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Skiunfälle

Das Risiko fährt mit

23.02.2010  15:55 Uhr

Von Elke Wolf / Die gute Nachricht vorweg: Es gibt immer weniger Unfälle auf der Piste und auch die Schwere der Verletzungen nimmt ab. Die schlechte: Noch immer verletzen sich trotz Schutzhelm und Pistenregeln pro Saison mindestens 45 000 Deutsche auf den Brettern

Spitzenreiter der »Knochenbrecher«-Statistik ist das Knie, das in 33,5 Prozent der Skiunfälle der übermäßigen Belastung nicht standhält. Das geht aus der Unfallanalyse der Auswertungsstelle für Skiunfälle (ASU Ski) für die Skisaison 2008/2009 hervor. Interessanterweise verunglücken Frauen »anders« als männliche Skifans. So machten etwa Knieverletzungen bei weiblichen Skifahrern nahezu die Hälfte (44,9 Prozent) aller Malheure aus, wohingegen dies bei Männern nur etwa ein Viertel war (24,7 Prozent). Dafür bekommen bei Männern besonders häufig die Schultern und Oberarme einen Schlag ab, und zwar fast doppelt so häufig wie bei ihren weiblichen Mitstreiterinnen (31,3 Prozent versus 17,5 Prozent). Der Anteil der Kopfverletzungen liegt bei 10,9 Prozent.

Insgesamt zählt die ASU Ski einen deutlichen Rückgang von Unglücksfällen auf den Hängen: Das Verletzungsrisiko hat sich seit 1980 annähernd halbiert. In der letzten Saison zogen sich hochgerechnet zwischen 48 000 und 49 000 Deutsche beim Skifahren eine Verletzung zu, mit der sie zum Arzt gingen. Auch die Schwere der Verletzungen und damit die mittlere Krankenhausaufenthaltsdauer sind im Sinken begriffen. »Nur« rund 7000 verletzten sich so schwer, dass sie mehrere Tage im Klinikbett verbringen mussten – in der Statistik ein absoluter Tiefststand.

 

Die Art der Verletzungen hat sich ebenfalls geändert. So ist es der Einführung des Carving-Skis zu verdanken, dass Knieverletzungen und Kreuzband-Schäden nur noch rund ein Drittel der Skiunfälle ausmachen. Mit den langen Brettern von früher und den damit verbundenen größeren Hebelkräften stand das Knie weitaus häufiger im Fadenkreuz der Verletzungen.

 

Kombinierte Kapsel-Band-Verletzungen stehen ganz oben auf der Verletzungsskala. Meist ist das Knie-Innenband oder das vordere Kreuzband beteiligt. Zum Beispiel weil der Sportler verkantet und sein Knie nach außen gedreht wird oder beim plötzlichen Sprung über eine unerwartete Bodenwelle das Knie nach hinten überstreckt und das vordere Kreuzband der extremen Dehnung kein Paroli bieten kann. Auch nach einem Sprung kann durch die harte Landung das Kniegelenk Schaden nehmen.

 

Skidaumen und Snowboard-Fraktur

 

Typisch für den alpinen Skisport sind auch Verletzungen des Daumengrundgelenks. Bänderzerrungen oder -risse sind so häufig, dass die Sportart der Verletzung ihren Namen gab: Der sogenannte Skidaumen entsteht, wenn man sich beim Sturz falsch abstützt und den Daumen wegspreizt. Dann ist das Daumengrundgelenk schnell überdehnt oder Bänder gar gerissen. Gefahr, sich einen Skidaumen zu holen, läuft auch, wer mit seinem Stock irgendwo hängenbleibt. Dann kann der Daumen ruckartig nach hinten gezogen werden. Und auch wer die Stockschlaufen falsch angelegt hat, kann Daumen-Probleme bekommen.

Die typische Snowboard-Verletzung liegt eine Etage höher. Rund ein Drittel aller dort eingefahrenen Verletzungen betreffen das Handgelenk. Meistens haben naturgemäß Anfänger das Pech, sich mit diesem sogenannten handgelenksnahen Speichenbruch herumzuschlagen: Wer das Gleichgewicht verliert, streckt reflexartig die Arme aus, um sich abzufangen und abzustützen. Dabei kann das Handgelenk bersten, von Medizinern auch Radiusfraktur genannt.

