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Mammografie

»Das Screening tut, was es soll«

26.02.2014  09:48 Uhr

Von Annette Mende, Berlin / Gut acht Jahre nach dem Start des Mammografie-Screening-Programms fällt das Zwischenfazit der Verantwortlichen positiv aus. Immer mehr Brusttumoren werden in einem prognostisch günstigen frühen Stadium entdeckt. Bei der Inanspruchnahme der Früherkennungsuntersuchung gibt es allerdings noch Luft nach oben.

Alle in Deutschland lebenden Frauen zwischen 50 und 69 Jahren werden alle zwei Jahre zum Mammografie-Screening eingeladen. Im Jahr 2010 folgten 2,7 Millionen Frauen dieser Einladung. Mit 1,5 Millionen Folgeuntersuchungen war dabei die Anzahl derjenigen, die zum wiederholten Male zum Screening kamen, erstmals höher als die der Erstuntersuchungen.

 

Insgesamt entdeckten die Ärzte im Rahmen des Screenings in diesem Jahr 17 501 Mammakarzinome, 13 834 davon waren invasiv. Ein sogenanntes duktales Carcinoma in situ, also ein lokal begrenztes Frühkarzinom, lag in etwa 19 Prozent der Fälle vor. Bezogen auf die Gesamtzahl der Teilnehmerinnen bedeutet dies, dass bei Erstuntersuchungen in acht von 1000 Fällen eine Krebsdiagnose gestellt wurde, bei Folgeuntersuchungen in 5,5 von 1000. Diese Zahlen präsentierten Mitarbeiter der Kooperationsgemeinschaft Mammografie bei einer Pressekonferenz am Rande des Krebskongresses in Berlin (siehe Kasten).

 

In frühen Krankheitsstadien

 

Sowohl in den Erst- als auch in den Folgeuntersuchungen wurden sehr viel häufiger Tumoren in frühen Krankheitsstadien identifiziert als in der Zeit vor dem Screening. So waren von den bei Folgeuntersuchungen entdeckten Krebsgeschwulsten 35 Prozent maximal 10 mm groß und 80 Prozent nicht größer als 20 mm. Mit 32 respektive 77 Prozent waren die entsprechenden Anteile bei den Erstuntersuchungen zwar etwas niedriger, aber immer noch deutlich höher als vor Einführung des Screenings: Damals waren nur 14 Prozent der invasiven Tumore bei Ent­deckung 10 mm oder kleiner gewesen und 49 Prozent maximal 20 mm.

 

»Die Ergebnisse der Folgeuntersuchungen sind für uns besonders wichtig. Denn mit den Erstuntersuchungen bilden wir im Grunde genommen nur die Versorgungssituation vor Einführung des Screenings ab. Mit den Folgeuntersuchungen ermitteln wir dagegen unsere eigene Qualität«, erklärte Dr. Karin Bock, Leiterin des Referenzzentrums Südwest der Kooperationsgemeinschaft Mammografie. Sie führte aus, dass das deutsche Programm in fast jeder Hinsicht die Vorgaben der EU-Leitlinie zum Mammografie-Screening erfüllt. Eine Schwachstelle ist jedoch nach wie vor die Teilnahmerate.

 

Geringe Teilnehmerrate

 

Nur etwas mehr als die Hälfte der eingeladenen Frauen (54 Prozent) nehmen hierzulande das Angebot der Vorsorgeuntersuchung wahr. Dieser Anteil ist seit dem Start des Programms etwa gleich und liegt deutlich unter der eigentlich geforderten Rate von mindestens 70 Prozent. Ein Grund dafür ist, dass das Verhältnis zwischen dem Nutzen des Screenings durch mehr und früher erkannte Brustkrebs-Erkrankungen einerseits und den Risiken durch die Strahlenbelastung und eventuelle falsch-positive Befunde andererseits in den Medien immer wieder kritisch hinterfragt wird.

 

Zur Diskussion um die Falsch-Positiv-Rate sagte Bock: »Falsch-positiv heißt nicht, dass wir einer Frau erzählen, sie hätte Brustkrebs, obwohl das gar nicht stimmt. Es bedeutet, dass wir aufgrund der ersten Mammografie einen bösartigen Befund nicht sicher ausschließen können. Dann laden wir sie zu einer erneuten Untersuchung ein. Von den betroffenen Frauen wird das aber häufig fehlinterpretiert.« Der Anteil der Frauen, die zu einer erneuten Untersuchung einbestellt werden, liegt mit 3,1 Prozent unter dem von der EU-Leitlinie vorgegebenen Rate von 5 Prozent (Mindestanforderung), aber leicht über der Empfehlung von 3 Prozent.

 

Belege für den Nutzen

 

Professor Dr. Alexander Katalinic vom Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein führte unter anderem die Entwicklung der Brustkrebsinzidenz als Beleg für den Nutzen des Screenings an. Diese stieg in den alten Bundesländern seit 2005 an, erreichte 2008 einen Gipfel und fällt seitdem. In den neuen Bundesländern, wo das Screening erst 2007 sukzessive eingeführt wurde, ist seitdem ein Anstieg zu verzeichnen. »Dieses Ergebnis zeigt, dass das Screening tut, was es soll. Denn in der ersten Phase soll es zunächst einmal vermehrt Brustkrebs erkennen.« Später sinke die Inzidenz, da früh erkannte Tumoren, die ohne das Screening erst später und in einem weiter fortgeschrittenen Stadium gefunden worden wären, im weiteren Verlauf fehlten.

 

Auswirkungen auf die Mortalität sind Katalinic zufolge erst in einer noch späteren Phase zu erwarten und werden sich vermutlich frühestens 2019 zeigen. Die bereits jetzt beobachtete Veränderung der Stadienverteilung sei aber ein weiteres Indiz dafür, dass das Screening seinen Zweck erfüllt. Sowohl der Anstieg der Inzidenz als auch die Verschiebung hin zu früheren Krankheitsstadien bei der Diagnose zeigten die hohe Qualität der standardisierten Früherkennungsuntersuchung. »Das ist ein wichtiger Befund, denn wir hatten in Deutschland bereits vor Einführung des Mammografie-Screening-Programms eine hohe Rate an Mammografien.« /

Das Mammografie-Screening-Programm

Den Beschluss zur Einführung eines Mammografie-Screening-Programms fällte der Bundestag im Juni 2002 einstimmig. 2005 nahmen die ersten Screening-Einheiten ihre Arbeit auf, seit 2009 ist die Versorgung mit rund 400 Standorten flächendeckend etabliert. Im Rahmen des Programms sollen alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland alle zwei Jahre zur Mammografie eingeladen werden. Koordination, Evaluation und Qualitätssicherung des Programms gemäß der europä­ischen Leitlinie obliegen der Kooperationsgemeinschaft Mammografie. Deren gemeinsame Träger sind der GKV-Spitzenverband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung.

 

Der Evaluationsbericht 2010 der Kooperationsgemeinschaft wird in Kürze auf
www.mammo-programm.de/presse/aktuelle-meldungen.php zur Verfügung stehen.

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