Pharmazeutische Zeitung online
Entdeckt

Wie Interferon-α HIV Paroli bietet

06.03.2012  15:50 Uhr

Von Sven Siebenand / In den frühen Tagen der Aids-Epidemie behandelten Ärzte Patienten unter anderem mit Interferon-α. Warum sich viele Symptome der Erkrankung damit mindern ließen, war lange nicht bekannt.

Erst in den vergangenen Jahren zeigten In-vitro-Untersuchungen, wie Interferon-α den HI-Viren vermutlich Paroli bietet. Nun konnten Wissenschaftler erstmals auch in vivo die Wirkweise des Zytokins nachweisen. Darüber berichtet das Team um Professor Dr. Satish Kumar Pillai von der University of California in San Francisco in »PNAS« (doi: 10.1073/pnas.1111573109).

Basis der Untersuchung waren 20 HIV-Patienten, die kein HIV-Medikament einnehmen mussten, aber wegen einer zusätzlichen Hepatitis-C-Infektion Interferon-α erhielten. Die Forscher nahmen den Patienten vor, während und nach der Gabe von Interferon-α Blut ab und bestimmten darin die Konzentration der Proteine APOBEC3 und Tetherin. Dabei handelt es sich um sogenannte Restriktionsfaktoren, die sich in infizierten Zellen befinden. Diese wichtigen Bestandteile der angeborenen antiviralen Immunität hatte man zuvor bereits entdeckt. APOBEC3 bekämpft HI-Viren, indem es neue Viruspartikel befällt und deren genetisches Material mutieren lässt. Wenn die Viren danach andere Zellen infizieren wollen, können sie sich nicht mehr replizieren. Tetherin wirkt auf andere Weise. Sobald Viren aus infizierten Zellen freigesetzt werden, setzt es diese an Ort und Stelle fest, sodass sie keinen weiteren Schaden anrichten können.

 

Bei den Blutuntersuchungen machten die Forscher nun folgende Entdeckung: Je stärker Inter­feron-α im Blut anflutete, desto stärker stiegen auch die Konzentrationen dieser Proteine an. Gleichzeitig zeigten jene Patienten mit der höchsten Konzentration davon den steilsten Abfall bei der HI-Viruslast.

 

Die Forscher stellen klar, dass die Ergebnisse nicht bedeuten, dass HIV-Patienten nun wie früher mit Interferon-α behandelt werden sollten. Dafür gibt es drei wichtige Gründe. Erstens gibt es heute eine Reihe wirksamer HIV-Medikamente. Zweitens ist auch bei Interferon-α mit einigen Nebenwirkungen zu rechnen, etwa grippeähnliche Beschwerden, Appetitverlust und einer gestörten Blutbildung. Drittens haben die HI-Viren Gegenmaßnahmen entwickelt, um die Abwehrmethoden von APOBEC3 und Tetherin auf Dauer zu durchkreuzen. Das Protein Vpu neutralisiert Tetherin, das Protein Vif untergräbt die Wirkung von APOBEC3.

 

Pillai und Kollegen sehen aber die Möglichkeit, auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse neue Medikamente zu entwickeln. Diese könnten die Wirkung der beiden Restriktionsfaktoren verstärken oder für eine erhöhte Expression dieser Proteine im Körper sorgen. Ist dieser Effekt stark genug, könnte es den Forschern zufolge so möglich sein, sich über die viralen Gegenmaßnahmen hinwegzusetzen. Damit wäre eine neue Methode im Kampf gegen HI-Viren gefunden. /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
THEMEN
AidsHIV

Mehr von Avoxa