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Adipositas im Kindesalter

Mehr Fairness und Unterstützung

12.02.2014  10:03 Uhr

Die Zahlen sind alarmierend: Heute sind rund 50 Prozent mehr Jugendliche übergewichtig (BMI > 25) als Anfang der 1990er-Jahre. Die Zahl der adipösen Jugendlichen (BMI > 30) hat sich seitdem sogar verdoppelt. Doch wie kann dem entgegengewirkt werden? Mit mehr Bewegung und weniger Essen ist es nicht getan.

»Übergewichtige Kinder stehen unter einem hohen Leidensdruck, zumal sie oft auch noch mit Diskriminierung, Schuldzuweisungen und sozialer Isolation konfrontiert werden«, konstatierte Professor Dr. Martin Wabitsch von der Adipositas-Ambulanz der Uniklinik Ulm. Doch wisse die Medizin heute, dass die alarmierende Zunahme von Übergewicht und Fettleibigkeit nicht nur auf eine falsche Lebensweise (zu viel Zeit vor dem Fernseher und dem Computer) und ungeeignete Ernährungsbedingungen (unter anderem sogenannte Kinderlebensmittel mit zu viel Fett und Zucker), sondern auch auf eine genetische Prädisposition zurückgeführt werden kann.

 

Herkömmliche Methoden greifen nicht

 

Adipositas im Kindes- und Jugendalter gehe nicht nur mit einer verringerten Lebensqualität, einem gestörten Selbstbild und vermindertem Selbstvertrauen einher, sondern auch mit typischen Folgeerkrankungen der Lunge (Schlafapnoe, Asthma), des Gastrointestinaltraktes (Gallensteine, Fettleber), des Bewegungsapparats (Spreizfüße, X-Beine) oder des Herz-Kreislauf-Systems (Bluthochdruck, Dyslipidämie, Endothelfunktionsstörungen) sowie mit Depressionen oder Diabetes mellitus.

Die systematische Literaturrecherche zeige, dass bestimmte Gruppen der Gesellschaft besonders betroffen sind, so der Kinder- und Jugendmediziner mit Verweis auf Familien aus sozial benachteiligten Schichten sowie Familien mit Migrationshintergrund. Sie zeige auch, dass herkömmliche Therapiemaßnahmen, also Aufforderungen zu mehr Bewegung und einer Ernährungsumstellung, kaum greifen.

 

Erfolge durch spezifische Schulungsprogramme seien insbesondere bei Kindern aus motivierten und intakten Familien beschrieben worden. Doch seien diese Ergebnisse eher selten. Grundsätzlich sei hier eine »weitgehende Therapieresistenz« zu verzeichnen. Dieses sei nicht erstaunlich, so Wabitsch, der unter anderem Initiator eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts »Medizinische und psycho­soziale Charakterisierung von Jugendlichen mit extremer Adipositas – Akzeptanz und Wirkung einer strukturierten Versorgung« ist.

 

Neueste Erkenntnisse zur endokrinen Regulation der menschlichen Energiehomöostase hätten gezeigt, dass der menschliche Körper sein jeweiliges Gewicht hartnäckig verteidigt und nur schwer dazu zu bewegen ist, es auf ein neues Gleichgewicht einzustellen. Selbst mit allergrößter Willenskraft und Disziplin könne es der überwiegenden Zahl der Betroffenen nicht gelingen, das Übergewichtsproblem allein zu bewältigen, betonte der Mediziner. »Was allein nicht funktioniert, gelingt gemeinsam und mit professioneller Hilfe meist besser.« Wabitsch verwies auf das »Kompetenznetz Adipositas«, das Jugendlichen mit schwerem Übergewicht die dringend notwendige körperliche, seelische und medizinische Unterstützung biete (www.kompetenznetz-adipositas.de).

 

Ein gesellschaftliches Problem

 

Durch Aufklärung der Bevölkerung müsse dem »falschen Dogma, dass Übergewicht allein auf Schlemmerei und Bequemlichkeit zurückzuführen ist«, entgegengewirkt werden, da dieses »das Problem nicht löst«. Ob Familie, Schule oder Freundeskreis: Der Referent forderte grundsätzlich mehr »Fairness und Unterstützung« für betroffene Kinder und Jugendliche, zumal es sich bei Übergewicht und Adipositas nicht um ein individuelles, sondern um ein gesellschaftliches Problem handle. Auch Politiker seien aufgefordert umzudenken, um den dramatischen Fehlentwicklungen Einhalt zu gebieten.

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