Pharmazeutische Zeitung online
Onkologie

Der Traum von Big Data

02.03.2016  09:05 Uhr

Von Christina Müller, Berlin / Klinische Daten, Verordnungs­zahlen, ganze Genomsequenzen: Jeden Tag generiert das Gesundheitswesen riesige Datenmengen. Forscher suchen nach Wegen, diese Informationen medizinisch zu nutzen. Auf dem Deutschen Krebskongress informierten Experten über den aktuellen Stellenwert von Big Data in der Krebstherapie und welche Chancen sie darin sehen.

Die Zeiten, in denen Ärzte handschriftlich Diagnosen in Patientenakten kritzelten, sind weitgehend vorbei. In den meisten Praxen und Krankenhäusern dokumentiert das medizinische Personal heutzutage alle relevanten Daten in digitalisierter Form. Das weckt Hoffnung: Gelänge es, diese Fülle an Informationen zusammenzuführen, könnten Wissenschaftler daraus völlig neue Erkenntnisse gewinnen, die die Krebstherapie revolutionieren würden.

Fehlende Standards

 

Thomas Zander, Onkologe an der Uniklinik Köln, sieht diese Vision jedoch noch in weiter Ferne. »Uns fehlen bislang einheitliche Dokumentationsstandards, mithilfe derer wir vergleichbare Daten strukturiert erfassen können«, sagte er am Mittwoch in Berlin. Darüber hinaus seien die Akteure im Gesundheitswesen nicht ausreichend vernetzt, um die Datenpools miteinander zu verbinden. »Der Informationsaustausch etwa innerhalb einer Klinik ist kein Problem, aber sobald zwei Häuser unterschiedliche IT-Systeme verwenden, wird es kompliziert.«

 

Ähnlich kritisch äußerte sich Professor Christof von Kalle, Leiter des nationalen Zentrums für Tumorerkrankungen in Heidelberg. Er setzte den Hebel jedoch noch etwas früher an als sein Vorredner: »Bislang werden in Deutschland erst dann Daten erhoben, wenn eine Person bereits erkrankt ist. Wir wollen aber wissen, was vorher war.« Dafür sei ein System nötig, das auch ältere, gesundheitsbezogene Daten wiederfinden und sie einem bestimmten Patienten zuordnen könne, erklärte von Kalle. »Aber an dieser Stelle stehen uns die nationalen Datenschutzvorgaben im Weg.« Er forderte, den Patienten die Hoheit über ihre Daten einzuräumen, sodass jeder die Möglichkeit habe, seine persönlichen Informationen selektiv für Forschungsprojekte freizugeben.

 

Professor Hans Lehrach, Direktor des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik in Berlin, geht sogar noch einen Schritt weiter: Aus seiner Sicht scheitert der Versuch, Big Data in der Onkologie zu nutzen, schon an der Art und Weise, wie etwa Messwerte generiert werden. »Jedes Messgerät in jedem Krankenhaus ist anders. Wir müssen also von vornherein planen, welche Informationen wir erheben möchten, damit wir sie standardisiert erfassen können.« Nur so sei es möglich, am Ende valide Datensätze zu erhalten, die Wissenschaftler für ihre Auswertungen heranziehen können.

 

Big Data als Chance

 

Von Kalle hält Big Data im Gesundheitswesen dennoch grundsätzlich für eine große Chance. »Wenn wir tatsächlich in der Lage wären, diese Massen von Patienteninformationen zu verknüpfen und auszuwerten, könnten wir möglicherweise das Ansprechen auf die zur Verfügung stehenden Medikamente viel präziser vorhersagen.« Auch die Zulassung neuer Arzneimittel ließe sich so vereinfachen und beschleunigen. »Wenn wir bereits die Probandenauswahl optimieren könnten, würde das die klinische Phase der Arzneimittelentwicklung sicher deutlich verkürzen.« Das führe letztlich dazu, dass die Pharmahersteller neue Wirkstoffe zügiger in den Markt einführen könnten und sie somit anderen Erkrankten schneller zur Verfügung stünden. /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa