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Männer

Seltener krank und früher tot

08.04.2008  17:28 Uhr

Männer

<typohead type="3">Seltener krank und früher tot

Von Uta Grossmann

 

Adam ist in der Gesundheitsforschung ein noch ziemlich unbekanntes Wesen. Diesem Defizit begegnet die DAK mit einer Untersuchung über Männer und Gesundheit. Das Ergebnis: Männer leben riskanter, sind Vorsorgemuffel und flüchten gern in den Alkohol.

 

Wann ist ein Mann ein Mann? Ein Blick in den Gesundheitsreport 2008 der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) beantwortet Herbert Grönemeyers Frage so: Wenn er ordentlich raucht und trinkt, riskant lebt, bei einem Schnupfen nicht gleich zum Arzt läuft, Vorsorgeuntersuchungen in die Schublade für Weicheier schiebt und Depressionen mit aggressivem Verhalten überspielt.

 

Das sind, überspitzt formuliert, einige Ergebnisse der DAK-Untersuchung, die sich dem Thema Mann und Gesundheit widmet und kürzlich in Berlin vorgestellt wurde. Männer sind zwar mit durchschnittlich elf Tagen pro Jahr einen Tag weniger krank als Frauen. Allerdings leben sie riskanter und sterben fast sechs Jahre früher als Frauen. Männer haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 76,2 Jahren, Frauen leben mit im Schnitt 81,8 Jahren deutlich länger.

 

Warum Männer mehr rauchen und trinken, öfter einen Herzinfarkt erleiden, sich den Fuß verstauchen oder die Hand brechen, hat Ursachen, die vielfach in rollenspezifischem Verhalten, aber auch in bestimmten männertypischen Arbeitsfeldern begründet sind. Männer sind häufiger an gefährlicheren Arbeitsplätzen tätig als Frauen, das erklärt zum Teil die höhere Zahl von Verletzungen etwa der Hand oder des Handgelenks. Auch in der Freizeit leben sie gefährlicher, üben zum Beispiel häufiger Risikosportarten aus und verletzen sich dementsprechend öfter am Knie oder Fuß.

 

Den Rollenstress, dem sich Männer beruflich wie privat ausgesetzt sehen, brachte Dr. Anne Maria Möller-Leimkühler auf die Formel: Konkurrenz, Karriere, Kollaps. Nach ihrer Definition ist Männergesundheit gleich Geschlechterrollenorientierung mal soziale Lage. Die Privat-Dozentin von der Psychiatrischen Universitätsklinik München ist eine der Expertinnen, die die DAK für ihren Gesundheitsreport 2008 mit dem Schwerpunktthema Mann und Gesundheit befragt hat. Außerdem hat die Krankenkasse die Krankschreibungen von mehr als 2,6 Millionen erwerbstätigen Mitgliedern ausgewertet, die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter Männern eingeflochten und Krankenhausdiagnosen analysiert. Das Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) hat den Report für die DAK erstellt.

 

»Die Herstellung von Männlichkeit geht auf Kosten der Gesundheit«, sagte Möller-Leimkühler. Männer definieren sich stark über ihren sozialen Status und den beruflichen Erfolg. Das führt nicht selten dazu, dass sie sich zu selten Auszeiten und Erholungsphasen gönnen, Erschöpfungssignale nicht wahrnehmen und Angst oder Unsicherheit leugnen.

 

Die Maske der starken Kerle bekommt jedoch immer öfter Risse. Psychische Erkrankungen und unspezifische Symptome wie Unwohlsein haben bei Männern 2007 zugenommen, während die Zahl der Krankheitstage für alle anderen Erkrankungen vom Kreislauf- über das Muskel-Skelett-System bis hin zu Verletzungen und Infektionen rückläufig war.

 

Die Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen stiegen 2007 im Vergleich zu 2000 um 18,4 Prozent. Experten gehen davon aus, dass es bei der wichtigsten Einzeldiagnose auf diesem Feld, der Depression, eine hohe Dunkelziffer gibt. Männer neigen eher dazu, depressive Symptome nicht wahrzunehmen, zu bagatellisieren oder zu verleugnen, sagte Hans-Dieter Nolting, Geschäftsführer des IGES. Möller-Leimkühler formulierte es so: »Frauen reden, Männer trinken.« Männern fehle es häufig an Krankheitseinsicht. Depressive Symptome würden durch männliches Verhalten maskiert.

 

Männersprechstunde

 

Reine »Männerärzte« sehen die von der DAK befragten Experten nicht als Königsweg. Sie versprechen sich mehr von interdisziplinären Männersprechstunden an größeren Zentren oder Kliniken. Der Urologe Professor Dr. Lothar Weißbach forderte mehr Informationen der Krankenkassen und der Medien über das unbekannte Wesen Mann. »Wir brauchen eine große Ausstellung mitten in Berlin: Alles über Adam« sagte er. Weißbach ist stellvertretender Vorsitzender der Stiftung Männergesundheit.

 

Männer sind »die Sorgenkinder der Prävention«, sagte DAK-Vorstandschef Professor Dr. Herbert Rebscher. »Männer bringen lieber ihr Auto zum TÜV, als dass sie selber einen Gesundheitscheck machen.« Deshalb will die DAK Männer stärker zur Vorsorge und Prävention motivieren. Mit einer Kampagne zur Männergesundheit will sie Männer am Arbeitsplatz ansprechen, um berufsbedingte Unfälle künftig zu vermeiden. Mit finanziellen Anreizen versüßt die Kasse männlichen Vorsorgemuffeln schon jetzt den Gang zum Check-up 35 oder zur Krebsvorsorge und will das weiter intensivieren.

 

Weil Herzinfarkte und Rückenprobleme bei Männern häufiger sind als bei Frauen, will die DAK sie verstärkt mit Anreizsystemen und Bonusprogrammen auf Klassiker der Prävention wie Bewegung, Ernährungsumstellung und Raucherentwöhnung stoßen.

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