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Hepatitis C

Dreifachschlag gegen die Viren

11.02.2015  09:42 Uhr

Von Sven Siebenand, Frankfurt am Main / Für Patienten mit Hepatitis-C-Infektion hat sich die Therapie dank einiger neuer Wirkstoffe zuletzt deutlich gewandelt und verbessert. Nun ist das erste Interferon-freie Therapieregime mit drei direkt anti­viral wirksamen Substanzen verfügbar. Zum Einsatz kann es bei Infizierten mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) vom Genotyp 1 kommen.

HCV ist ein Virus mit vielen Gesichtern. Der Genotyp (GT) 1 herrscht weltweit vor und macht in Deutschland etwa 62 Prozent aller HCV-Fälle aus. Wie Professor Dr. Bianca Wittig von Abbvie auf einer Pressekonferenz ihres Arbeit­gebers in Frankfurt am Main informierte, kam mit Viekirax® und Exviera® das erste in Deutschland verfügbare HCV-Therapieregime auf den Markt, das drei direkt antiviral wirksame Substanzen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen kombiniert. Es kann mit oder ohne Ribavirin zum Einsatz kommen.

 

Simples Therapieschema

 

Viekirax enthält die neuen Wirkstoffe Paritaprevir, einen HCV-NS3/4A-Pro­tease-Inhibitor, und Ombitasvir, einen Hemmer von HCV-NS5A. Zudem befindet sich zur Boosterung von Paritaprevir Ritonavir in der Tablette. Wirksubstanz in Exviera ist der neue HCV-RNA-Polymerase-Hemmer Dasabuvir. So werden die Viren in verschiedenen Phasen ihres Lebenszyklus angegriffen, was eine hohe Heilungsrate ermöglicht. Innerhalb der sechs zulassungsrelevanten Phase-III-Studien konnten mit Viekirax und Exviera mit und ohne Ribavirin insgesamt 97 Prozent der chronischen HCV-Patienten mit GT1 geheilt werden.

 

Wie Professor Dr. Stefan Zeuzem vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main informierte, beträgt die Behandlungsdauer bei den meisten GT1-Patienten zwölf Wochen, bei Patienten mit dem GT1a und kompensierter Zirrhose 24 Wochen. Einzunehmen seien pro Tag einmal zwei Viekirax- Tabletten und zweimal eine Exviera-Tablette. Der Mediziner betonte, dass auch Apotheker in der Verantwortung seien, die Patienten an die Bedeutung einer hohen Compliance zu erinnern. Ferner informierte Zeuzem, dass neben Viekirax und Exviera zusätzlich noch die Einnahme von Ribavirin notwendig sein kann. Bei nicht zirrhotischen Patienten mit dem GT1b sei dies aber überflüssig. Bei anderen Infizierten vom GT1 werde es empfohlen. Verträgt der Patient Ribavirin nicht, kann man laut dem Referenten aber auch darauf verzichten, ohne die Heilungsrate wesentlich zu senken.

 

Wenige Neben-, zahlreiche Wechselwirkungen

 

Zeuzem betonte, dass Exviera und Viekirax sehr gut verträglich sind und in dem neuen Therapieregime vor allem Ribavirin Haupttreiber für Nebenwirkungen ist. Insgesamt waren aber auch mit Ribavirin die Abbruchraten aufgrund von Nebenwirkungen mit 0,2 Prozent sehr gering. »So etwas erreicht man zum Beispiel bei einem Statin oder einem Antihypertensivum nie«, kommentierte Zeuzem.

 

Sind Exviera und Viekierax in Sachen Nebenwirkungen unproblematisch, so gilt dies nicht im Hinblick auf Wechselwirkungen. In den Fachinformationen der beiden neuen Präparate können sich Apotheker detailliert über mögliche Wechselwirkungen informieren. So dürfen Arzneimittel, deren Abbau und Ausscheidung stark von CYP3A4 abhängen und bei denen ein erhöhter Wirkstoffspiegel mit schwerwiegenden Ereignissen vergesellschaftet ist, nicht zusammen mit Viekirax angewendet werden. Auch starke oder moderate CYP3A4-Induktoren und -Inhibitoren dürfen nicht zusammen mit Viekirax zum Einsatz kommen. Exviera ist dagegen unter anderem bei der gleichzeitigen Anwendung von CYP3A4-Induktoren und CYP2C8-Inhibitoren wie Gemfibrozil kontraindiziert.

 

Viekirax ist ohne Exviera, aber immer in Kombination mit Ribavirin auch zur Behandlung des GT4 zugelassen. Dieser GT ist der häufigste im Nahen Osten und in Ägypten, in Deutschland dagegen bisher eher selten. Jedoch nahm die Verbreitung von GT4 in einigen europäischen Ländern wie Italien und Frankreich zuletzt zu. Patienten mit dem HCV-GT4 nehmen über zwölf oder 24 Wochen neben Ribavirin einmal täglich zwei Viekirax-Filmtabletten.

 

Galenischer Trick

 

Apropos Filmtabletten: Abbvie stellt die Viekirax-Filmtabletten mit der sogenannten Schmelzextrusions-Techno­logie her. Damit kann die extrem schlechte Wasserlöslichkeit der beiden neuen Wirkstoffe umgangen werden, hieß es auf der Veranstaltung. Parita­previr sei zum Beispiel viermal schlechter wasserlöslich als Kalk. Bei dem Herstellungsverfahren wird jeder Wirkstoff unter Erwärmen und Scherenergie zusammen mit einem wasserlöslichen Trägerstoff aufgeschmolzen, wobei der Wirkstoff sich im geschmolzenen Polymer löst. Danach werden die Extrudate gemahlen, gemischt und der Tablettenpresse zugeführt. Wenn sich die Tabletten nach der Einnahme im Magen-Darm-Trakt auflösen, befinden sich die Wirkstoffe so schon in einem vorgelösten Zustand und können – trotz der schlechten Wasserlöslichkeit – dann dennoch zeitnah resorbiert werden. /

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