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Demenzen

Abspecken für das Gehirn

12.02.2014  10:02 Uhr

Demenzielle Erkrankungen werden in unserer alternden Gesellschaft immer häufiger, doch eine ursächliche Therapie ist nicht in Sicht. Die Prävention gewinnt daher an Bedeutung, zumal einige Risikofaktoren bekannt sind. Körperliche Inaktivität mit ihren Folgen wie Adipositas und Diabetes, aber auch Depression gehören dazu.

Demenz ist definiert als Verlust der geistigen Fähigkeiten von solcher Schwere und Dauer, dass der Alltag nicht mehr wie gewohnt bewältigt werden kann. Die Ursachen dafür sind vielfältig; es gibt Hunderte körperliche und zerebrale Erkrankungen sowie einige psychische Störungen, die zu demenziellen Krankheitsbildern führen können. »DIE Behandlung der Demenz kann es also nicht geben«, sagte Professor Dr. Hans Förstl vom Klinikum rechts der Isar der TU München.

 

Gedächtnisverlust ist unwiederbringlich

 

Häufigste Einzelursache für Demenz ist die Alzheimer Krankheit. Die meisten Patienten leiden aber nicht nur unter einer Form der Demenz, sondern weisen eine Reihe von Hirnveränderungen auf. In diesem Fall spricht man von einer gemischten Demenz, die laut Förstl die häufigste Form ist.

Mit den heute verfügbaren Antidementiva, zu denen Cholinesterasehemmer wie Donepezil, Galantamin und Rivastigmin sowie Memantin gehören, lässt sich die Gedächtnisfunktion nicht wiederherstellen. »Mit ihnen erreichen wir eine Parallelverschiebung der Symp­tome über je nach Substanz sechs bis zwölf Monate«, erklärte der Neurologe und Psychiater. Das bedeutet, dass der kognitive Abbau ein halbes bis ganzes Jahr hinausgezögert, jedoch nicht aufgehalten werden kann. Das Fehlen einer kausalen Wirkung spricht aus Förstls Sicht aber keineswegs gegen den Einsatz der Mittel. Gerade im höheren Lebensalter sei der Zeitgewinn durchaus relevant und für den Patienten und sein Umfeld mit einem Zugewinn an Lebensqualität verbunden.

 

»Was wir in der Therapie der Demenz häufig vernachlässigen, sind die weiteren Symptome, allen voran die Depression«, sagte Förstl. Anti­depressiva seien indiziert zur Stimmungsaufhellung und zur Impulskontrolle. Zu vermeiden seien aber trizyklische Substanzen aufgrund ihrer anticholinergen Wirkung.

 

Neuroleptika sollten nur so niedrig dosiert und so kurz wie möglich eingesetzt werden. In einer Notfallsituation können sie zur Kontrolle von Halluzinationen, Agitation und Aggressivität gegeben werden. Ein Dauergebrauch muss aber unterbleiben. Noch zurückhaltender sollten Benzodiazepine verwendet werden. »Für eine dauerhafte Verordnung von Benzodiazepinen für Demenzpatienten gibt es keine Indikation«, stellte Förstl klar. Einzig bei substanzabhängigen und gleichzeitig dementen Patienten und auch dann nur sehr kurzzeitig dürften diese Medikamente zum Einsatz kommen.

 

Fokus auf Prävention

 

Förstl zeigte sich pessimistisch, dass die medikamentösen Therapiemöglichkeiten in nächster Zukunft nennenswert erweitert werden. Die Entwicklung einer kausalen Therapie, mit der sich degenerative Hirnveränderungen aufhalten lassen, erwartet er frühestens in einigen Jahrzehnten. Auch mit ihr sei aber eine Heilung in der Phase einer manifesten Demenz höchstwahrscheinlich ausgeschlossen.

 

Angesichts dieser Situation sollten die Anstrengungen zur Prävention der Erkrankung verstärkt werden. Es gibt eine Reihe von etablierten Risikofaktoren für Demenz, die größtenteils vermeidbar sind. Dazu gehören eine schlechte Ausbildung, Rauchen, Bewegungsmangel, Adipositas, Hypertonie, Diabetes und Depression. Laut einer Übersichtsarbeit in »The Lancet Neurology« lasse sich die Zahl der weltweiten Demenzerkrankungen im Fall einer erfolgreichen Beeinflussung dieser sieben Risikofaktoren um 54 Prozent senken (doi: 10.1016/S1474-4422(11)70072-2).

 

Auch wenn das Erreichen dieser Zahl utopisch scheint, zeigt doch die Entwicklung des altersbezogenen Demenzrisikos, dass gesundheitsfördernde Maßnahmen wirken. Denn die steigende Zahl an Demenzpatienten liegt an der gewachsenen Lebenserwartung, nicht an einer Zunahme des Risikos. Angesichts des langen Vorlaufs der Erkrankung müsse die Prävention der Demenz allerdings sehr frühzeitig ansetzen.

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