US-Leitlinien für Frauen |
18.02.2014 15:52 Uhr |
Von Kerstin A. Gräfe / Zwei große US-amerikanische Fachgesellschaften haben erstmals frauenspezifische Leitlinien zur Schlaganfallprävention entwickelt. Hintergrund ist, dass Frauen geschlechtsspezifische Risikofaktoren wie Bluthochdruck in der Schwangerschaft, Kontrazeption und Hormonersatztherapie haben.
Die Empfehlungen veröffentlichten die American Heart Association (AHA) und American Stroke Association (ASA) 2013 im Fachmagazin »Stroke« (doi: 10.1161/ 01.str.0000442009.06663.48). Im Mittelpunkt der Leitlinien stehen die Risikofaktoren Bluthochdruck in der Schwangerschaft, orale Kontrazeption und Hormonersatztherapie.
Schwangere mit primärer oder sekundärer Hypertonie sowie Schwangere mit einer Präeklampsie in der Vorgeschichte sollten ab der zwölften Schwangerschaftswoche ein niedrig dosiertes Acetylsalicylsäure (ASS)-Präparat einnehmen. Eine ähnliche Empfehlung spricht auch die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) in ihren aktuellen Leitlinien zu hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen aus: Sie rät zur täglichen Einnahme von 75 bis 150 mg ASS spätestens ab der 16. Woche. Um einer Präeklampsie vorzubeugen, sollten laut US-Leitlinien werdende Mütter mindestens 1 g Calcium pro Tag einnehmen. Bei einem Mangel (unter 600 mg pro Tag) könne dies in Absprache mit dem Arzt auch mithilfe von Calciumsupplementen erreicht werden.
Während der Schwangerschaft sollte ein Blutdruck über 160/110 mmHg immer behandelt werden, rät das Autorenteam um Dr. Cheryl Bushnell von der Wake Forest School of Medicine in Winston-Salem/North Carolina. Ab einem Anstieg über 150/100 mm Hg könne eine Therapie erwogen werden. Als sicher in der Schwangerschaft führen die US-Leitlinen unter anderem Nifedipin und Methyldopa auf. Letzteres gibt auch die DGGG als Mittel der Wahl an. Nifedipin und Betablocker gelten aus deutscher Sicht als bedingt geeignet, alle übrigen Antihypertensiva als ungeeignet. Eine Blutdruckkontrolle sei laut US-Leitlinien auch generell bei allen Frauen erforderlich, die hormonelle Kontrazeptiva einnehmen. Von einer Hormonersatztherapie zur Primär- oder Sekundärprävention nach der Menopause raten AHA und ASA wie auch andere Fachgesellschaften grundsätzlich ab.
Rauchverbot für Frauen mit Migräne mit Aura
Des Weiteren widmen sich die US-Leitlinien Risikofaktoren, die bei Frauen wesentlich häufiger als bei Männern vorkommen. Dazu gehören Vorhofflimmern sowie Migräne mit Aura. Da diese Migräneform ebenso wie Rauchen mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfall assoziiert ist, gilt laut der US-Leitlinien für die betroffenen Frauen absolutes Rauchverbot. An Seniorinnen über 75 Jahre ist die Empfehlung gerichtet, sich routinemäßig auf Vorhofflimmern per Pulsmessung und EKG untersuchen zu lassen. /