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Enteroviren

Ausschlag an Hand, Mund und Fuß

Datum 01.03.2016  16:24 Uhr

Von Nicole Schuster / Bei Ausschlag an Händen und Füßen und schmerzenden Geschwüren auf der Mundschleimhaut liegt der Verdacht auf Hand-Mund-Fuß-Krankheit nahe. Die Virusinfektion tritt vorwiegend bei Kindern auf und verläuft in der Regel selbstlimitierend. Da es keine Impfung gibt, sollten sich vor allem gefährdete Personen vor einer Ansteckung schützen.

Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) ist eine weltweit verbreitete Virus­infektion, die in Mitteleuropa vor allem im Spätsommer und Herbst vorkommt. Valide Daten zur Häufigkeit in Deutschland liegen für die nicht meldepflichtige Erkrankung allerdings nicht vor. So lässt sich auch die klassische Annahme, dass die Krankheit vor allem Kleinkinder und Kinder bis zehn Jahre betrifft, nicht durch Zahlen bestätigen. 

 

»In den letzten Jahren hören wir vermehrt, dass auch Erwachsene erkranken«, sagte Dr. Sabine Diedrich vom Nationalen Referenzzentrum für Poliomyelitis und Enteroviren am Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung. Wegen der schlechten Datenlage sei jedoch unklar, ob hier tatsächlich eine Zunahme vorliege oder ob die Krankheit schon immer auch bei Erwachsenen vorkam und vielleicht nur nicht erkannt wurde.

 

Auslöser der Hand-Fuß-Mund-Krankheit sind verschiedene Arten von Enteroviren. Hauptsächliche Verursacher waren früher die Typen Coxsackievirus A16 und Enterovirus 71. »Diese klassischen Erreger rückten jedoch in den letzten Jahren eher in den Hintergrund«, berichtet die Expertin. »Heute beobachten wir zunehmend Infektionen mit dem Coxsackievirus A6.« Infizierte Personen scheiden die Viren noch Wochen oder Monate nach der Infektion über den Stuhl aus. Die Ansteckung erfolgt von Mensch zu Mensch über Schmierinfektionen oder durch den Austausch von Körperflüssigkeiten wie Speichel. »Die Erreger sind extrem kontagiös«, weiß Diedrich. Insbesondere in Einrichtungen wie Kindertagesstätten sei die Ansteckungsgefahr groß. Wenn Kinder sich hier nicht gründlich die Hände waschen, übertragen sie die Viren auf alle möglichen Gegenstände, die sie anfassen. Infiziertes Spielzeug ist eine ideale Ansteckungsquelle für andere Kinder. »Wenn in einer Gruppe ein infiziertes Kind ist, wird es wahrscheinlich fast alle anderen anstecken«, sagt Diedrich. Das bedeute aber nicht, dass auch alle Kinder erkrankten. »Nur etwa 10 bis 20 Prozent der Infizierten zeigen auch Symptome. Vor allem bei Erwachsenen bricht die Krankheit oft nicht aus. Aber auch Menschen, bei denen die Infektion asymptomatisch verläuft, können den Erreger weitergeben.«

 

Charakteristischer Ausschlag

 

Nach dem Eindringen in den Organismus durch den Rachenraum gelangen die Viren über die Lymphknoten ins Blut und verteilen sich im ganzen Körper. Die Inkubationszeit beträgt drei bis zehn Tage. In seltenen Fällen entwickeln sich die Symptome aber auch schon einen Tag nach der Ansteckung, manchmal aber auch erst nach einem Monat.

Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit äußert sich zunächst mit allgemeinen Krankheitszeichen wie Fieber, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Halsschmerzen und Unwohlsein. Die charakteristischen Geschwüre in Form schmerzhafter Bläschen auf der Mundschleimhaut (Aphthen) treten einige Tage später auf, ebenso bisweilen rote Flecken in oder um die Nase. An den Fußsohlen und den Handinnenflächen zeigt sich ein charakteristisches Exanthem, bisweilen mit Blasenbildung. Vor allem bei erwachsenen Patienten jucken diese Stellen oft, andere Betroffene leiden unter starken Schmerzen. Bei ihnen tut jeder Schritt weh und sie können die Hände kaum benutzen. Wenn die weißlich gefüllten Bläschen aufplatzen, besteht die Gefahr, dass sie sich entzünden.

