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Risikofaktor Übergewicht

Taillenumfang mit BMI kombinieren

Datum 18.02.2013  20:58 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Der Bauchumfang in Kombination mit dem Body-Mass-Index (BMI) hilft, die Mortalität von Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser abzuschätzen als der BMI allein. Der BMI ist schlecht geeignet, den Körperfettanteil anzugeben, weshalb einige Risikopatienten durch das Raster fallen.

Über die Eignung des BMI als Maß für Übergewicht und Krankheitsrisiken wird unter Experten schon lange gestritten. Eine weitere Studie, die zur Diskussion beiträgt, haben nun Dr. Thais Coutinho und ihre Kollegen von der Mayo-Clinic in Rochester vorgelegt. Die Forscher führten eine Metaanalyse mit Daten aus fünf Studien durch, an denen etwa 15 500 Patienten mit koronaren Herzerkrankungen teilgenommen hatten.

Als Maß für das Übergewicht und den schädlichen Körperfettanteil wurden neben dem BMI auch der Taillenumfang oder der Taille-Hüfte-Quotient (Waist-Hip-Ratio, WHR) erfasst. Von einem deutlich erhöhten Taillenumfang spricht man bei Frauen ab 88 cm und bei Männern ab 102 cm. Als erhöht gilt der Umfang ab 80 cm für Frauen und ab 94 cm für Männer. Normalwerte für den WHR liegen bei Frauen unter 0,85 und bei Männern unter 1,00.

 

Der Analyse zufolge hatten Patienten mit einem BMI von 22, was Normalgewicht entspricht, und einem hohen Bauchfett­anteil (WHR 0,98) die höchste Mortalität. Sie war verglichen mit der von Patienten, die als adipös gelten (BMI über 30), aber nur wenig Bauchfett hatten (WHR 0,89), um 61 Prozent erhöht. Bei gleichem BMI von 22 hatten Personen mit einem erhöhten Bauchfettanteil ein um 10 bis 17 Prozent erhöhtes Sterberisiko gegenüber Personen ohne Hüftring, berichten die Forscher im »Journal of the American College of Cardiology« (doi: 10.1016/j.jacc.2012.10.035). Selbst bei gleichem WHR von 0,98 hatten leichtere Patienten mit einem BMI von 22 ein um 20 Prozent höheres Risiko als vermeintlich gefährdetere Personen mit einem BMI von 30.

 

»Der BMI korreliert schlecht mit dem Körperfettanteil«, sagt Coutinho in einer Meldung der Mayo-Clinic. Um die Erkrankungsrisiken und die Mortalität besser abschätzen zu können, sollten daher neben dem BMI immer auch das abdominelle Fett in Form von Taillenumfang oder Taille-Hüft-Quotient miterfasst werden. »Das ist leicht anwendbar«, sagt Coutinho. Diesen Test könnte jeder Mensch überall auf der Welt durchführen. »Alles, was man dazu braucht, ist eine Skala und ein Maßband.«

 

Hintergrund dieser Untersuchung war, dass Übergewicht zwar als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt, in einigen Studien ein hoher BMI aber Überlebensvorteile zu bieten schien. Bekannt wurde dieses Phänomen unter dem Begriff »Adipositas-Paradoxon«. Wenn der Bauchfettanteil mit berücksichtigt wird, verschwindet dieses Paradoxon, sagt Coutinho. Dies hätte die Arbeitsgruppe bereits in einer früheren Arbeit gezeigt. 2011 hatten die Forscher in einer Metaanalyse Studien mit knapp 16 000 Patienten mit koronaren Herzerkrankungen analysiert. Dabei stellten sie fest, dass Patienten mit einem erhöhten Taillenumfang eine höhere Mortalität hatten als Personen mit niedrigerem Taillenumfang. Der BMI war dagegen invers mit der Sterblichkeit korreliert.

 

Diese Untersuchungen zeigten, wie wichtig es sei, bei der Abschätzung des Herz-Kreislauf-Risikos die Fettverteilung mit zu berücksichtigen, so Coutinho. Das Fett im Abdomen sei schädlicher als das Fett in der Hüftregion. Letzteres scheint sogar protektiv zu wirken. Die Forscher plädieren daher dafür, die Fettverteilung stärker zu beachten und nicht nur auf das Körpergewicht zu schauen. In der Leitlinie »Prävention und Therapie der Adipositas« von 2007 wird dies auch schon vorgegeben. Zur Beurteilung der viszeralen Fettmasse soll demnach bei Personen mit einem BMI ab 25 kg/m2 stets der Taillenumfang gemessen werden.

 

In der Praxis finde das auch statt, bestätigte Dr. Annette Hauenschild vom Adipositas-Zentrum Gießen gegenüber der PZ. »Der BMI ist nur ein erster Hinweis. Er hat wenig Aussagekraft bezüglich des viszeralen Bauchfetts.« Als zweiter Schritt werde grundsätzlich der Bauchumfang bestimmt, der aber auch nur eine Annäherungsgröße darstelle. »Um exakte Aussagen zu machen, muss man die Körperzusammensetzung per Impedanz-Analyse bestimmen.« Aber ganz zu verwerfen sei die BMI-Bestimmung auch nicht: »Bei den meisten Menschen zeigt ein hoher Wert einen zu hohen Körperfettanteil an.« /

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