 

Die Knie sind dagegen bei Snowboardern weit weniger verletzungsanfällig als bei Skifahrern. Denn bei Snowboardern sind beide Beine fest auf dem Brett verankert. Das vermindert die extremen Rotationskräfte auf die Kniegelenke.

 

Helm statt Mütze

 

Die Gründe für den Rückgang der Verletzungswelle im Wintersport sieht der Deutsche Skiverband (DSV) in einer besseren technischen Ausstattung, besser präparierten Pisten und dem vermehrten Tragen von Schutzausrüstung, allen voran der Schutzhelm. In der Tat: Die Zahl der Helm-Träger ist erstmals größer als die der Helm-Muffel. Im vergangenen Winter trugen bereits mehr als 50 Prozent der Erwachsenen und über 90 Prozent der unter 15-jährigen Skifahrer einen Helm, teilt der DSV mit. Der Kopfschutz sei die Lebensversicherung Nummer eins auf der Piste, lässt der Sportverband wissen. Eine gesetzlich verankerte Helmpflicht lehnt er jedoch ab. »Nur wer von der Schutzfunktion des Skihelms überzeugt ist, trägt ihn so selbstverständlich wie Handschuhe und Skibrille«, so der DSV in einer Pressemeldung. /

Kalt erwischt

Nicht neu, aber effektiv: Bei Pistenpannen leistet die Erstversorgung nach dem PECH-Prinzip gute Dienste: Pause, Eis, Compression und Hochlagerung. Der verletzte Körperteil sollte möglichst direkt nach der Verletzung ruhiggestellt werden. Dann heißt es Kühlen, Kühlen, Kühlen, etwa mit Wasser, Schnee oder Eis. Doch Vorsicht: Die Haut sollte nicht direkt mit dem Kühlmittel in Berührung kommen, sonst drohen Erfrierungen. Die Kühlung sollte mehrere Stunden aufrechterhalten werden. Allerdings sind immer mal wieder Pausen einzulegen, etwa zwei- bis dreimal pro Stunde für jeweils einige Minuten. In diesen Pausen werden die Muskeln wieder durchblutet. Wird hingegen eine Körperregion zu stark abgekühlt, kommt es zu einer unerwünschten Überreaktion, wenn das Kühlmittel irgendwann entfernt wird. Die Blutgefäße erweitern sich, die Durchblutung läuft auf Hochtouren, damit in der betroffenen Körperregion das Temperaturdefizit wieder ausgeglichen wird. Die Folge: Der Bereich, der eigentlich gekühlt wurde, wird über Gebühr erwärmt.

 

Während oder nach der Kühlung sollte der verletzte Körperteil mit einem Kompressionsverband gestützt werden. Er hilft bei der Ruhigstellung und wirkt Nachblutungen und Wasseransammlungen entgegen. Da die Schwellung in den ersten Stunden in der Regel zunimmt, ist die Spannung des Verbands regelmäßig zu überprüfen und anzupassen.

 

Abhängig von den Beschwerden ist ein Arztbesuch angezeigt. Bei leichteren Blessuren fördert ein okklusiver Salbenverband die Regeneration, am besten auch nachts. Dazu werden analgetisch-antiphlogistisch wirkende Externa etwa mit Diclofenac, Ibuprofen, Indometacin oder Dimethylsulfoxid (zum Beispiel Voltaren Emulgel®, Dolgit®, Elmetacin®, Rheumabene®) messerrückendick auf die betreffende Stelle aufgetragen, mit einer Frischhaltefolie abgedeckt und mit einer elastischen Binde straff umwickelt. Alkoholhaltige Gele eignen sich nicht. Unter den Phytopharmaka können Arnika- oder Beinwellwurzel-Extrakte mit klinischen Studien aufwarten. Heparin-haltige Salben (zum Beispiel Venalitan®) sollen die Resorption von Ödemen und Hämatomen unterstützen, genauso wie homöopathische Kombinationsarzneimittel (zum Beispiel Traumeel®). Parallel zur topischen Behandlung empfiehlt sich, nicht steroidale Antirheumatika auch oral einzunehmen.

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