 

Ungewöhnliche Symptome

 

In letzter Zeit beobachten Ärzte auch vermehrt Fälle mit ungewöhnlichen Symptomen. So kann der Hautausschlag verstärkt auftreten. Es zeigen sich dann auch an Körperteilen wie Gesäß, Genitalien, Rücken, Knie und Ellenbogen rote Flecken beziehungsweise Bläschen. Bei einigen Betroffenen lösen sich etwa vier bis acht Wochen nach überstandener Erkrankung die Finger- und Fußnägel ab. Bei Patienten mit solchen Symptomen weisen Wissenschaftler häufig das Coxsackievirus A6 nach und nicht die klassischen Erregertypen Coxsackievirus A16 und Enterovirus 71. Wegen mangelnder epidemiologischer Daten lässt sich aber bislang nicht bestätigen, ob hier Zusammenhänge zwischen speziellen Symptomen und einzelnen Erregern bestehen und ob vielleicht genetische Veränderungen der Viren vorliegen.

 

Ärzte diagnostizieren die Krankheit in der Regel anhand der offensichtlichen Symptome. Im Zweifelsfall können eine Untersuchung des Inhalts der Hautbläschen, eines Abstrichs von der Rachen- oder Mundschleimhaut oder eine Stuhlanalyse für Klarheit sorgen. Eine kausale Therapie für die Hand-Fuß-Mund-Krankheit gibt es nicht. Sie ist auch nicht unbedingt erforderlich, da die Beschwerden in der Regel nach sieben bis zehn Tagen von alleine wieder verschwinden. Auch verlorene Finger- beziehungsweise Fußnägel wachsen ohne Behandlung wieder normal nach.

 

Behandelt wird die Erkrankung symp­tomatisch. Gegen das Fieber können Eltern dem Nachwuchs Säfte oder Zäpfchen mit Wirkstoffen wie Paracetamol oder Ibuprofen verabreichen. Schmerzlindernde Tinkturen und Gele etwa mit Kamille verschaffen bei den Geschwüren auf der Mundschleimhaut Erleichterung. Wichtig ist, dass Patienten trotz der schmerzenden Stellen im Mund ausreichend trinken, um einer Austrocknung vorzubeugen. Kühlende Getränke werden von Betroffenen mit Aphthen oft bevorzugt. Zum Essen bieten sich flüssige Speisen an, etwa Breie, Joghurt oder püriertes Obst und Gemüse. Für den Ausschlag an sich ist keine Behandlung erforderlich. Bei starkem Juckreiz ist das Auftragen von antipruriginösen Salben ratsam, um das Kratzen zu reduzieren. Wenn sich offene Bläschen entzünden, kann ein Antibiotikum erforderlich sein.

 

Hygiene ist entscheidend

 

Wenn das Kind 24 Stunden lang ohne fiebersenkende Mittel eine normale Körpertemperatur aufweist, darf es in der Regel wieder in Gemeinschaftseinrichtung wie den Kindergarten oder die Schule gehen. Zu bedenken ist, dass die Ansteckungsgefahr nach Abklingen der Symptome zwar stark gesunken ist, die Betroffenen aber immer noch Viren über den Stuhl ausscheiden können. Eine gründliche Hygiene ist daher weiterhin sehr wichtig.

Die bei Gesunden harmlos verlaufende Erkrankung kann bei gefährdeten Personengruppen, vor allem Menschen mit Immundefiziten, gefährlich werden. Bei ihnen können die Viren schlimmstenfalls eine Hirnhautentzündung verursachen oder Organe wie Herz und Leber schädigen. In diesen Fällen sind schnelle ärztliche Hilfe und oft auch ein Krankenhausaufenthalt erforderlich. »Eine Infektion in der Schwangerschaft ist hingegen meistens unproblematisch«, erzählt die Expertin. Allerdings bestehe die Gefahr, dass der Erreger bei der Geburt auf das Kind übergehe, wenn die Mutter ausgerechnet zu dieser Zeit Symptome zeige. »Ärzte beobachten in solchen Fällen das Neugeborene in den ersten Wochen sehr genau. Bei einer gesunden Frau sollten aber ausreichend Antikörper durch die Plazenta auf das Kind übergegangen sein, um es vor einer Erkrankung zu schützen.«

 

Da es bislang keine Impfung gibt, gilt es besonders für gefährdete Personen, einer Ansteckung vorzubeugen. Hygiene ist hier das A und O. Nach dem Toilettengang ist gründliches Händewaschen angesagt und dasselbe gilt für Eltern, wenn sie erkrankten Kindern die Windeln wechseln oder diese pflegen. Dabei lassen sich die Viren zwar nicht völlig entfernen, aber zumindest sinkt ihre Anzahl. Besondere Vorsicht ist angebracht, wenn Bläschen aufplatzen, da sie mit ihrem Inhalt auch Krankheitserreger freisetzen.

 

Wer die Krankheit einmal durchgemacht hat, ist danach nur gegen den spezifischen Virustyp immun. »Bei Ansteckung mit einem anderen Erregertyp ist eine erneute Erkrankung möglich, oft sogar mehrfach hintereinander«, berichtet die RKI-Ärztin. /

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