduktion um 70 Prozent). Unerwünschte Wirkungen traten in beiden Gruppen gleich häufig auf.

Eine frühe, regelmäßige Exposition mit dem Allergen ist sicher und kann die Entwicklung einer Allergie in vielen Fällen verhindern, so das Fazit der Forscher. Dies würde die bisherige Empfehlung, das Allergen zu meiden, widerlegen. Neue Leitlinien könnten notwendig werden, so Lack in einer Pressemitteilung. Er rät Eltern aber dringend davon ab, aufgrund dieser ersten Daten im Alleingang eine Exposition bei ihrem Kind durchzuführen. »Eltern von Babys und Kleinkindern mit Hautausschlag oder einer Hühnerei-Allergie sollten einen Allergologen, Kinderarzt oder Allgemeinarzt konsultieren, bevor sie ihrem Nachwuchs erdnusshaltige Nahrungsmittel vorsetzen«, rät Lack.

 

In der Studie waren Kinder, die bereits erste Anzeichen einer Allergie gezeigt hatten (Hautreaktion im Pricktest über 4 mm Durchmesser), aus Sicherheitsgründen ausgeschlossen gewesen. Wie diese Kinder auf eine Exposition reagieren, sei noch nicht untersucht. Die Londoner Forscher wollen die Kinder weiter untersuchen um zu ermitteln, ob sie auch vor einer Allergie geschützt bleiben, wenn sie über zwölf Monate keine Erdnussprodukte mehr zu sich nehmen.

 

In der Berliner Charité läuft eine ähnliche Untersuchung mit der frühen Exposition mit Hühnereiweiß, die HEAP-Study (Hen’s Egg Allergy Prevention Study). Die Ergebnisse dieser randomisierten placebokontrollierten Studie sollen noch in diesem Jahr veröffentlicht werden, berichtete die Studienleiterin Dr. Kirsten Beyer gegenüber der PZ. /

 

Literatur:

George Du Toit, M.B., et al., Randomized Trial of Peanut Consumption in Infants at Risk for Peanut Allergy. N Engl J Med (2015) 372: Seiten 803-813. DOI: 10.1056/NEJMoa1414850.

Kommentar

Keine Exposition ohne Allergietest

Die LEAP-Studie hat interessante und überzeugende Ergebnisse geliefert. Einschränkend muss allerdings angemerkt werden, dass die Studie nicht placebokontrolliert war und Patienten mit leichtem oder mittel-schwerem Ekzem sowie Patienten mit stärkerer Sensibilisierung ausgeschlossen wurden. Daher kann auf keinen Fall eine generelle Aussage für Patienten mit Ekzem gemacht werden, und Erdnussprodukte sollten nicht gegeben werden, ohne dass ein Allergietest durchgeführt wird. Sensibilisierte Patienten benötigen eine orale Erdnussprovokation, bevor sie Erdnussprodukte erhalten. Bei klinischer Toleranz empfiehlt es sich, wie bereits üblich, Erdnussprodukte regelmäßig zu geben.

 

Privatdozentin Dr. Kirsten Beyer

Charité Universitätsmedizin Berlin

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